Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
Vom Netzwerk:
Leto. »Und denk daran, daß du vorsichtig bist, wenn du an den Qanat kommst.«
    »Wähle einen guten Wurm«, sagte Ghanima. Es war ein traditionelles Abschiedswort unter den Fremen. Ihre linke Hand brachte die Lampe zum Erlöschen. Das Nachtsiegel knirschte leise, als sie es beiseite zog, zusammenfaltete und in ihrem Überlebenspack verschwinden ließ. Sie spürte, daß er ging, obwohl er so gut wie kein Geräusch bei seinem Weg durch das felsige Geröllfeld, das zur Wüste hinunterführte, erzeugte.
    Sie mußte für das, was jetzt vor ihr lag, stark sein. Leto war für sie gestorben. Er war tot. Sie mußte sich soweit bringen, daß sie selbst daran glaubte. Der Ort Jacurutu mußte aus ihrem Bewußtsein ebenso verschwinden wie ihr Bruder, der jetzt in die Wüste hinausging, um ihn zu suchen. Von jetzt an mußte sie von ihm denken wie von einem Toten, mußte sich dazu konditionieren, daß die Laza-Tiger ihn umgebracht hatten. Es gab nicht viele Menschen, die in der Lage waren, eine Wahrsagerin zu belügen aber sie wußte, daß sie die Fähigkeit dazu besaß. Die vielen inneren Leben, die sie und Leto geteilt hatten, hatten ihnen auch den Weg dazu gewiesen: und zwar durch einen hypnotischen Prozeß, der bereits zu jenen Zeiten, als man sich an Sheba nur noch nebelhaft erinnerte, uralt gewesen war. Nun war sie möglicherweise der einzige Mensch, der überhaupt noch wußte, wer Sheba gewesen war. Sie hatte das Wissen sorgfältig gehütet. Erst nachdem Leto eine lange Zeit verschwunden war, begann Ghanima an ihrem Bewußtsein zu arbeiten und erschuf die einsame Schwester, den überlebenden Zwilling – bis zur absoluten Perfektion. Nachdem sie das getan hatte, spürte sie, daß es in ihrer Innenwelt still wurde, daß ihr Geist nur noch sie selbst repräsentierte. Es war ein Nebeneffekt, den selbst sie nicht erwartet hatte.
    Wäre Leto doch nur alt genug geworden, um das noch zu erleben, dachte sie, ohne den Gedanken paradox zu finden. Sie stand da und schaute in die Wüste hinaus, in der der Tiger ihn erwischt hatte. In weiter Ferne hörte sie jetzt ein Geräusch, das dem Ohr eines jeden Fremen bekannt war. Es näherte sich rasch: Ein Wurm. Obwohl sie in diesem Teil der Welt recht selten geworden waren, war einer aufgetaucht. Vielleicht hatte der Todesschrei der ersten Katze ihn ... Ja, Leto hatte eine der Katzen getötet, bevor die andere über ihn hergefallen war. Es war nur ein Symbol, daß daraufhin ein Wurm erschien. Der Zwang, dem sie unterlag, ließ sie sogar drei dunkle Punkte auf dem Sand erkennen: Leto und die beiden Tiger. Dann tauchte der Wurm auf, wirbelte den Sand auf und alles verschwand. Es war kein sehr großer Wurm gewesen ... aber groß genug. Sie sah nicht die kleine Gestalt, die auf seinem Rücken über den Sand dahinglitt.
    Ihren Kummer niederkämpfend, verschloß Ghanima den Überlebenspack und kroch aus ihrem Versteck. Sie legte eine Hand auf den Griff der Maula-Pistole und suchte das Gelände ab. Von einem Menschen mit einem Servosimulator war nichts zu erblicken. Mühsam suchte sie sich einen Weg zwischen den Felsen hindurch, ständig auf der Hut, einem plötzlich auftauchenden Meuchelmörder zu begegnen.
    Von oben herab konnte sie die Fackeln erkennen, die von Tabr bis hinaus in die Wüste reichten. Man suchte nach ihr. Eine Gruppe von Menschen bewegte sich geradewegs auf den ›Begleiter‹ zu. Ghanima beschloß, sich in die entgegengesetzte Richtung abzusetzen, begann den Abstieg und verbarg sich auf der Schattenseite der nächsten Dünen. Vorsichtig, um durch allzu rhythmische Bewegungen keinen Wurm anzulocken, legte sie den Weg, der den Ort, an dem Leto gestorben war, vom Sietch trennte, zurück. Sie mußte, wenn sie den Qanat erreichte, vorsichtig sein. Nichts durfte sie davon abhalten, zu berichten, daß ihr Bruder sie unter Einsatz seines Lebens vor den Tigern gerettet hatte.

28
     
Regierungsformen tendieren – wenn sie fortdauern – in immer stärkerem Maße zu aristokratischen Formen. Es gibt keine Regierung der Vergangenheit, von der bekanntgeworden wäre, daß sie diesem Muster nicht entsprach. Und sobald die Aristokratie sich ausbreitet, tendiert die Regierung immer mehr dazu, lediglich die Interessen der herrschenden Klasse zu vertreten – ob sie nun auf erblichem Adel oder den Oligarchien finanzieller Mächte beruht.
›Die Politik als wiederholbares Phänomen‹,
Ausbildungshandbuch der Bene Gesserit
     
     
    »Warum macht er uns dieses Angebot?« fragte Farad'n. »Das

Weitere Kostenlose Bücher