Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
sollten Sie nicht zu viel von mir erwarten. Ich bekleide hier keine offizielle Position. Ich bin nur zur Trauerfeier für meinen Sohn nach Arrakis gekommen, und ich werde schon bald nach Caladan zurückkehren.«
»Als Herrscherin von Caladan sind Sie weiterhin Mitglied des Landsraads«, entgegnete Nalla Tur lebhaft. »Ob Sie nun an den Sitzungen des Landsraads im neuen Versammlungssaal auf Kaitain teilnehmen oder nicht, Sie haben in jedem Fall gesetzliche Verpflichtung gegenüber dem wieder eingesetzten Parlament.«
»Ich habe viele Verpflichtungen. Worum möchten Sie mich bitten – und in wessen Namen?«
Der dritte Sprecher war ein schwerer, untersetzter Mann, der ausschließlich aus Muskeln zu bestehen schien, die an eine Welt mit hoher Schwerkraft angepasst waren. Andaur, vermutete sie aufgrund seines Akzents. »Wir vier sind Mitglieder ehemals verbannter Adelshäuser, die unter dem Schutz der Gilde Zuflucht auf Tupile fanden. Während des letzten Jahres seiner Herrschaft unterzeichnete Paul Muad'dib ein Abkommen, das uns bedingungslose Amnestie gewährt und uns gestattet, unsere Regierungsgeschäfte wiederaufzunehmen, ohne ein Gerichtsverfahren oder die Hinrichtung befürchten zu müssen.«
»Doch nun wurde der gesamte Landsraad – beziehungsweise das, was noch davon übrig ist – aufs Abstellgleis geschoben«, sagte die dunkelhaarige Frau.
Hyron Baha verschränkte die Arme über der Brust und warf seine perlenbesetzten Haarsträhnen zurück. »Wir haben auf Kaitain an einer Sitzung teilgenommen, zusammen mit den Vertretern von achtundneunzig anderen Häusern, aber die Regentin verweigert dem Landraad jeglichen Einfluss. Und nun hat sie von uns verlangt, dass wir unsere Atomwaffen abliefern. Offensichtlich beabsichtigt sie, uns alle zu entwaffnen.«
»Was ist, wenn wir uns gegen einen Feind von außen verteidigen müssen? Die Familien des Landsraads haben ein Recht auf ihre Atomwaffen!«, sagte der vierte Repräsentant, ein korpulenter Mann mit olivgrüner Haut und schriller Stimme. Jessica kannte ihn nicht, und er stellte sich auch nicht vor.
Sie machte eine beschwichtigende Geste. »Seit zehntausend Jahren gab es keinen äußeren Feind mehr. Vielleicht macht sich meine Tochter viel mehr Sorgen um unversöhnliche Adelshäuser. Atomwaffen wurden schon seit Jahrhunderten nicht mehr gegen Menschen eingesetzt. Welchen Nutzen haben sie also für Sie? In Anbetracht der Verschwörungen gegen meinen Sohn sind Alias Sorgen berechtigt, dass jemand auf die Idee kommen könnte, Atomwaffen gegen sie einzusetzen.«
»Ist es etwa besser, sie in die Hände von wilden, fanatischen Fremen zu geben?«, erwiderte der Mann mit der schrillen Stimme. »Schauen Sie sich an, welcher Schaden bereits im Djihad angerichtet wurde!«
Das konnte Jessica nicht abstreiten, aber es gab Dinge, die sie vor diesen Menschen unerwähnt lassen musste. Sie zeigte keine Reaktion, obwohl die anderen darauf warteten.
»Wir reden hier über den Landsraad«, gab Nalla Tur ungeduldig zu bedenken. »Jahrtausendelang haben wir das Gegengewicht zur Corrino-Herrschaft gebildet. Unsere Rechte und eine langjährige Tradition verlangen, dass wir an der gegenwärtigen Regierung mitwirken. Selbst Muad'dib wusste um die Weisheit seiner Entscheidung, den Landsraad bestehen zu lassen. Die Regentin Alia sollte nicht ohne uns herrschen.«
Jessica konnte nicht all ihre Argumente befürworten. »Muad'dib ist erst vor einem Monat von uns gegangen. Erwarten Sie, dass das gesamte Regierungssystem in so kurzer Zeit wieder auf den Stand früherer Zeiten gebracht wird?«
Der untersetzte Mann von der Hochschwerkraftwelt schlug einen versöhnlichen Ton an. Ja, sein Akzent deutete unzweifelhaft auf Andaur hin. »Ihr Sohn hat gegenüber dem rekonstituierten Landsraad nur Lippenbekenntnisse abgelegt, und die Regentin ist noch viel weniger gewillt, die Regierungsverantwortung zu teilen. Wir brauchen Ihre Hilfe. Wir dürfen nicht zulassen, dass Alia zur Tyrannin wird.«
Jessica verzog das Gesicht. »Eine Tyrannin? In meiner Gegenwart sollten Sie Ihre Worte mit Bedacht wählen.« Sie hob warnend eine Hand und stieß dabei unabsichtlich gegen die verstärkten Stacheln des Cholla-Kaktus, so dass ihre Handfläche blutete.
»Ich bitte um Verzeihung, Mylady, aber wir wollen nur das Beste für alle Beteiligten, und dazu brauchen wir dringend Ihre Unterstützung.«
»Ich werde mit meiner Tochter sprechen, wenn sich die Gelegenheit ergibt, als ihre Mutter und als
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