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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Spitze des Baumes erkennen, der unter dem Fenster stand. Es war etwas Neues an Farad'n, stellte sie fest: Er war schlanker und nerviger geworden. Die langen Trainingsmonate hatten ihre Auswirkungen gehabt. Als er sie ansah, glitzerten seine Augen.
    »Er sah die Umrisse dessen, was einmal werden könnte, wenn die bereits existierenden Kräfte sich ihrer bemächtigten«, sagte Jessica. »Und bevor er sich gegen seine eigenen Leute wandte, wandte er sich gegen sich selbst. Er lehnte es ab, nur das anzuerkennen, was seiner Bequemlichkeit diente, weil das für ihn moralische Feigheit war.«
    Farad'n hatte inzwischen gelernt, wie man zuhörte, abwägte und seine Fragen solange zurückhielt, bis aus ihr fertige Formulierungen geworden waren. Sie hatte über die Ansichten der Bene Gesserit in bezug auf die molekulare Erinnerung gesprochen und geflissentlich unterschieden, auf welche Art die Schwesternschaft Paul Muad'dib analysierte. Jedenfalls sah Farad'n hinter ihren Worten und Gesten ein nebelhaftes Spiel, eine Projektion ungewisser Formen, die mit der Oberfläche ihrer Feststellungen nicht recht in Einklang zu bringen war.
    »Von all unseren Beobachtungen ist dies die wichtigste«, hatte sie gesagt. »Das Leben stellt eine Maske dar, durch die sich das Universum selbst ausdrückt. Wir nehmen an, daß die Menschheit und die sie unterstützenden Lebensformen eine natürliche Gemeinschaft bilden, und daß das Schicksal allen Lebens der Preis des Schicksals des Individuums ist. Wenn es also zur ultimativen Selbstprüfung kommt – zum amor fati –, hören wir damit auf, Gott zu spielen und kehren zurück zum Lernprozeß.«
    Er sah jetzt, wohin sie wollte, und erkannte auch den Effekt, den dies auf jene ausübte, die ihnen durch die Spionaugen zusahen. Nur ein trainiertes Bewußtsein konnte die momentane Gleichgewichtslosigkeit erkennen, aber Jessica sah sie und lächelte. Ein Lächeln konnte schließlich alles und jedes bedeuten.
    »Dies ist eine Art Abschlußprüfung«, sagte Jessica. »Ich bin sehr zufrieden mit Ihnen, Farad'n. Wollen Sie bitte aufstehen?«
    Farad'n gehorchte und verbaute ihr mit dem Rücken die Aussicht auf den Baum vor dem Fenster.
    Jessica stemmte beide Hände in die Hüften und sagte: »Man hat mir aufgetragen, Ihnen folgendes zu sagen: ›Ich befinde mich in der Gegenwart eines Menschen. So wie ich jetzt hier stehe, wirst auch du eines Tages stehen. Ich bete darum, daß dies einst sein wird. Die Zukunft bleibt ungewiß, und so soll es sein, denn sie ist die Leinwand, auf die wir unsere Sehnsüchte schreiben. Und so wird es sein, daß jeder Mensch seiner eigenen, leeren Leinwand gegenübersteht. Wir besitzen nur diesen Moment, indem wir uns selbst fortgesetzt der opferbereiten Gegenwart widmen, die wir teilen und erschaffen.‹«
    Als Jessica fertig war, öffnete sich eine Tür zu ihrer Linken und Tyekanik kam herein. Er bewegte sich mit einer Ruhe, die der Ausdruck seines Gesichts Lügen strafte. »Mylord«, sagte er. Aber es war bereits zu spät. Jessicas Worte und all das, was sie vorher getan hatte, begannen bereits zu wirken. Farad'n war nicht länger ein Corrino. Er war ein Bene Gesserit.

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Was ihr Herren des MAFEA-Direktorats offenbar nicht verstehen könnt, ist die Tatsache, daß ihr so selten echte Loyalität im Bereich des Kommerzes findet. Wann habt ihr zum letztenmal von einem Angestellten gehört, der für eure Gesellschaft sein Leben ließ? Möglicherweise liegt dieser Mangel daran, daß ihr glaubt, daß man das Denken und die Kooperationsbereitschaft auf Bestellung erhalten kann. Aber das ist schon immer ein Irrtum gewesen, ob dies nun bei Religionsgemeinschaften oder Generalstäben der Fall war. Generalstäbe verfügen übrigens über weitreichende Aufzeichnungen, die die Vernichtung ihrer eigenen Gesellschaft betreffen. Und was die Religionsgemeinschaften angeht, so empfehle ich immer wieder die Lektüre der Werke des guten alten Thomas von Aquin. Es ist wirklich unglaublich, welchen Unfug Sie, meine Herren von der MAFEA, glauben! Menschen müssen Dinge stets aus eigenem Antrieb tun wollen. Es sind die Leute, und nicht die kommerziellen Organisationen und mächtigen Konzerne, die eine große Zivilisation am Leben erhalten. Jede Zivilisation muß sich auf die kleinen Individuen verlassen können, die sie hervorgebracht hat. Wenn man sie jedoch überorganisiert, kommandiert und ihr Streben nach Größe unterdrückt – dann können sie nicht arbeiten. Und ihre Zivilisation

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