Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
hatte die Schwesternschaft schwer zu leiden, und Paul machte keinen Hehl daraus, wie sehr er sie verachtete. Trotzdem traten die Frauen immer wieder an Jessica heran und baten sie um Hilfe und Verständnis. Bislang hatte sie sie ignoriert. Jessica fand, dass die Bene Gesserit schon genug Schaden angerichtet hatten.
Neben ihrem erhöhten Sitz am Ende des Saals stand Gurney wie ein Wachhauptmann. Obwohl er selbst ein Graf und ein hochangesehener Held zahlreicher Schlachten war, entsagte er seiner Autorität zugunsten Jessicas, wenn sie den herzoglichen Thron bestieg. »Nun gut, lasst uns beginnen«, sagte sie. »Ihr Leute habt doch sicher Wichtigeres zu tun, als den ganzen Tag hier rumzustehen.« Die Zuschauer schienen ihren trockenen Humor nicht zur Kenntnis zu nehmen.
Jessica erkannte den ersten Bittsteller, der vortrat, einen bärtigen alten Mann in traditioneller Fischerkleidung, der ein Medaillon an einem blauen Band um den Hals trug. Mit dem Schmerbauch und den stockdünnen Beinen war Bürgermeister Jeron Horvu die meiste Zeit seines Lebens über das gewählte Oberhaupt von Cala City gewesen. Der Alte Herzog selbst hatte ihn noch gefördert.
Der Bürgermeister war offenkundig sehr bekümmert. Seine Wangen waren eingefallen, seine Augen gerötet, und seine Lider waren schwer vom Schlafmangel. Er bedachte Jessica mit einer knappen, förmlichen Verbeugung, die einige der Versammelten als unzureichende Ehrerbietungsbezeugung betrachteten. »Mylady, wir werden belagert. Ich flehe Sie an, uns zu helfen. Retten Sie unsere Welt.«
Zahlreiche Pilger blickten sich mit geballten Fäusten um, bereit, gegen jeden zu kämpfen, der es wagte, Caladan zu bedrohen ... ohne zu begreifen, dass der Bürgermeister sie meinte.
»Schildern Sie mir, was genau Sie meinen, Jeron.« Sie beugte sich vor, um ihn zu ermutigen. »Ich habe Sie stets als jemanden erlebt, dem nur das Beste für Caladan und sein Volk am Herzen liegt.«
»All diese Fremdweltler!« Horvu zeigte auf die hinter ihm versammelten Massen. »Sie sagen, dass sie kommen, um Paul Atreides zu ehren, den Sohn unseres edlen Herzogs, doch dann plündern sie unsere Städte, trampeln das Küstenland nieder und trüben die Gewässer! Ich bin mir sicher, dass sie es gut meinen«, fügte er schnell hinzu, in dem Versuch, das wütende Brummen zu beschwichtigen, das sich im Audienzsaal erhob, »aber ihre Absichten spielen keine Rolle, wenn alles, was uns lieb ist, geplündert und zerstört wird.«
»Red weiter Mann, drück dich genauer aus«, drängte Gurney. »Die anderen müssen es hören.«
Der alte Mann zählte einzelne Punkte an den Fingern ab. »Erst letzte Woche mussten wir drei Anlegestellen im Hafen ersetzen, weil das Holz so schlimm gesplittert und geschwächt von den zahllosen Menschen war, die sich Stückchen davon als Andenken mitgenommen haben. Nur weil Herzog Leto Atreides dort sein Boot Victor festzumachen pflegte!« Er verdrehte die Augen, um zum Ausdruck zu bringen, wie absurd er die Vorstellung fand.
»Unsere Herbergen werden bestürmt. Unsere Straßen quellen über vor Menschen, die im Rinnstein schlafen, die Händler bestehlen und ihre Diebereien rechtfertigen, indem sie behaupten, Muad'dib wäre all seinen Gefolgsleuten gegenüber großzügig! Und vergessen wir nicht diese Scharlatane von Souvenirhändlern, die gefälschte Teile von Dingen verkaufen, die Muad'dib angeblich berührt oder gesegnet hat. Es ist allgemein bekannt, dass sie einfach alles einsammeln, was sie finden und den leichtgläubigen Pilgern verkaufen können, die erkleckliche Summen zahlen, ob nun mit oder ohne Echtheitsbeweis.«
Nachdem er sich in Rage geredet hatte, ließ Horvu nicht mehr locker. »Die Fischereigewässer sind voller Touristenboote, so dass unsere Fänge drastisch zurückgehen, und das zu einer Zeit, in der Tausende zusätzlicher Mäuler zu stopfen sind! Unsere ganze Lebensweise wird mit Füßen getreten, Lady Jessica. Bitte helfen Sie uns.« Horvu hob die Hände. »Bitte sorgen Sie dafür, dass diese Leute nicht mehr kommen.«
»Das dürfen Sie nicht, Sayyadina!«, rief jemand aus der Menge. »Dies ist die erste Heimat Muad'dibs, ein heiliger Ort der Hadsch. Der Messias wird jeden, der uns den Zutritt verwehrt, mit einem strafenden Blitzschlag vom Himmel niederstrecken.« Zustimmende Rufe erklangen.
Horvus Mut sank angesichts der schieren Gehässigkeit, mit der die Zuhörer sein Gesuch beantworteten, doch Jessica erhob sich. Sie hatte genug. »Es ist nicht Sache des
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