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Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Titel: Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Augenblick beschimpft sie ihren Bruder, um ihn im nächsten zu beweinen.«
    »Ich werde gleich kommen«, versprach Idaho. Er sah Stilgar vom Deich steigen, über die kleine Brücke gehen und im Orangenhain untertauchen.
    Sein Mentat-Bewußtsein projizierte die erkennbaren Entwicklungslinien in die Zukunft. Die Möglichkeiten machten ihn schwindeln. Paul hatte einen Wirbelsturm in Bewegung gesetzt, dem nichts widerstehen konnte.
    Die Bene Tleilax, die Gilde und die Bene Gesserit hatten ihr Spiel überreizt und verloren, waren in aller Augen diskreditiert. Der Verrat Korbas und anderer Würdenträger hatte das Qizarat entscheidend geschwächt und lieferte Stilgar nun den Hebel, mit dem er es entmachten und den Djihad unterdrücken konnte. Und Pauls letzte Handlung, seine freiwillige Unterwerfung unter ihren Brauch, sicherte ihm und seinem Haus die Loyalität jener, von deren Wohlwollen letztlich die Zukunft seiner Kinder abhing. Er war jetzt für immer einer der ihren.
    Idaho erinnerte sich an sein Versprechen und machte sich auf den Rückweg. Auf halber Höhe des Vorgebirges, noch eine gute halbe Stunde vom Sietch, kam ihm auf dem steilen Fahrweg Alia entgegen. In ihrem blassen Gesicht spiegelten sich Verwirrung und Zorn, Hilflosigkeit und Trauer.
    »Paul ist tot!« sagte sie mit erstickter Stimme. »Er war ein Dummkopf, Duncan!«
    »Reden Sie nicht so!« sagte er scharf.
    »Das ganze Universum wird es sagen, und wir beide werden es noch erleben.«
    »Warum, um Himmels willen?« Er sah ihr an, daß keine Vision in ihr war. Von da her konnte diese Eingebung nicht gekommen sein. »Sie praktizieren eine merkwürdige Art von schwesterlicher Liebe«, sagte er.
    »Liebe! Duncan, er hätte bloß vom Weg abzuweichen brauchen! Was hätte es ausgemacht, wenn der Rest des Universums hinter ihm zusammengefallen wäre? Er wäre in Sicherheit gewesen ... und Chani mit ihm!«
    »Warum hat er es dann nicht getan?«
    Sie schüttelte heftig abwehrend den Kopf, doch dann sagte sie, plötzlich kleinlaut: »Pauls ganzes Leben war ein stummes Ringen gegen den in seinem Namen geführten Djihad und gegen seine Vergöttlichung. Wenigstens ist er davon frei. Er hat es so gewählt.«
    »Ich weiß – das Orakel«, sagte Idaho. »Selbst Chanis Tod. Sein Mond fiel.«
    »Er war ein Dummkopf, nicht wahr, Duncan?«
    Idaho schwieg. Unterdrückter Kummer machte seine Kehle eng.
    »So ein Dummkopf!« keuchte Alia, deren Selbstkontrolle nun sichtbar versagte. »Er wird für immer leben, während wir sterben müssen!«
    »Alia, lassen Sie doch ...«
    »Es ist der Gram«, sagte sie mit unsicherer Stimme. »Nur Trauer. Wissen Sie, was ich für ihn tun muß? Ich muß das Leben der Prinzessin Irulan schützen. Ausgerechnet sie! Sie sollten ihre Trauer hören. Sie jammert und heult; sie schwört, daß sie ihn geliebt habe, ohne es zu wissen. Sie verflucht ihre Schwesternschaft und sagt, sie wolle ihr Leben Pauls Kindern widmen.«
    »Sie vertrauen ihr?«
    »Sie stinkt nach Vertrauenswürdigkeit.«
    »Ahh«, murmelte Idaho. Vor seinem Bewußtsein fügten sich auch die letzten Steinchen zum fertigen Mosaik. Der Abfall Irulans war der letzte Schritt. Er nahm den Bene Gesserit das einzige noch verbliebene Werkzeug gegen die Atreides-Erben. »Trotzdem würde ich vorsichtig sein«, sagte er.
    Alia begann zu schluchzen und legte ihr Gesicht an seine Schulter. »Ohh, Duncan! Er ist tot!«
    Idaho fühlte ihr Haar an seinen Lippen. »Bitte«, flüsterte er.
    Ihr Schmerz vereinte sich mit seinem, wie zwei Bäche, die in einem Teich zusammenfließen.
    »Ich brauche dich, Duncan«, schluchzte sie. »Liebe mich!«
    »Ich liebe dich.«
    Sie hob den Kopf und blickte in sein Gesicht auf. »Ich weiß, Duncan. Liebe kennt Liebe.«
    Ihre Worte schickten einen Schauer durch seinen Körper, ein Gefühl der Entfremdung von seinem alten Selbst. Er war auf der Suche nach etwas gekommen und hatte etwas anderes gefunden. Es war, als sei er in einen Raum voll von vertrauten Menschen getaumelt, nur um zu spät zu begreifen, daß er keinen von ihnen kannte.
    Sie trat von ihm zurück und nahm seine Hand. »Willst du mit mir kommen, Duncan?«
    »Wohin du willst.«
    Sie führte ihn den Rest des Weges hinauf zu den Felshöhen des Massivs an einen sicheren Ort.

Epilog
     
     
Nicht für Muad'dib
der bittere Gestank von Totendestillen.
Nicht Totenglocke noch prunkvolle Riten,
den Geist zu lenken von düsteren Schatten.
Er ist der einfältige Heilige,
der ewig am Rand der Vernunft
lebende

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