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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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zurück. Es war logisch, daß sie nun die Aufgabe übernahm, aber innerlich sträubte er sich doch dagegen.
    Er spürte, daß Ghanima von ihm fortkroch, hörte, wie ihre Robe sich raschelnd an der Felswand entlangbewegte. Als sie nach Luft schnappte, wußte er, daß sie stand. Sei bloß vorsichtig! dachte er und hätte sie beinahe zurückgerissen, um mit ihr noch einmal über die Möglichkeit zu reden, eine Maula-Pistole einzusetzen. Aber das würde jeden, der sich dort draußen aufhielt, warnen. Schlimmer noch: Wenn sie den Tiger nur verwundeten, würde er sich aus ihrer Reichweite entfernen. Und die Gefahr, die ein verwundeter Tiger darstellte, der irgendwo zwischen den Felsen verborgen darauf wartete, daß sie aus ihrem Versteck hervorkrochen, war nicht abzuschätzen.
    Ghanima holte tief Luft und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand der kleinen Höhle. Es muß schnell gehen, dachte sie und streckte die Hand aus. Die Messerspitze ragte nach oben. An der Stelle, an der die Klaue des Tigers sie erwischt hatte, pochte und klopfte es. Wo sie eben noch eine sich bildende Blutkruste gefühlt hatte, wurde es plötzlich wieder feucht. Sehr schnell! Sie richtete ihre Sinne in der Art der Bene Gesserit auf das Ziel ihrer Wünsche, bereitete sich gegen eine eventuelle Krise vor und verdrängte so die Schmerzen und alle anderen sie ablenkenden Gedanken aus ihrem Bewußtsein. Die Katze mußte einfach eine Klaue nach ihr ausstrecken! Langsam fuhr sie mit der Klinge an der Felsöffnung vorbei. Wo steckte das verdammte Biest denn nur? Erneut durchschnitt sie die Luft. Nichts. Man mußte etwas anderes versuchen, um den Tiger zu einem Angriff zu verleiten.
    Vorsichtig folgte sie ihrem Geruchssinn. Von rechts wehte warmer Atem auf sie zu. Ghanima wägte die Gelegenheit ab, holte tief Luft und schrie: »Taqwa!« Es war ein alter, fremenitischer Schlachtruf, dessen Bedeutung auf uralte Legenden zurückging: ›Der Preis der Freiheit.‹ Gleichzeitig zuckte die Klinge nach vorn. Doch die Klauen trafen ihren Ellenbogen, bevor die Spitze ihr Ziel erreichen konnte. Ein dumpfer Schmerz, der durch den Arm bis in ihren Oberkörper schoß, brachte die Welt um sie herum durcheinander. Aber trotz des Schmerzes, der sie beinahe besinnungslos machte, spürte sie, wie ihre Klinge den Tiger traf. Es zuckte, das Messer wurde ihr aus den Fingern gerissen und verschwand. Plötzlich wurden die Sterne wieder sichtbar und der Todesschrei der zweiten Katze hallte durch die Nacht. In ihrem letzten, verzweifelten Kampf taumelte sie zwischen den Felsen umher. Plötzlich schwieg sie. Es war totenstill.
    »Sie hat mich am Arm erwischt«, sagte Ghanima und versuchte ein loses Stück ihrer Robe um die Wunde zu binden.
    »Ist es schlimm?«
    »Ich glaube schon. Ich fühle meine Hand nicht mehr.«
    »Laß mich ein Licht anzünden und ...«
    »Nicht, solange wir von oben einsehbar sind!«
    »Ich beeile mich.«
    Sie hörte, wie er nach seinem Überlebenspack langte. Bald darauf spannte sich über ihren Köpfen ein Nachtschild auf, hinter dem sie unsichtbar waren. Es kam jetzt nicht darauf an, ihn feuchtigkeitsfest zu machen.
    »Mein Messer liegt auf dieser Seite«, sagte Ghanima. »Ich spüre den Griff an meinem Knie.«
    »Laß es liegen.«
    Leto entzündete einen kleinen Leuchtglobus. Ghanima kniff die Augen bei dem plötzlichen Lichtschein zusammen. Er legte den Globus neben sie auf den sandbedeckten Boden und schnappte nach Luft, als er ihren Arm sah. Die Klaue des Tigers hatte eine lange, klaffende Wunde gerissen, die sich vom Ellbogen über den Unterarm bis zum Handgelenk hinunterzog. Anhand ihres Verlaufs konnte man genau erkennen, wie sie den Arm gedreht hatte, um zustoßen zu können.
    Ghanima warf einen kurzen Blick auf die Wunde, schloß die Augen und begann mit der Rezitation der Litanei gegen die Furcht.
    Obwohl Leto das Bedürfnis hatte, darin einzustimmen, warf er jegliche persönlichen Emotionen über Bord und machte sich daran, die Wunde zu verbinden. Er mußte schnell machen, bevor Ghanima auf den Gedanken kam, sie könne diese Arbeit auch selbst übernehmen – was mit einer einzigen zur Verfügung stehenden Hand schwerlich möglich war.
    »Jetzt das Bein«, sagte er.
    Sie drehte sich um und zeigte ihm die andere Wunde. Sie war weit weniger schlimm als die andere: Zwei Krallenschnitte in der Wade. Glücklicherweise war das Blut in den Destillanzug geflossen. Er säuberte die Wunde, so gut er das konnte, verband sie und benutzte die Hülle des

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