Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
Vom Netzwerk:
Osten lag das Gebiet Bene Sherk, in dem sich verstreute, neue Niederlassungen befanden. Im Süden lag das Tancerouft, das Land des Schreckens: Dreitausendachthundert Kilometer Wüstenland, das nur gelegentlich von ein paar mit magerem Grün bewachsenen Dünen unterbrochen wurde, auf denen sich Windfallen befanden, die sie bewässerten, ein Produkt jener ökologischen Umwälzung, die die Landschaft von Arrakis zurückentwickelte. Sie wurden aus der Luft versorgt, aber niemand hielt sich lange bei ihnen auf.
    Ich werde nach Süden gehen, sagte er sich. Gurney wird genau das von mir erwarten. Dies war nicht der Augenblick, Dinge zu tun, mit denen niemand rechnete.
    Bald würde es dunkel sein. Er konnte dann sein gegenwärtiges Versteck verlassen. Leto starrte den südlichen Himmel an. Schwarzbraune Wolken ballten sich dort zusammen, zogen sich wie eine Schleppe aus Rauch dahin, umgeben von hellen Linien glitzernden Staubs. Ein Sturm. Leto sah, wie sich das Sturmzentrum aus der großen Sandfläche hervorhob und in die Luft hinein aufragte, wie ein neugieriger Wurm. Er beobachtete es eine volle Minute lang und entdeckte, daß es sich weder nach links, noch nach rechts bewegte. Ein altes Sprichwort der Fremen fiel ihm ein: Wenn sich das Sturmzentrum nicht bewegt, befindest du dich genau auf der Linie seines Weges.
    Dieser Sturm veränderte natürlich einiges.
    Leto starrte einen Moment lang nach Westen, auf Tabr zu. Er fühlte den täuschenden Frieden dieses Wüstenabends und sah das helle Gipsbecken, die von windgerundeten Kieselsteinen umgeben war. Seine desolate Leere, seine unwirkliche Oberfläche aus leuchtendem Weiß reflektierte bereits die hoch in der Luft dahinschwebende Staubwolke. Nirgendwo in seinen Visionen hatte er sich den Auswirkungen eines ausgewachsenen Muttersturms ausgesetzt gesehen. Er hatte sich auch nicht in den Sand gegraben, um einen solchen zu überstehen. Ihm fiel nur ein, daß es eine Situation gegeben hatte, während der er von einem Wind ergriffen und über den Boden gerollt worden war ... aber das würde erst später sein.
    Dort draußen braute sich ein Sturm zusammen, der sich über mehrere Breitengrade dahinziehen und seiner Welt eine Tracht Prügel verabreichen würde. Man konnte es riskieren. Alte Geschichten, die vom Freund auf den Freund weitergegeben wurden, berichteten davon, daß es möglich war, einen erschöpften Wurm an der Oberfläche festzuhalten, indem man einen Bringerhaken unterhalb seiner Körperringe befestigte und, wenn man ihn dermaßen bewegungsunfähig gemacht hatte, dem Sturm im Schutz seiner Windschattenseite überstehen konnte. Eine Mischung aus Dreistigkeit und Unbekümmertheit, diesen Versuch zu unternehmen, reizte ihn plötzlich. Der Sturm würde dieses Gebiet frühestens gegen Mitternacht erreichen, er hatte also noch Zeit. Wieviele Fäden würde er damit zerschneiden? Alle? Einschließlich des letzten?
    Gurney wird von mir erwarten, daß ich nach Süden gehe, aber nicht mitten in einen Sturm hinein.
    Leto schaute nach Süden und suchte nach einem Pfad, der ihn aus diesen Klippen hinaus und hinunter auf das flache Land führen konnte. Er entdeckte eine schmale Kluft, die ihm geeignet erschien, und schulterte seinen Überlebenspack. In den Nischen der Kluft hatte sich Sand angesammelt, der sich bis in ihre Mitte erstreckte und ihm das Gefühl verlieh, auf Wasser zu laufen. Er spürte, wie der feine Staub Durst erzeugte. Er gelangte in einen Canyon. Es war immer noch hell genug, daß man ihn sehen konnte.
    Als er das Ende des Canyons erreichte, senkte sich auch schon die schnelle Wüstennacht auf ihn herab. Jetzt hatte er nur noch das Mondlicht, um den Weg zum Tancerouft zurückzulegen. Unter dem Druck der Befürchtungen seiner Erinnerungen wurde sein Herzschlag schneller. Irgendwie kam es ihm so vor, als sei er auf dem Weg, in die Huanui-naa hinabzusteigen, jene Totendestille, von der die Fremen behaupteten, daß sie einem alle Flüssigkeit nahm und sie in der Erde versickern ließ. Aber was auch auf ihn zukam: Es würde nichts sein, was er in seinen Visionen vorausgesehen hatte. Jeder Schritt entfernte ihn weiter von der durch die Wirkung des Gewürzes hervorgerufenen Dhyana, der allgegenwärtigen Bewußtheit ihrer intuitiv-kreativ wirkenden Natur und ihrer sich auf eine starre Zukunft auswirkenden Kausalkette. Für jeweils hundert Schritte, die er jetzt machte, entfernte er sich um einen von seiner Bestimmung, hinein in die Gemeinschaft seiner neuen, inneren

Weitere Kostenlose Bücher