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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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ausgesucht, um erneut auf dem Platz vor Alias Tempel zu erscheinen, ohne sich um die Anweisung zu scheren, daß er zu verhaften war, sobald er auftauchte, was jedermann wußte. Der heikle Waffenstillstand, der zwischen Alias Priesterschaft und den rebellierenden Stämmen die Oberhand gewonnen hatte, war zwar spürbar, aber seine Gegenwart wurde als unbefriedigend in der ganzen Stadt Arrakeen empfunden. Und auch der Prediger zerstreute diese Stimmung nicht.
    Es war der achtundzwanzigste Tag des offiziellen Klagens um den Tod von Muad'dibs Sohn, sechs Tage nach dem Gedenkritus, der am Alten Paß stattfinden sollte, wegen der Rebellion jedoch verschoben worden war. Aber auch die Kämpfe hatten den Hadj nicht stoppen können. Der Prediger wußte, daß der Tempelvorplatz an diesem Tag voller Menschen sein würde. Die meisten Pilger schienen extra deswegen gekommen zu sein, um den Ayil zu erleben, ›um die Anwesenheit des Heiligen Kwisatz Haderach an Seinem Tag‹ zu fühlen.
    Der Prediger betrat den Platz beim ersten Sonnenstrahl und fand ihn bereits mit Gläubigen überfüllt. Er legte eine Hand auf die Schulter seines jungen Führers und fühlte den zynischen Stolz in den Bewegungen des Burschen. Dann, als der Prediger erschien, begutachteten die Pilger jede Nuance seiner Bewegungen. Dem jungen Führer schien die Gafferei offenbar nichts auszumachen. Der Prediger akzeptierte sie als Notwendigkeit.
    Nachdem er die dritte Stufe der Freitreppe erklommen hatte, wartete der Prediger auf Ruhe. Erst als Stille sich über die Menge gesenkt hatte und die letzten Neugierigen sich stumm in die Reihen der Wartenden begeben hatten, räusperte er sich. Noch immer herrschte die Morgenkühle vor. Die Scheinwerfer auf den Dächern der umliegenden Gebäude waren erloschen.
    »Ich bin gekommen, um im Angedenken und zu Ehren von Leto Atreides II. zu sprechen«, sagte er mit der lauten Stimme eines Mannes, der es gewohnt ist, auf dem Rücken eines Sandwurms zu stehen und Kommandos zu erteilen. »Ich tue dies aus Mitleid mit all denen, die dies zuließen. Und ich sage euch, daß der tote Leto lernte, daß es ein Morgen nicht und niemals geben wird. Dieser Augenblick stellt die einzige beobachtbare Zeit für uns in unserem Universum dar. Ich sage euch, daß ihr diesen Moment auskosten sollt und versteht, was er uns lehrt. Und ich sage euch, daß man den Untergang einer Regierung am Untergang des eigenen Volkes ablesen kann.«
    Verstörtes Gemurmel erfüllte den Platz. Verspottete er etwa den Tod Letos? Die Leute warteten darauf, daß jeden Moment die Tempelwache erschien und den Prediger festnahm.
    Alia wußte allerdings, daß es keine Unterbrechung dieses Predigers geben würde. Sie hatte die Anweisung ausgegeben, daß er an diesem Tag ungeschoren davonkommen sollte, und sich selbst in guter Verkleidung – sie trug einen Destillanzug und eine Atemmaske, die ihr Gesicht gänzlich verbarg – unter die Zuschauer gemischt. Zusätzlich trug sie eine Kapuze, die ihr Haar verbarg. Während sie in der zweiten Reihe unterhalb des Predigers stand, beobachtete sie ihn eingehend. War dies Paul? Es mochten die Jahre sein, die ihn derart verändert hatten. Und was seine Stimme betraf – er hatte immer die Fähigkeit gehabt, mit ihr so umzugehen, daß es schwierig war, sie zu identifizieren. Und auch dieser Prediger konnte mit seiner Stimme machen, was er wollte. Paul hätte sie nicht besser beherrschen können. Sie mußte einfach mehr über seine Identität herausfinden, bevor sie gegen ihn vorgehen konnte. Wie seine Worte sie alle blendeten!
    In dem, was der Prediger gesagt hatte, spürte sie nicht die geringste Ironie. Er benutzte einfach die verführerische Anziehungskraft bestimmter Sätze und sprach sie mit einer wirkungsvollen Sicherheit aus. Die Leute, die ihm zuhörten, mochten dann und wann über eine seiner Aussagen stolpern, aber ebenso schnell mußten sie begreifen, daß er bestimmte Redewendungen nur deshalb gebrauchte, weil er ihnen damit etwas beibringen wollte. Und in der Tat nahm er jetzt das Gemurmel der Menge als Antwort und fuhr fort: »Man benutzt die Ironie meist dazu, um hinter ihrer Maske zu verbergen, daß man nicht weiter denken kann, als die eigene Vorstellungskraft reicht. Ich beabsichtigte nicht, ironisch zu sein. Ghanima hat euch gesagt, daß man das Blut ihres Bruders nicht wird wegwaschen können. Damit stimme ich überein.
    Man wird sagen, daß Leto dorthin gegangen ist, wohin sein Vater ging; daß er getan hat, was

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