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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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haben – oder wir werden ihnen gegenüber immer die Unterlegenen sein.«
    »Aber was hat das alles mit Idahos Angebot zu tun?« fragte Wensicia ungeduldig.
    Farad'n maß sie mit einem mitleidigen Blick. »Wir beginnen unseren Kampf, indem wir dafür sorgen, daß ihre Gesellschaft bald einem nicht mehr tragbaren Stress unterliegt. Stress ist eine sehr wirkungsvolle Waffe. Das Gegenteil natürlich auch. Ich nehme an, du hast bereits gemerkt, wie die friedliche Lage auf diesem Planeten, den wir den Atreides zu verdanken haben, hier alles weich und nachgiebig gemacht hat?«
    Tyekanik konnte auf diese zynische Bemerkung nur nicken. Das gefiel ihm. Man durfte es den Sardaukar nicht erlauben, zu weich zu werden. Aber dennoch ließ ihn Idahos Angebot nicht in Ruhe. Er sagte: »Vielleicht wäre es doch das Beste, sein Angebot ganz auszuschlagen.«
    »Noch nicht«, sagte Wensicia. »Uns stehen eine ganze Reihe von Entscheidungen offen. Und unsere Aufgabe ist es, sie der Reihe nach genauestens zu untersuchen. Mein Sohn hat recht: Wir brauchen mehr Informationen.«
    Farad'n starrte sie an. Er analysierte ihre wirkliche Meinung ebenso wie die Aussage ihrer Worte. »Aber werden wir es bemerken, wenn wir einen Punkt überschritten haben, an dem es keine Alternative mehr für uns gibt?«
    Tyekanik setzte ein säuerliches Grinsen auf. »Wenn Sie mich fragen, haben wir diesen Punkt bereits überschritten. Es gibt schon jetzt kein Zurück mehr.«
    Farad'n warf den Kopf in den Nacken und lachte laut auf. »Aber natürlich existieren noch Alternativen, Tyek! Spätestens dann, wenn sich die Schlingen um unseren Hals legen, werden wir sehen, wie sie vor unseren Augen vorbeiziehen!«

29
     
In einem Zeitalter, in dem die Menschen von einem Ort des Universums zum anderen in Transzeit transportiert werden können und Maschinerien es ermöglichen, sogar die unzugänglichsten Planeten leicht und bequem zu bereisen, mutet es anachronistisch an, daß es überhaupt noch jemanden gibt, der gezwungen ist, längere Reisen zu Fuß zurückzulegen. Und doch ist dies auf Arrakis die übliche Art der Fortbewegung, was sich auf die Tatsache reduzieren läßt, daß der Planet die Verwendung technischer Hilfsmittel seinen Bewohnern mit aller Härte versagt. Auf Arrakis sagt man deshalb, der menschliche Körper stelle das dauerhafteste und leistungsfähigste Hilfsmittel auf einem Hadj dar. Vielleicht ist die in diesen Worten enthaltene Gewißheit der Grund dafür, daß Arrakis den ultimativen Spiegel der Seele darstellt.
Handbuch des Hadj
     
     
    Langsam und vorsichtig, jeden Dünenschatten ausnutzend, um den überall verteilten Suchkommandos zu entgehen, schlich Ghanima nach Tabr zurück. Eine schreckliche Erinnerung durchdrang ihr Bewußtsein: Der Wurm, der sich die Leichname der beiden Tiger und den Letos geholt hatte. Auch vor ihr lauerten Gefahren. Leto war tot; ihr Bruder war umgekommen. Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und gab sich ganz ihrer Wut hin. Was dies anging, reagierte sie wie ein Fremen. Daß sie eine war, erfüllte sie mit Stolz.
    Sie war sich darüber im Klaren, was man allgemein von den Fremen behauptete: daß sie über keinerlei Gewissen verfügten, weil sie es während der Raserei ihres Rachefeldzugs, der als Reaktion darauf erfolgt war, daß man sie Jahrtausende lang herumgestoßen hatte, verloren gegangen war. Das war natürlich hanebüchener Unsinn. Man konnte höchstens von frühzeitlichen Barbaren behaupten, sie hätten kein Gewissen. Ganz im Gegenteil: Die Fremen wußten sehr wohl zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden. Sie verfügten über einen Gemeinsinn, den es anderswo überhaupt nicht gab, und mußten lediglich deswegen für Außenstehende brutal wirken; ebenso wie die Sitten der anderen für die Fremen manchmal abstoßend wirkten. Jeder Fremen wußte sehr gut, daß er in der Lage war, eine Grausamkeit zu begehen, ohne danach ein Schuldgefühl zu entwickeln. Und das lag an genau den gleichen Dingen, die auch die anderen sich nicht schuldig fühlen ließ. Ihre Rituale versorgten sie lediglich mit der Freiheit, jene Schuldgefühle zu negieren, die sie anderweitig zerstört hätten. In ihrem tiefsten Bewußtsein wußten sie, daß jedes Vergehen, zumindest teilweise, wohlbekannten und erklärbaren Umständen zugeschrieben werden konnte: dem ›Mangel an Autorität‹ oder einer › angeborenen Schlechtigkeit‹, die angeblich allen Menschen zu eigen sein konnte oder einfachem ›Pech‹, das jedes

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