Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
Fenring
Als Bene Gesserit hatte Lady Margot Fenring gelernt durchzuhalten. Nachdem sie mehrere Jahre auf Arrakis verbracht hatte, wo ihr Ehemann Imperialer Gewürzminister gewesen war, empfand Margot das Exil auf Salusa Secundus gar nicht als schlimmer. Und nun verbesserten sich die Bedingungen allmählich, während ehrgeizige Imperiale Planetologen den unwirtlichen Planeten weiter bearbeiteten und Ökosysteme wieder zum Leben erweckten, die vor Jahrtausenden von Atomwaffen zerstört worden waren. Selbst jetzt, wo Muad'dib selbst fort war, setzten sie ihre Arbeit mit unverminderter Geschwindigkeit fort.
Fürs Erste kamen sie und Hasimir hier zurecht. Und sobald die Ghola-Armeen bereit waren, würden die Fenrings den Planeten wieder verlassen können und an einem neuen Imperialen Hof leben. Sie ging davon aus, dass sich dieser Hof auf Kaitain befinden würde – gewiss nicht auf Arrakis.
Vor Jahren, nach dem Scheitern ihres Mordkomplotts unter Einsatz der süßen, aber tödlichen Marie, hatte Lady Margot mit ihrer sofortigen Hinrichtung gerechnet, aber Paul hatte den Grafen und sie ins Exil geschickt – so wie Leto der Gerechte es vielleicht auch getan hätte. Unglücklicherweise waren die Fenrings nun gezwungen, ihre Zeit mit Shaddam IV. zu verbringen, den Hasimir mittlerweile verabscheute.
Der ahnungslose gestürzte Imperator glaubte immer noch, dass er und Hasimir als Partner daran arbeiteten, den Ruhm des Hauses Corrino wiederherzustellen, doch Hasimir sah Shaddam nicht mehr als rechtmäßigen Padischah-Imperator und nicht einmal als Freund. Der entehrte Mann war für ihn lediglich ein Werkzeug, und Margot wusste, dass der Graf ihn im richtigen Moment nur zu gerne fallen lassen würde. Die Fenrings waren seit jeher vor allem Überlebenskünstler.
Obwohl die Bewegungsfreiheit des Paars auf Salusa eingeschränkt war, konnten sie immer noch Besucher von anderen Welten empfangen. Als Margot zu Ohren kam, dass ein Transporter mit einer Gesandten von Wallach IX eingetroffen war, freute es sie, dass die Bene Gesserit sie nicht vergessen hatten. Statt einer großen Delegation schickte die Schwesternschaft nur eine einzige alte und zähe Frau, die Ehrwürdige Mutter Stokiah. Margot kannte sie nicht besonders gut, aber sie war sehr neugierig auf den Grund ihres Kommens.
Als er von der Besucherin hörte, hob Hasimir die Brauen. »Möchtest du, dass ich mich dazugeselle, meine Liebe? Hmmm?«
»Ich habe keine Geheimnisse vor dir, Liebster, aber eine Ehrwürdige Mutter fühlt sich vielleicht unwohl, wenn du am Gespräch teilnimmst.« Sie wusste, dass er sie ohnehin von einem diskreten Versteck aus belauschen würde.
Allein in ihren Gemächern bereitete Margot einen Gewürzkaffee zu und legte kleine Pasteten auf einem ansonsten leeren Beistelltisch – das magere Büfett sollte absichtlich ihre karge Lebenssituation betonen. Die Ehrwürdige Mutter glitt ins Zimmer, gehüllt in die traditionellen schwarzen Gewänder, die sie noch älter erscheinen ließen, als sie es ohnehin schon war.
Margot hatte die Rolle der alten Matrone niemals angenommen. Sie zog es vor, ihre Schönheit zu erhalten. Dank der Melange und ihrer biochemischen Bene-Gesserit-Kontrolle bot die gertenschlanke, goldblonde Margot noch immer einen bezaubernden Anblick. Hasimir war ihrer jedenfalls noch nie müde geworden. Die beiden passten in jeder Hinsicht zusammen.
Sie begrüßte die Besucherin mit einer eleganten Verbeugung – tief genug, um Respekt zu bekunden, aber weit entfernt von einer Geste der Unterwürfigkeit. Margot hatte schon so lange nichts mehr mit den politischen Vorgängen auf Wallach IX zu tun, und sie wusste nicht einmal, ob die alte Frau einen höheren Rang bekleidete als sie selbst. »Ehrwürdige Mutter Stokiah. Ich bin begierig auf Neuigkeiten von der Schwesternschaft. Wir sind hier von allem abgeschnitten, völlig isoliert.«
Stokiah ignorierte die Erfrischungen und lehnte den dünnen Gewürzkaffee ab. »Die Schwesternschaft wird seit Jahren verfolgt, und man hat sie ihrer Macht beraubt. Im Laufe seiner Herrschaft hat Muad'dib uns immer mehr zugrunde gerichtet, und nun setzt seine abscheuliche Schwester diese Politik fort – in erster Linie wegen Ihres dummen Versuchs, Paul zu töten.«
»Wegen mir?« Margot lachte auf. »Kommen Sie, Ehrwürdige Mutter, Paul Atreides hegte bereits einen Groll gegen die Bene Gesserit, seit Mohiam ihn mit dem Gom Jabbar geprüft hat. Wann hat die Schwesternschaft jemals etwas getan, um
Weitere Kostenlose Bücher