Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
ich ihn hätte beschützen sollen, als wir noch kleine Jungen waren. Indem ich dieses Versprechen halte, ehre ich nicht nur ihn, sondern auch meinen Vater.«
Jessica hatte damit gerechnet, dass er ihr Angebot ablehnen würde. »Dann nimm die einzige Annehmlichkeit, die ich dir anbieten kann.« Sie ließ die tödliche Nadel in den Falten ihres Gewandes verschwinden und holte ein kleines Fläschchen hervor. »Ich habe Wasser mitgebracht.«
In absolutem Vertrauen leerte er die Flasche und seufzte. »Nach dem morgigen Tag werde ich das nicht mehr brauchen. Aber danke.«
Als er einen Moment lang nicht achtgab, umarmte sie ihn. »Ich bin dir dankbar, Bronso. Und es tut mir leid.« Dabei streifte sie seinen Nacken mit einer anderen Nadel und ließ nicht mehr als die Spur einer wirkungsvollen Chemikalie eindringen – ein anderes der neuen ixianischen Spielzeuge, die die Technokraten Alia vermacht hatten, um sie zu beeindrucken. Bronso bemerkte es nicht einmal. Als sie sich voneinander lösten, dachte sie: Ich habe alles für dich getan, was ich tun konnte. Paul hat einen guten und loyalen Freund in dir und einen echten imperialen Patrioten.
Dann sagte Bronso: »Bevor Sie gehen, schlagen Sie mir fest ins Gesicht. Um den Schein zu wahren.«
Sie verbarg das ixianische Gerät unter ihrem Gewand und schaltete das Abschirmfeld aus. Dann ließ sie ihre zornige Haltung wieder aufflammen. »Wachen!«
Die Tür flog auf, als würden die Amazonen damit rechnen, dass Jessica angegriffen wurde. Bevor sie die Zelle betreten konnten, holte Jessica mit der offenen Hand aus und schlug Bronso mit solcher Kraft ins Gesicht, dass er zur Seite geschleudert wurde. Er fasste sich mit der Hand an die schmerzende Wange.
Sie grinste Bronso höhnisch an, und ihre Worte waren für die Ohren der Zuschauer bestimmt: »Wenn du den Schmerz in der Todesdestille spürst, denk an mich. Ich habe diesem Gefangenen nichts weiter zu sagen.«
83
Ich habe jede Menge Akrobaten und Tänzer gesehen. Ich habe erstaunliche pyrotechnische Darbietungen gesehen, und Solidhologramm-Illusionen. Ich habe Zuschauer in Ohnmacht fallen, schreien und jubeln sehen. Aber das größte Spektakel von allen ist das Leben – und der Tod.
Rheinvar der Großartige
Zur Stunde von Bronsos Hinrichtung saß Lady Jessica auf einer hohen Zuschauertribüne und blickte zum wimmelnden Menschengedränge auf dem Platz hinab, auf die Bauchladenverkäufer und Gaffer und die ganze unschöne Karnevalsatmosphäre. Neben der Zuschauertribüne stand die unheilverkündende Todesdestille, die dem verhassten Verräter ein langsames und schauriges Ende in Aussicht stellte. Diesmal war die Möglichkeit ausgeschlossen, dass es sich bei dem Opfer lediglich um einen Gestaltwandler handelte.
Jessica hatte sich nicht zeigen wollen, um die Exekution nicht mit ansehen zu müssen, doch Alia hatte auf ihrer Anwesenheit bestanden. Sie musste ihre Rolle bei dieser Vorstellung spielen, genau wie Bronso.
Alia, die neben ihrer Mutter auf einem hohen Thron Platz genommen hatte, wirkte ausgesprochen zufrieden. Duncan saß mit ausdrucksloser Miene an ihrer Seite. Obwohl er sich widerwillig bereiterklärt hatte, Jessica zu vertrauen und ihre Allianz mit Bronso nicht preiszugeben, war er nicht gewillt, einen Plan zur Befreiung des Ixianers zu unterstützen, auch wenn er vielleicht tatsächlich davon überzeugt war, dass der Mann Pauls wahre Wünsche befolgte.
Jessicas geübtem Auge erschien Irulan angewidert, obwohl die Menge ihre Miene fälschlicherweise als Ausdruck der Empörung deuten würde. Alle gingen davon aus, dass Irulan in ihrer Position als Muad'dibs offizielle Biographin und Historikerin ungeduldig darauf wartete, diesen bösartigen Plagegeist sterben zu sehen.
Die Menge drängte sich noch dichter heran, und Jessica hatte das Gefühl, dass mehr Menschen als zu Pauls Bestattungszeremonie gekommen waren, um Zeugen der Gewalt zu werden. Alia beobachtete die Vorbereitungen interessiert und wandte sich dann ihrer Mutter zu, um in beiläufigem Tonfall zu sagen: »Du solltest froh sein, dass es fast vorbei ist, Mutter. Indem er Paul beleidigt hat, hat Bronso auch uns beide beleidigt.«
Jessica konnte den verbitterten Unterton in ihrer Stimme nicht verbergen. »Und du glaubst, dass Paul das gewollt hätte? Trotz allem, was Bronso gegen ihn geschrieben hat, waren die beiden einmal enge Freunde.«
Die Menge wurde lauter und raunte vor Erwartung.
Alia lachte. »Natürlich ist es das, was Paul
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