Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
ihrer Priesterwache gespielt hatte.
Alia versuchte, die Kontrolle über die Situation zurückzuerlangen, und hob die Stimme zu einem schrillen Befehl: »Beginnt mit der Hinrichtung!«
Die Priesterwachen zerrten Bronso vorwärts, und er taumelte auf die Todesdestille zu. In ihrem Herzen spürte Jessica das Brennen der Tränen, die ihre Augen nicht weinen konnten, und sie kam zu dem Schluss, dass es nun an der Zeit war. Sie hatte einen eigenen Trick vorbereitet, den Bronso nicht hatte vorhersehen können. Mit einem bewussten Gedanken löste sie einen Aktivierungskode aus und formte dann lautlos tief in der Kehle und im Kopf Worte.
Bronso. Hörst du mich? Sie sah die unverkennbare Reaktion des Gefangenen, als sein Kopf überrascht hochruckte und er sich umsah.
Kommunikation durch Nerveninduktion, erklärte sie, ohne dabei auch nur den Mund zu öffnen. Der Prototyp einer ixianischen Technologie – extrem teuer und für Spionage- und Überwachungszwecke entwickelt. Ich habe dir die Chemikalie in deiner Zelle verabreicht. Ich wollte für dich da sein. Jetzt.
Einen Moment lang schien Bronso zu erstarren. Vor ihm gähnte der Schlund der Todesdestille, und hinter ihm heulte der Mob. Er wandte Jessica den Blick zu.
»Was für ein arroganter Kerl«, sagte Alia. »Sieh nur, wie er uns anstarrt!«
Jessica konzentrierte sich und bildete Worte in der Kehle, so dass Bronso sie gut verstehen konnte. Ich bin hier. Hör genau zu. Ich werde dich in Bene-Gesserit-Techniken anweisen. Gestatte mir, dein Leid zu lindern. Sie konnte ihm nicht mit einigen wenigen Gedanken Jahre des Prana-Bindu-Trainings beibringen, aber sie konnte ihm dabei helfen, sich zu konzentrieren.
»Er ist mutig, Alia«, sagte Duncan. »Sieh nur den gütigen Ausdruck auf seinem Gesicht.«
»Bei den Göttern der Unterwelt, das gefällt mir nicht«, brummte Gurney. »Zeigen wir so dem Rest des Imperiums, wie zivilisiert wir sind?«
»So sorgen wir dafür, dass der Rest der Imperiums zivilisiert bleibt .«
Bronso stand an der Todesdestille und blickte hinein. Jessica hörte seine Gedanken über ihren eigenen chemischen Empfänger. Ich fühle mich jetzt sehr viel ruhiger, Mylady. Danke sehr.
Die Wachen stießen den Todgeweihten in die feste, glatte Umklammerung der Destille, wo er sich freiwillig niederlegte. Die Menge brüllte und stieß in einem Gewirr verschiedener Planetensprachen des Imperiums Beleidigungen aus. Mehrere Sekunden lang blickte Bronso versonnen zum Himmel, dann knallten die Wachen die Luke der Huanui zu, versiegelten sie und legten die schweren Schlösser vor. Auf ein Nicken von Alia hin aktivierten sie die einfachen Kontrollen und begannen mit der langsamen Destillation von Bronsos Körper.
Und die ganze Zeit über blieb Jessica in ständigem Kontakt zu Bronso, um ihn zu beruhigen. Es bleibt nur noch für eines Zeit, sagte sie stumm. Sprich gemeinsam mit mir die Worte.
Sie wusste, dass es Überwachungsgeräte an seinem Körper gab, die mit der Todesdestille in Verbindung standen, dass Techniker Daten über die Schmerzen in den Nervenzentren seines Gehirns sammelten. Alia würde enttäuscht sein, wenn sie die flachen, ruhigen Werte sah – sehr enttäuscht.
Mit gesteigerter, von Jessica unterstützter Konzentration löste Bronso sich von der Agonie seines zerschrumpelnden, dehydrierten Körpers. Sie sprach über ihre Gedanken mit ihm, und mit den letzten Gedanken seines Lebens wiederholte er gemeinsam mit ihr die Worte:
Ich darf mich nicht fürchten. Die Furcht tötet das Bewusstsein. Die Furcht ist der kleine Tod, der zu völliger Zerstörung führt. Ich werde ihr ins Gesicht sehen. Sie soll mich völlig durchdringen. Und wenn sie von mir gegangen ist, werde ich mit meinem inneren Auge ihren Weg sehen. Wo die Furcht war, wird nichts zurückbleiben. Nichts außer mir.
Danach blieb nichts zurück. Die Todesdestille vollendete ihr Werk, und Bronso wurde zu nicht mehr als Wasser, chemischen Rückständen ... und einem Textkorpus, von dem Jessica gelobte, dass er nicht in Vergessenheit geraten würde.
Er hatte sein Leben für Paul gegeben, wie so viele Fanatiker es getan hatten ... aber aus einem völlig anderen Grund. Bronso hat es für Paul getan, dachte Jessica.
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Wir bauen unsere Gefängnisse mit unserem Gewissen und unserer Schuld. Das Exil findet im Geiste statt und nicht an einem Ort, und ich habe festgestellt, dass ich genauso gut hier auf Salusa Secundus meine Pläne schmieden kann wie irgendwo sonst.
Graf Hasimir
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