Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten
Realität.
Egal wie, Vater, dachte er. Ich komme zu dir.
Vögel nisteten unsichtbar in den Felsen ringsum und machten sich lediglich durch Geräusche bemerkbar. Wie es Sitte der Fremen war, orientierte er sich anhand der von ihnen hervorgerufenen Echos, welchen Weg er nehmen mußte. Des öfteren, wenn er an kleineren Felsspalten vorbeikam, erkannte er in ihnen das Leuchten furchtsamer, grüner Augen. Die Tiere versteckten sich, weil sie genau wußten, daß ein Sturm im Anzug war.
Schließlich erreichte er die Wüste. Der Sand um ihn herum und unter seinen Füßen schien zu leben und zu atmen. Noch einmal ließ er den Blick über die gezackten Felsen gleiten, die Jacurutu umgaben. Die gesamte Struktur der Hügellandschaft erschien von dieser Seite wie unter großem Druck entstanden. Was seine Zukunft anbelangte, hatte Arrakis noch einiges zu erzählen. Leto stieß den Klopfer in die Erde, um einen Wurm anzulocken und zog sich, als das Gerät anfing, seine Signale auszusenden, in eine beobachtende Position zurück. Intuitiv griff seine rechte Hand in die Falten seiner Dishdasha und tastete nach dem Falkenring der Atreides. Gurney hatte ihn gefunden, aber er hatte ihn ihm gelassen. Was mochte er beim Anblick von Pauls Ring empfunden haben?
Vater, erwarte mich bald.
Der Wurm kam aus dem Süden. Er glitt in einem Zickzackkurs dahin, um nicht mit den Felsen in Berührung zu kommen, und er war auch nicht so groß, wie Leto erhofft hatte, aber das war jetzt gleichgültig. Er schätzte den Weg ab, den das Tier nehmen würde, schwang seine Haken und glitt, als es in einer Staubwolke über den Klopfer hinwegfegte, an seiner schuppigen Haut hinauf. Der Wurm drehte unter dem sanften Druck der Haken sofort ab, legte sich auf die Seite. Der von ihm erzeugte Fahrtwind zerrte an Letos Robe. Er warf einen Blick auf die südlichen Sterne, die durch den Staub kaum noch zu erkennen waren und leitete den Wurm in diese Richtung.
Geradewegs in den Sturm hinein.
Leto schätzte die Höhe des Sturms ab und veranschlagte die Zeit seiner Ankunft. Nicht vor dem Morgen, denn er breitete sich aus, als sammle er noch mehr Kraft für das, was er vorhatte. Für die ökologischen Umwandlungsgruppen würde es eine Menge Arbeit geben. Es war beinahe so, als bekämpfe der Planet diese Leute hier draußen mit einer Wut, die mit jedem Meter verlorenen Landes größer wurde.
Die ganze Nacht über lenkte Leto den Wurm südwärts und berechnete ständig dessen Kraftreserven durch den direkten Kontakt seiner Füße. Gelegentlich ließ er das Tier nach Westen ausbrechen und gab damit seinem eigenen Drängen nach, das darauf beruhen mochte, daß es sich scheute, die Grenzen seines eigenen Gebiets zu überschreiten. Vielleicht aber fürchtete es sich ebenfalls nur vor dem herannahenden Unwetter. Normalerweise gruben sich die Würmer, um dem Ansturm des Sandes zu entgehen, tief in den Boden ein, aber diesem hier war die Möglichkeit nicht gegeben: Die Haken, die Letos Hände festhielten, verhinderten, daß er seine Körperringe schloß. Und mit offenen Ringen konnte er nicht abtauchen.
Gegen Mitternacht zeigte der Wurm starke Anzeichen von Erschöpfung. Leto löste die Haken etwas und erlaubte ihm, eine langsamere Gangart einzulegen, achtete jedoch strikt auf die Einhaltung des Kurses.
Kurz nach Tagesanbruch raste der Sturm heran. Leto sah zunächst nichts als die vor ihm liegenden, sich aneinander schmiegenden Dünen. Dann zwang ihn die erste heranwehende Staubwolke, die Kapuze zu verschließen. Der Wind, der jetzt auf ihn eindrang, trug soviel Staub mit sich, daß die Wüste um ihn herum in einem konturenlosen Grau zerfloß. Sandkörner prallten gegen seine Wangen und erzeugten die Schmerzen tausender Nadelstiche. Sein Mund war plötzlich ausgetrocknet. Er wußte, daß jetzt der Augenblick der Entscheidung gekommen war. Sollte er wirklich das Risiko jener alten Geschichten eingehen? Der Wurm war total erschöpft und würde froh sein, wenn er bewegungslos irgendwo liegenbleiben konnte. Leto brauchte nur die Zeit eines einzigen Herzschlages, um sich zu entscheiden. Er lief über den Rücken des Tieres seinem Schwanzende entgegen und löste die dort placierten Steuerhaken. Sofort – wenn auch mit unendlicher Langsamkeit – begann der Wurm sich einzugraben. Aber die starke Hitzeentwicklung, der er die ganze Zeit über ausgesetzt worden war, hatte an seinem Ende einen Zyklopenofen erzeugt, der gewisse Gefahren heraufbeschwor. Schon die Kinder der Fremen
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