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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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alten Naib zu retten, der für sie als Kurier fungieren konnte. Wie einfach es war! Die Leute, die dort unten standen, erschienen ihr plötzlich wie Possenreißer mit vernagelten Gehirnen. Sie hielten die Schultern so, als fürchteten sie sich regelrecht vor einem Angriff, als sähen sie sich schon beiseite gedrängt, zu Skeletten zerfallen. Ihre Körper, ihre Kleider und ihre Gesichter zeigten deutlich an, in welch entsetzlicher Lage sie sich selbst sahen, daß sie nicht wußten, wer von ihnen mit dem Leben davonkommen würde, wenn das Zeichen kam, sich auf das Opfer zu stürzen.
    Sie spürte die Unzufriedenheit, die in der Luft hing, seit der alte Naib von Arrakis gesprochen hatte. Al-Falis Stimme erschien ihr plötzlich wie ein Distrans, das auf ihre Seele eingewirkt hatte. Es hatte einen Sinn in ihr geweckt, der lange Zeit geschlafen hatte.
    Mit einem einzigen Augenzwinkern kehrte Jessica von der verlangsamten Welt des Adab in die Realität zurück, in der wieder Bewegung herrschte. Aber es war nicht mehr die gleiche Welt, die sie einen Sekundenbruchteil zuvor verlassen hatte.
    Als Alia Anstalten machte, etwas zu sagen, fuhr Jessica dazwischen. »Ruhe!« Und sie fuhr fort: »Es gibt Leute, die es fürchten, daß ich zurückgekommen bin, ohne Vorbehalte gegen die Schwesternschaft zu haben. Aber seit dem Tag, an dem die Fremen mir und meinem Sohn das Leben schenkten, bin ich stets einer der ihren gewesen!« Und sie verfiel in die Sprache, die nur jenen in diesem Raum etwas gab, die sie verstanden: »Onsar akhaka zeliman aw maslumen!« Helft eurem Bruder in dem Moment, in dem er Hilfe benötigt – egal ob ihr wißt warum oder nicht!
    Ihre Worte riefen genau den Effekt hervor, den sie sich gewünscht hatte. Unmerklich veränderten einige der Anwesenden ihre Position.
    Aber dennoch fuhr Jessica laut fort: »Ghadhean al-Fali, ein ehrenwerter Fremen, ist zu mir gekommen, um mir von Dingen zu berichten, die andere mir längst hätten offenbaren sollen. Niemand sollte dies in Abrede stellen! Die ökologische Umwälzung ist zu einer Kraft geworden, die unserer Kontrolle nicht mehr unterliegt!«
    Sie sah, daß man ihr quer durch den Raum wortlos zustimmte.
    »Und meine Tochter ist darüber erfreut!« sagte Jessica. »Mektub al-Mellah! Du reißt Wunden in mein Fleisch und bestreust sie mit Salz! Warum haben die Atreides hier eine Heimat gefunden? Weil die Mohalata für uns etwas Natürliches war. Für die Atreides war die Regierungsgewalt stets eine allesumfassende Partnerschaft: Die gleiche Mohalata, die auch den Fremen in Fleisch und Blut übergegangen ist. Und jetzt schaut sie an!« Jessica deutete auf ihre Tochter. »Nachts, wenn sie allein ist und über ihre Untaten nachdenkt, lacht sie sich über die eigene Bosheit ins Fäustchen. Die Gewürzproduktion wird auf den Nullpunkt herabfallen; bestenfalls wird sie sich bei einem Bruchteil der früheren Erträge einpendeln! Und wenn davon ein Wort nach außen dringt ...«
    »Wir stellen das unbezahlbarste Produkt des ganzen Universums her!« schrie Alia.
    »Aber nicht mehr lange!« rief Jessica zornig. »Die Plätze in der Hölle sind jetzt schon für uns reserviert!«
    Alia fiel unerwartet in den ältesten Chakobsadialekt zurück. Er war nur den Atreides geläufig und wurde seit langer Zeit von ihnen als Geheimsprache benutzt. »Jetzt bist du über alles im Bilde, Mutter! Du hast wohl nicht erwartet, daß sich eine Enkelin des Barons Harkonnen gegen all die Eingriffe in ihr Leben zur Wehr setzen würde, wie? Als mir klar wurde, was du mir schon vor meiner Geburt angetan hast, brauchte ich mich nur noch zu fragen, was der Baron an meiner Stelle dagegen unternommen hätte. Und er antwortete mir! Verstehst du, Atreidesweib? Er antwortete mir! «
    Das Gift, das Alia nun verspritzte, beseitigte den letzten ihrer Zweifel. Sie war besessen! Alia war überwältigt worden, befand sich im Besitz jenes Prototyps des Bösen, das einst den Namen Wladimir Harkonnen getragen hatte. Es war jetzt der Baron selbst, der mit ihrem Mund sprach, ohne sich darum zu kümmern, was er damit verriet. Er wollte, daß sie seine Rache mit ansah; wollte, daß sie sich völlig klar darüber wurde, daß es keine Möglichkeit mehr gab, ihm zu entkommen.
    Ich muß so tun, als wüßte ich weder ein noch aus, dachte Jessica, damit er nicht mißtrauisch wird. Im gleichen Moment konzentrierte sie sich auf den Weg, den das Adab ihr gezeigt hatte und schrie: »Fedaykin – folgt mir!«
    Es stellte sich heraus,

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