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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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waren nicht mehr sonderlich groß, aber sie stellten immer noch eine gute Mannschaft gegen die Fremen dar. Und daß die Legionen von Arrakis sich zudem noch in einem desolaten, von bürgerkriegsähnlichen Ausschreitungen hervorgerufenen Zustand befanden, erweiterte die Grenzen, denen die Sardaukar bisher unterlegen gewesen waren. Auch wenn die Fremen sie zahlenmäßig ausstechen konnten – die Verwicklungen auf ihrem Planeten hatten auch ihnen einen schweren Schlag versetzt.
    Aber es war noch zu früh für einen Kampf zwischen den Sardaukar und den Fremen. Er brauchte Zeit. Er benötigte Verbündete aus den Reihen der unzufriedenen Hohen und der in letzter Zeit mächtiger gewordenen Kleineren Häuser. Und Zugang zum Kapital der MAFEA. Er brauchte die Zeit, um die Sardaukar stärker und die Fremen weicher werden zu lassen.
    Erneut warf Farad'n einen Blick auf den Bildschirm, der den geduldigen Ghola zeigte. Warum wollte Idaho Lady Jessica ausgerechnet zu dieser Zeit sprechen? Er konnte sich doch genau ausrechnen, daß man sie abhören würde, daß man jedes Wort mithörte, das sie sprachen, jede Geste analysieren würde, die sie machten.
    Warum?
    Farad'ns Blick wandte sich von dem Bildschirm ab und fiel auf den Sims, der sich neben der Schaltkonsole befand. In blassem, elektronischem Licht konnte er die Spulen ausmachen, die die letzten Berichte von Arrakis enthielten. Seine Spione waren durchgekommen. Er würde sie belohnen lassen. In den Berichten stand viel, das ihn sowohl erfreute als auch Hoffnung gab. Er schloß die Augen und rief sich die Höhepunkte jener Berichte in Erinnerung zurück, die er für seine eigenen Zwecke in bearbeiteter Form in die Spulen übertragen hatte:
     
Sobald der Planet fruchtbar gemacht worden ist und die Fremen nicht mehr an bestimmte Gebiete gebunden sind, verlieren ihre Sietchs den traditionellen Festungscharakter. In den alten Sietch-Kulturen brachte man den Kindern bei: »Wie die Gewißheit unseres eigenen Daseins, formt der Sietch eine sichere Basis, von der, wenn du ihn verläßt, das Universum ausgeht.«
Der traditionsbewußte Fremen sagt: »Schau auf das Massiv«, und drückt damit aus, daß das Gesetz die absolute Wissenschaft darstellt. Aber die neue Sozialstruktur löst die alten Begrenzungen auf; die Disziplin wird lax. Die neuen Führer der Fremen kennen lediglich noch den Kleinen Katechismus ihrer Vorfahren, während sich ihre Geschichte nur noch in der mythischen Struktur ihrer Lieder manifestiert. Die Bewohner der neuen Gemeinschaften sind verhandlungsbereiter, offener geworden; sie streiten sich öfter und fühlen sich weniger der Autorität verpflichtet. Die alten Sietch-Bewohner sind disziplinierter, tendieren weiterhin dazu, in der Gruppe zu agieren und arbeiten härter; sie sind sich ihres Ursprungs noch bewußt. Die alten Leute stehen auf dem Standpunkt, daß nur die ordentliche Gesellschaft die Erfüllung des Individuums sein kann. Die Jungen aber machen sich von diesem Glauben frei. Und jene Vertreter der alten Kultur, die übriggeblieben sind, wenden sich den Vertretern der jungen Generation zu und sagen: »Der Todeswind hat ihre Vergangenheit weggeweht.«
     
    Die Scharfsinnigkeit seiner eigenen Zusammenfassung gefiel Farad'n. Die Spaltung der Generationen auf Arrakis mußte irgendwann zu Gewaltakten führen. Auch zu diesem Thema hatte er seine ersten Schlüsse in die Spulen gegeben:
     
Die Religion Muad'dibs basiert fest auf der alten fremenitischen Sietch-Kultur und ihren Traditionen, während die neue sich immer weiter davon entfernt.
     
    Nicht zum erstenmal fragte Farad'n sich, warum Tyekanik diese Religion angenommen hatte. Der neue Moralismus, dessen er sich befleißigte, stand ihm nicht gut zu Gesicht. Obwohl er äußerlich einen selbstsicheren Anschein erweckte, schien er sich nicht wohl zu fühlen und führte sich auf, als schleppe er gegen seinen Willen eine Last mit sich. Er wirkte wie jemand, der es gewagt hatte, sich in einen Wirbelsturm hineinzubegeben und von Kräften ergriffen worden war, die außerhalb seiner Reichweite lagen. Die Verwandlung Tyekaniks beunruhigte Farad'n hauptsächlich wegen seiner Labilität, ja Charakterlosigkeit. Es war ein Widerspruch zu allem, was die Ansichten der Sardaukar im Allgemeinen betraf. Und genau das warnte ihn davor, daß die jungen Fremen einst genauso werden könnten: Daß sie sich plötzlich, aus einer Laune heraus, wieder den alten Traditionen zuwenden mochten.
    Erneut dachte Farad'n an die

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