Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
war ein Angriff, der auf Paul selbst zielte, etwas, das er nicht ignorieren konnte.«
»Die meisten der auf Ipyr Gestorbenen – Frauen Kinder, gewöhnliche Leute – waren zweifellos unschuldig.« Gurney konnte den Blick nicht von den Bildern losreißen, die er vor sich sah.
Jessicas Tonfall war von Trauer gedämpft. »Es war ein schrecklicher Preis, aber ich kann seine Reaktion beinahe verstehen. Er musste eine Botschaft schicken, die weitere Aufsässigkeiten verhinderte. Aber diese anderen Planeten ...« Sie schüttelte den Kopf und schob das Kinn vor. »Er muss seine Gründe gehabt haben. Ich kenne meinen Sohn – ich habe ihn großgezogen, und ich kann nicht glauben, dass er so etwas aus einer Laune heraus oder aus Rachsucht tun würde.« Der Imperator hatte es ihnen noch schwerer gemacht, indem er sich ihnen nicht erklärt hatte, und seine Anhänger gingen einfach davon aus, dass das, was Muad'dib vorhersah und bestimmte, notwendig sein musste.
Jessica konnte die lebhafte Erinnerung an Paul als frühreifes Kind nicht verdrängen. Er war ein talentierter Junge gewesen, der gegen Widrigkeiten ankämpfte und siegreich, stärker und – zumindest hatte sie es immer geglaubt – mit dem unbeschädigten, ehrenhaften Kern eines Atreides aus diesen Kämpfen hervorgegangen war. Als seine Mutter konnte sie ihn nicht rundheraus verurteilen ... aber sie konnte seine jüngsten Handlungen auch nicht einfach ignorieren, entschuldigen oder rechtfertigen.
»Mir wäre wohler, wenn ich seinen Gesamtplan kennen würde. Ich fürchte, Paul rutscht und stolpert dem Vergessen entgegen und lässt sich immer neue Entschuldigungen einfallen, wenn er ein neues Ziel findet, Mylady.«
Die beiden musterten die Bilder von rauchenden Schlachtfeldern. Ein Qizarat-Sprecher kommentierte die Aufnahmen und identifizierte die zahlreichen über das Schlachtfeld verstreuten Leichen stolz als »diejenigen, die den Segen Muad'dibs zurückgewiesen haben.« Auf jedem Schlachtfeld gingen die Dahingemetzelten in die Zehntausende.
Jessica sah, dass die glücklichen Sieger, die die Toten ausplünderten, Pauls Djihad-Kämpfer waren. Im Vordergrund waren Schiffe zu sehen, die eindeutig als Transporter für Ärztetruppen und Sanitäter kenntlich waren. Doch im Hintergrund des hochauflösenden Bildes machte Jessica etwas aus, das das Qizarat entweder nicht bemerkt hatte oder nicht hatte berichten wollen. Sie vergrößerte das Bild und konzentrierte sich auf mehrere große Schiffe ohne Kennzeichnung, die am Rand des blutigen Schlachtfelds schwebten.
Dort wieselten kleingewachsene Männer aus den Transportern hervor, um das Schlachtfeld zu durchkämmen, wobei sie zahlreiche Leichen aussortierten und andere markierten. Ihnen folgten Lastarbeiter, die die Getöteten auf Suspensor-Paletten luden und sie wie Feuerholz stapelten, um ihre grausige Ernte anschließend in die Schiffe zurückzubringen.
»Bei den Göttern der Unterwelt, das sind Tleilaxu! Totenträger, die Leichen bergen.«
»Aber nicht alle Leichen«, stellte Jessica stirnrunzelnd fest. »Sie gehen nach irgendeinem Auswahlverfahren vor. Wenn das einfach nur Leichenschiffe wären, würden die Tleilaxu alle Toten einsammeln. Warum suchen sie ganz bestimmte aus? Und was machen sie mit ihnen?«
Sobald eins der Kadaverschiffe voll beladen war, schlugen die Frachttore zu, und es hob ab, ächzend vom Gewicht der vielen Leichen an Bord. Sobald ein Schiff abflog, sank ein neues aufs Schlachtfeld hinab, und der Vorgang wiederholte sich.
Bevor Jessica oder Gurney Vermutungen über die Gründe dafür anstellen konnten, wurden sie von einem forschen Klopfen an der Tür unterbrochen. Ein junger Hofpage sagte leise: »Ein Gildenkurier ist eingetroffen, Mylady, und er hat eine Nachricht von Ihrem Sohn, dem Heiligen Imperator.«
Der uniformierte Gildenangestellte, der wenige Augenblicke später auftauchte, war eine Frau, deren kurzes Haar und locker sitzender Einteileranzug ihr eine recht androgyne Erscheinung verliehen. Mit einer knappen Verbeugung überreichte sie einen Nachrichtenzylinder. »Mylady Jessica, Muad'dib hat mich beauftragt, Ihnen dies zu überbringen.«
Sie nahm den Zylinder entgegen und entließ die Frau. Als die Tür sich hinter ihr geschlossen hatte, brach Jessica sofort das Siegel und öffnete die Nachricht, die in Atreides-Kriegssprache verfasst war. Es handelte sich um einen persönlichen Brief von Paul. Jessica hatte keine Geheimnisse vor Gurney, und sie gestattete ihm, ihr über die
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