Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
»Sie sind eine schlechte Gastgeberin, Lady Alia. Soll ich gar keine Nahrung und Wasser erhalten?«
»Auf dem Wüstenplaneten lernen wir, keine Ressourcen zu verschwenden. So machen es die Fremen. Das Wasser deines Körpers wird man in einer Huanui-Todesdestille zurückgewinnen.«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich kenne das Todeslied der Fedaykin: ›Wer kann den Todesengel zur Umkehr bewegen?‹ Sind Sie mein dunkler Engel, Alia Atreides? Dann zögern Sie nicht. Ich bin schon seit langem zum Sterben bereit.«
Er fragte sich, wie sie reagieren würde, wenn er ihr jetzt erzählte, dass er derjenige war, der Jessica von der Verschwörung der Priesterschaft zur Ermordung von Alia und Duncan berichtet hatte. Bronso bezweifelte allerdings, dass sie in irgendeiner Weise dankbar wäre ... außerdem würde die Information den Verdacht nur auf ihre Mutter lenken.
Alia blieb hochmütig. »Erwarte kein Mitgefühl von mir, nach all dem Schmerz, den du verursacht hast, nach all den Jahren, die du versuchst hast, den Ruf meines Bruders zu zerstören.«
»All den Jahren, in denen ich versucht habe, seine Menschlichkeit zu erhalten.« Bronso machte sich keine Hoffnungen, dass sie es verstehen würde oder verstehen wollte. »Sie haben meine Historische Analyse und andere Werke von mir gelesen, und ich weiß, dass Sie den Zweck meiner Schriften begreifen. Sie haben sie sogar für Ihre eigenen Ziele missbraucht. Heißt es nicht, dass Nachahmung die höchste Form des Lobes ist?«
Alia schüttelte traurig den Kopf, und ihre Miene war voller Enttäuschung. »Sieben Jahre lang haben mein Bruder und ich dich gejagt. Jetzt ... jetzt bist du nur noch ein trauriger, uninteressanter kleiner Mann.« Sie straffte sich und sprach lauter. »Wir haben eine Fremen-Hinrichtungsart gewählt, die für die abscheulichsten Verbrecher reserviert ist. Man wird dich lebendig in die Todesdestille stecken. Wir werden deinem Körper Stück für Stück das Wasser entziehen und dir bis zuletzt dein Bewusstsein lassen.«
Bronso ließ sich sein Entsetzen nicht anmerken. Angst kreischte in ihm. Doch jetzt wusste er es wenigstens. In der extrem heißen Zelle wischte er sich den Schweiß von der Stirn und nahm sein letztes bisschen Tapferkeit zusammen. »Dann sollten Sie sich lieber beeilen. So schnell, wie ich hier drinnen dehydriere, ist bald nicht mehr viel Flüssigkeit übrig, die man aus mir herauspressen könnte.«
Sie drehte sich um und ging, und hinter ihr schlossen die Amazonenwachen die Tür und ließen Bronso mit seinen Gedanken allein. Sie hatte ihn einschüchtern wollen, damit er sich vor seinem Schicksal fürchtete, doch er wusste, dass es die Wirkung seiner Schriften nur schwächen würde, wenn Pauls größter Kritiker sich windend und winselnd starb. Für eine kleine Weile konnte er Paul noch behilflich sein. Er schwor sich, dass er stolz vortreten und sich der Todesdestille hocherhobenen Hauptes stellen würde. Sicherlich würde Lady Jessica zusehen.
82
Außenseiter bezeichnen einige unserer Prozeduren als »Fremen-Grausamkeiten«, ohne zu verstehen, was wir tun. Man denke zum Beispiel an die Huanui, die Todesdestille, die es dem Stamm ermöglicht, Feuchtigkeit von den Gestorbenen zurückzugewinnen und aufzubewahren. Wie kann man so etwas auf einem Planeten, wo Wasser das kostbarste aller Güter ist, grausam nennen? Es ist praktisch.
Die Stilgar-Kommentare
Bronso von Ix ... der berüchtigte Verräter ... der Mann, der versucht hatte, Muad'dib als Menschen darzustellen und nicht als Gott. Obwohl sie den wahren Heldenmut kannte, der seinen Taten zugrunde lag, konnte Jessica ihn nicht retten.
Aber genauso wenig konnte sie ihn einfach aufgeben.
Allein ging sie in den Gefängniskomplex von Arrakeen, hell erleuchtete Korridore hinab, durch Tunnel und Seitenflügel, die von Soldaten und Kriegerpriestern in gelben Roben bewacht wurden. Sie selbst hatte sich sorgfältig in das schwarze Kapuzengewand einer Fremen-Sayyadina eingekleidet und die untere Hälfte ihres Gesichts mit einem Nezhoni-Tuch verdeckt, so dass nur ihre Augen sichtbar waren. Unterwegs vernahm sie die Stimme von Duncan Idaho durch einen verborgenen Ohrhörer. »Die nächste Tür, der Zugangscode ist 10191.«
Das Jahr, in dem wir auf Arrakis eingetroffen sind, dachte sie. Eine Zahl, die man sich ungewöhnlich leicht merken konnte. Sie fragte sich, ob sie hofften, dass jemand versuchte, Bronso zu befreien, wie es schon zuvor geschehen war. Weitere Zahnrädchen,
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