Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
Entbehrungen des Djihads Geld und Gewürz nötig hatten. Atomwaffen waren ohnehin schon seit Jahrtausenden nicht mehr in Fehden zwischen verfeindeten Familien eingesetzt worden.
Doch einige Häuser des Landsraads waren nicht bereit, ihre uralten Waffenbestände aufzugeben. Als die Priester und Bürokraten sorgfältig den Eingang der Sprengköpfe notierten und sie zur »legitimen Verwendung« einlagerten, wurde bald offenkundig, dass bestimmte Adelsfamilien weniger entgegenkommend waren.
Alia forderte Duncan auf, anhand dieser Daten eine Liste von Häusern zu erstellen, die als potenzielle Unruhestifter eingestuft werden mussten. Sie überreichte die entsprechenden Namen dem wieder eingesetzten (aber weitestgehend entmachteten) Landsraad, der sich regelmäßig auf Kaitain versammelte, und verlangte eine gründliche Untersuchung und Offenlegung ihrer Aktivitäten während des Djihads. Alia hatte nicht vor, sich überraschen zu lassen.
Mit diesen Informationen bewaffnet wollte sie es zunächst mit wirtschaftlichen Sanktionen gegen die Welten versuchen, die passiven Widerstand leisteten, aber sie schloss weitergehende Maßnahmen nicht aus, nicht einmal den Einsatz von Atomwaffen gegen besonders widerspenstige Häuser. Schließlich hatte Paul während des Djihads neunzig Welten sterilisiert, so dass ein paar mehr gar nicht ins Gewicht fallen würden.
Auf Caladan hatte Jessica die Angewohnheit angenommen, sich jeden Morgen ein oder zwei Stunden lang allein um ihren Hofgarten zu kümmern, wobei sie ungestört über die Pflichten des Tages nachdenken konnte. Doch nun, unter einem Morgenhimmel, der durch Staub und das Kanariengelb der aufgehenden Sonne beige getönt war, suchte sie einen der versiegelten Trockengärten innerhalb der Zitadelle des Muad'dib auf. Diese Pflanzen benötigten nur wenig Wasser – manche aufgrund natürlicher Anpassung, andere durch gezielte Züchtung. Sie hatten harte, knorrige Äste, dickhäutige Blätter und scharfe Dornen ausgebildet, um sich wirksam gegen eine lebensfeindliche Umwelt verteidigen zu können.
Als sie von Pauls Tod gehört hatte, war sie zum Wüstenplaneten geeilt, aber ihre Gedanken waren um viel mehr als den Verlust ihres Sohnes gekreist. Ein gesamtes Imperium stand auf dem Spiel, eine Regierung, deren Stabilität von den Entscheidungen abhängig war, die Alia traf. Die ganze Zeit hatte Jessica über Pauls Vermächtnis nachgedacht, wie seine Taten und Worte von der Öffentlichkeit verdreht wurden, aber sie hatte nicht überlegt, was dem Imperium ohne Paul widerfahren könnte. Wie sah das Erbe des Hauses Atreides für die Kinder Leto und Ghanima aus?
Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als drei Männer und eine Frau den Trockengarten betraten und nach ihr suchten. Sie stellten eine eigenartige Mischung dar: Jeder von ihnen trug eine auffallend andersartige Garderobe, und ihre Gesichtszüge und Hautfarben ließen keinen Zweifel daran, dass sie von vier unterschiedlichen Planeten stammten, aus vier unterschiedlichen Völkern und Kulturen. Sie machten den Eindruck von Regierungsvertretern.
Jessica erhob sich und trat neben einen modifizierten Cholla-Kaktus, der aussah, als wäre er in wilder Gestikulation erstarrt. Der Kaktus diente ihr als Schild, während sie ihre Besucher musterte, obwohl sie zweifellos strengste Sicherheitsüberprüfungen hinter sich hatten, wenn sie bis hierhergelangt waren.
»Wir entschuldigen uns für den unangemeldeten Besuch, Mylady, aber wir hegen den Wunsch nach einem ungestörten und offenen Gespräch mit Ihnen«, sagte die zierlich gebaute Frau mit porzellanweißer Haut. Blauschwarzes Haar hing ihr bis zu den Schultern herab. Sie wirkte genauso steif wie ihre Redeweise. Jessica kannte sie. Es war Nalla Tur von der Tupile-Allianz. »Wir wünschen Sie nicht nur in Ihrer Eigenschaft als Mutter Muad'dibs und der Imperialen Regentin, sondern auch in der als Herzogin von Caladan zu sprechen.«
Der große, hagere Mann neben ihr hatte tiefbraune Haut, trug rote Perlen im Haar und stumpfe Edelsteine in der Wangenhaut. Er sprach mit tiefer Baritonstimme. »Wir müssen wegen einer Landsraads-Angelegenheit mit Ihnen reden. Ich bin Hyron Baha von Midea. Die Regentin hat unsere zahlreichen Botschaften ignoriert, und nun hoffen wir, dass Sie unseren Worten Gehör verschaffen können.«
Jessica massierte eine schmerzende Stelle im Nacken, als sie vorsichtig antwortete. »Selbst wenn ich mich einverstanden erklären würde, in ihrem Namen zu sprechen,
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