Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten
den Kampf nicht gewinnen.«
Jessica schloß konzentriert die Augen. Er hatte recht! Sie konnte es am Tonfall seiner Worte hören, an der Sicherheit, mit der er sie aussprach. Die Symbole flossen durch ihr Gehirn, wurden registriert und analysiert. Jessica verglich die einzelnen Daten miteinander, versetzte sich für den Bruchteil einer Sekunde in einen tranceähnlichen Zustand, verließ ihn wieder und öffnete die Augen. All das war in der kurzen Zeitspanne geschehen, in der Farad'n gerade drei Schritte zurückgelegt hatte.
»Sagen Sie nichts mehr, Duncan«, sagte Jessica und dachte mit beklemmenden Gefühlen darüber nach, was Leto ihr über die Konditionierungsmöglichkeiten der Bene Gesserit erzählt hatte. Idaho, der gerade im Begriff gewesen war, etwas zu sagen, schloß den Mund.
»Hier gebe ich die Befehle, Lady«, sagte Farad'n. »Fahren Sie fort, Mentat.«
Idaho sagte nichts.
Farad'n machte eine halbe Drehung und musterte Jessica.
Sie starrte auf einen bestimmten Punkt an der gegenüberliegenden Wand und rief sich in Erinnerung, was die Worte Idahos und ihre kurze Trance bewirkt hatten. Natürlich hatten sich die Bene Gesserit nicht von der Linie der Atreides losgesagt. Aber sie verlangten die Kontrolle über den Kwisatz Haderach und hatten bereits jetzt zuviel in ihr Zuchtprogramm investiert. Sie wollten die offene Auseinandersetzung zwischen den Häusern Atreides und Corrino, um schließlich als Schiedsrichter eingreifen zu können. Und Duncan hatte recht. Sie wollten die Kontrolle über Ghanima und Farad'n, das war der einzig mögliche Kompromiß. Es war ein Wunder, daß Alia das noch nicht entdeckt hatte. Jessica versuchte einen trockenen Klumpen, der sich in ihrer Kehle gebildet hatte, hinunterzuschlucken. Alia ... Verdammnis! Ghanima hatte recht gehabt, sie zu bemitleiden. Aber wer war jetzt noch übrig, um Ghanima zu bemitleiden?
»Die Schwesternschaft hat versprochen, Sie auf den Thron zu bringen«, sagte Jessica, »mit Ghanima als ihrer Frau.«
Farad'n machte einen Schritt zurück. Konnte diese Hexe etwa Gedanken lesen?
»Sie haben im Geheimen gearbeitet«, erklärte Jessica, »und nicht über Ihre Mutter. Und sie haben Ihnen erklärt, ich sei in diesen Plan nicht eingeweiht.«
Sie konnte die Bestätigung ihrer Vermutung auf Farad'ns Gesicht ablesen. Wie offen alles vor ihr lag. Und es stimmte – es war alles richtig. Idaho hatte mit seinen begrenzten Fähigkeiten und den wenigen ihm zugänglichen Daten ein wahres Meisterwerk der Mentatenarbeit geleistet.
»Also haben sie ein Doppelspiel getrieben und Ihnen doch alles gesagt«, erwiderte Farad'n.
»Sie haben mir nichts davon erzählt«, sagte Jessica. »Duncans Ansicht war korrekt: Sie haben mich benutzt.« Sie nickte vor sich hin. Die Bene Gesserit hatten es nicht einmal schwer gehabt. Sie brauchten ihr nur eine Geschichte zu erzählen, die sich vordergründig mit ihren Motiven deckte.
In Wirklichkeit lag ihnen daran, Jessica aus dem Weg zu räumen. Sie war eine gefallene Schwester, und sie hatte bereits einmal versagt.
Tyekanik stellte sich neben Farad'n. »Mylord, diese beiden sind zu gefährlich, um ...«
»Warten Sie noch einen Moment, Tyek«, meinte Farad'n. »Die Räder beginnen ineinander zu greifen.« Er musterte Jessica. »Wir hatten Grund zu der Annahme, daß Alia sich selbst als meine Braut anbieten würde.«
Idaho schien unwillkürlich auffahren zu wollen, aber er beherrschte sich. Dort, wo der Shigadraht in seine Arme schnitt, trat Blut aus der Haut. Jessica warf Idaho einen vielsagenden Blick aus den Augenwinkeln zu. Sie, die sie den ersten Herzog Leto nicht nur als Geliebten und Vater ihrer Kinder, sondern auch als Vertrauten und Freund gekannt hatte, versuchte nun, den ihm eigenen Charakterzug kühler Urteilskraft durch den gefilterten Blick einer Verdammten zu sehen.
»Werden Sie ein solches Angebot annehmen?« fragte Idaho.
»Es wird in die Auswahl gezogen werden.«
»Ich sagte Ihnen, daß Sie still sein sollen, Duncan«, sagte Jessica. Zu Farad'n sagte sie: »Und als Hochzeitsgeschenk würde sie zwei Tote verlangen – uns.«
»Wir vermuteten bereits einen Verrat«, sagte Farad'n. »War es nicht Ihr eigener Sohn, der gesagt hat: ›Verrat bringt lediglich Verrat hervor‹?«
»Die Schwesternschaft legt es darauf an, sowohl das Haus Atreides, als auch das der Corrinos unter Kontrolle zu bekommen«, sagte Jessica. »Ist das nicht offensichtlich?«
»Wir spielen gegenwärtig mit dem Gedanken, Ihr Angebot
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