Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
ganzer Planeten anzuordnen. »Was hat Ihr Volk getan?«
»Als ein paar militärische Befehlshaber Kriegsverbrechen begingen, wurde meinem gesamten Volk die Schuld an diesen Greueltaten gegeben.« Ennzyn schob die Sonnenbrille hoch, klinkte sie in seinen Kopfhörerbügel ein und betrachtete die Jungen mit seinen blauen Augen. »Die Waykus unterstützten die falsche Seite gegen einen mächtigen Imperator, worauf er eine Armee in Marsch setzte, die uns vernichten sollte. Doch die Raumgilde gewährte uns Asyl an Bord ihrer Schiffe, wo wir nun schon seit vielen Generationen arbeiten.
Wir sind Weltraumnomaden und schlagen uns durch, so gut es geht, ohne Reichtümer oder eine Heimatwelt. Das liegt schon so lange zurück, dass sich kaum noch jemand daran erinnert. Wahrscheinlich könnte ich einfach von Bord eines Gildenschiffs gehen, wenn ich es wirklich wollte.« Er schob sich die Sonnenbrille wieder über die Augen. »Aber warum sollte ich es tun? Die Gilde bezahlt uns gut, und wir haben hier unsere neue Heimat gefunden.«
Er gab den Jungen mit einem Wink zu verstehen, dass sie aus dem Weg gehen sollten, als sie hörten, dass sich Stimmen näherten. Mit schnellen Schritten marschierte eine Gruppe von Funktionären in grauer Kleidung an ihnen vorbei und die Metalltreppe hinauf. Sie unterhielten sich in einer unverständlichen Sprache. Die Männer gingen durch eine Schleuse und traten auf die hell erleuchteten Hauptdecks, ohne den Steward oder seine jungen Begleiter auch nur eines Blickes zu würdigen.
Als sie fort waren, sagte Ennzyn: »Die Mächtigen sind häufig blind für jene, die sie für unbedeutend halten. Wir Waykus sind unsichtbar, solange wir nichts tun, womit wir Aufmerksamkeit erregen.«
Zwei Wochen später saßen sie in der kleinen Innenkabine, die sie gemeinsam bewohnten, und Paul blickte Bronso mit finsterer Miene an. Die beiden hatten gerade eine Arbeitsschicht als Servierkräfte in einer Passagierkantine beendet. Bronso kämmte sich das Haar und trocknete sich die Hände ab. »Keiner von uns hat jemals einen Navigator gesehen! Das könnte unsere einzige Chance sein.«
Der rothaarige Junge reizte oft ihre Grenzen aus und brachte sie beide in Gefahr, zur großen Bestürzung ihres Mentors Ennzyn. »Du tust alles, damit wir von Bord geworfen werden«, sagte Paul. Aber dann, dachte er, konnten sie zumindest nach Hause zurückkehren. Wie lange wollte Bronso noch auf der Flucht sein? Ihm war klar, dass sich viele Menschen inzwischen große Sorgen um sie machten. Obwohl er wusste, dass er seinen Freund nicht überzeugen konnte, schlug er vor: »Wir sollten versuchen, eine Botschaft nach Ix oder Caladan zu schicken, damit unsere Eltern wissen, dass es uns gutgeht.«
Bronso erstarrte. »Eltern? Meine Mutter liegt im Koma und wird von den Bene Gesserit gefangen gehalten, und meinem wahren Vater bin ich nie begegnet.«
»Damit tust du Rhombur Unrecht. Er hat versucht ...«
»Er hätte ehrlich zu mir sein sollen.«
»Trotzdem muss es für uns eine Möglichkeit geben, nach Hause zurückzukehren. Wir beide entstammen Adelsfamilien und werden in Zukunft Große Häuser führen. Wir hätten nicht weglaufen sollen.«
» Ich bin weggelaufen. Du bist nur mitgekommen, um auf mich aufzupassen.« Er warf das benutzte Handtuch neben seiner schmutzigen Arbeitskleidung auf den Boden. »Kommst du jetzt mit, um den Navigator zu sehen, oder nicht?« Mit Hilfe seiner Projektion des auf Ix erbauten Heighliners hatte Bronso längst einen Weg gefunden, wie sich die beiden aufs Navigationsdeck schleichen konnten. »Ich will selbst herausfinden, ob sie mutierte Monstren sind oder Menschen wie wir. Warum sonst sollte die Gilde so ein Geheimnis um sie machen?«
Paul runzelte die Stirn, doch er musste zugeben, dass die Idee reizvoll klang. Einer der Gründe, warum sein Vater ihn fortgeschickt hatte, war der, dass er neue Erfahrungen machen sollte. »Wenn ich Herzog bin, werde ich oft mit der Raumgilde zu tun haben. Ich schätze, solche Informationen könnten sich als nützlich erweisen.«
»Ich weiß, wie wir hinkommen.« Bronso kramte in seinen Sachen und zog zwei ixianische Geräte hervor – Dekodierer, mit denen sich die Sicherheitssysteme des Heighliners überlisten ließen. »Du machst dir zu viele Sorgen.« Er schloss seinen Rucksack und stand auf. »Bereit?«
»Ich habe noch nicht eingewilligt.« Paul spielte auf Zeit. Er zog seinen verschmutzen Arbeitsanzug aus, hängte ihn in einen kleinen Schrank und griff nach einer
Weitere Kostenlose Bücher