Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
verärgert zu klingen. »Bescheidenheit steht dir nicht, Alia.«
»Wir leben in schwierigen Zeiten! Solange die Zukunft des Imperiums auf dem Spiel steht, bewege ich mich auf Zehenspitzen über Trommelsand. Alles, was Pauls Ruf schädigt, schwächt gleichzeitig meine Stellung. Bronsos Manifeste sind wie Bohrwürmer, die an unserem Fundament nagen. Also tue ich alles, um die Kontrolle zu behalten.«
Im Lagerhaus stapelten die Arbeiter Kisten mit der revidierten Biographie auf Suspensorpaletten und beförderten sie zu wartenden Bodenfahrzeugen, die sie an Bord von Frachtschiffen bringen würden. Fast eine Milliarde Exemplare von Irulans Buch waren bereits auf den Planeten verteilt worden, die Paul in seinem Djihad erobert hatte.
»Deine Funktion in meinem Stab ist die eines Gegengewichts zu Bronso. Durch den imperial subventionierten Vertrieb erreichen deine Bücher eine viel breitete Öffentlichkeit, als es dem Verräter mit seinen aufwieglerischen Schriften jemals möglich sein wird. Deine offizielle Geschichte kann seine Lügen mühelos übertönen, notfalls sogar durch rohe Gewalt.«
Irulan war keine Frau, die feige zurückzuckte, wenn ihr Leben bedroht wurde, aber sie fühlte sich Paul gegenüber verpflichtet, und sie musste das Wohlergehen seiner Zwillingskinder im Auge behalten. »Und was genau erwartest du jetzt von mir?«
»Die Sicherheit des Imperiums gründet auf der Ehrfurcht, die das Volk meinem Bruder weiterhin entgegenbringt. Von nun an sollen deine Werke einem bestimmten Zweck dienen. Schreib nur gute Dinge über Paul, über die positiven Aspekte seiner Regierungszeit, selbst wenn du dazu die Wahrheit strapazieren musst.« Alia sah sie mit einem mädchenhaften Lächeln an und wirkte wieder wie das Kind, das Irulan in den ersten Jahren von Pauls Herrschaft mit aufgezogen hatte. »Wenn du das tust, hast du nicht das Geringste zu befürchten.«
In den folgenden Wochen machte sich Irulan wieder an die Arbeit, und Jessica konnte über ihren Eifer und ihre Leidenschaft nur staunen. Die Prinzessin schien einzig und allein daran interessiert zu sein, das Andenken Pauls zu bewahren – und zu überhöhen. Mit kreativer Inbrunst schrieb sie Kapitel um Kapitel, sie erweiterte die ruhmreiche Legende von Muad'dib und nahm sich sogar noch viel mehr Freiheiten als zu Pauls Lebzeiten.
Jessica fand das erschreckend und geschmacklos und beschloss, mit Irulan zu reden. Um Pauls willen.
In ihrem Privatflügel in der gewaltigen Zitadelle hatte die Prinzessin die Inneneinrichtung ausgesucht und mit Handwerkern und Künstlern zusammengearbeitet, um einen Widerhall des Corrino-Palasts auf Kaitain zu schaffen, in dem sie aufgewachsen war. Irulan hatte ihre eigenen Höfe und verglasten Gewächshäuser, Trockenbrunnen und verwitterten Obelisken. Sie blieb meistens auf dem Gelände der Zitadelle und wagte sich nur selten in die Öffentlichkeit hinaus.
Jessica machte sich ohne Eskorte oder Ausrufer auf den Weg und fand die Prinzessin in einem Gartenpavillon, wo sie auf Kristallpapier schrieb. Die jüngere Frau blickte auf und schob sich eine lose Strähne ihres goldenen Haars hinters Ohr. »Jessica, welch eine freudige Überraschung!« Sie deutete auf einen leeren Stuhl neben ihr am Schreibtisch. »Gesell dich zu mir. Ich unterhalte mich immer wieder gern mit dir.«
»Du hast noch gar nicht gehört, was ich dir zu sagen habe.«
Diese Worte lösten ein Stirnrunzeln aus. »Habe ich etwas getan, mit dem ich dein Missfallen erregt habe?«
Jessica nahm die angebotene Sitzgelegenheit an und beschloss, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. »Paul hat etwas Besseres als schamlose Propaganda verdient. Du hast die Wahrheit schon immer auf die eine oder andere Weise gefärbt, Irulan, und die meiste Zeit konnte ich dir deswegen keinen Vorwurf machen, weil du meinen Sohn insgesamt äußerst akkurat dargestellt hast. Aber wenn ich jetzt deine Geschichte mit den bekannten und unwiderlegbaren Tatsachen vergleiche, stoße ich auf große Abweichungen. Diese verbesserte Ausgabe von Das Leben des Muad'dib beunruhigt mich sehr.«
»Es sind Alias Verbesserungen.« Irulan versuchte, ihre Beschämung nicht zu zeigen. »Außerdem – wer kennt schon sämtliche Tatsachen? Es ist nicht mein Ziel, trockene Daten aufzulisten, sondern unsere Regierung in diesen schwierigen Zeiten zu unterstützen, im Interesse der Sicherheit des Imperiums. Du weißt, wie so etwas geht. Wir beide wurden von der Schwesternschaft ausgebildet.«
»Ich weiß, was Alia
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