Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten
Wenn er sich als verdammt kenntlich machen würde.«
Namri hob die rechte Faust, hielt sie neben sein Ohr.
»Deine Lady wußte, daß wir über Methoden verfügen, dies herauszufinden. Es war weise von dir, mir das abschließende Urteil zu überlassen.«
Halleck verzog frustriert die Lippen.
»Du hörtest, was die Ehrwürdige Mutter zu mir sagte«, fuhr Namri fort. »Wir Fremen verstehen Frauen wie sie; ihr Fremdweltler werdet dazu niemals in der Lage sein. Es kommt oft vor, daß die Frauen der Fremen ihre Söhne in den Tod schicken.«
Ohne die Lippen zu bewegen sagte Halleck: »Willst du damit sagen, daß du ihn getötet hast?«
»Er lebt. Er ist an einem sicheren Platz. Und man wird ihn weiterhin mit Gewürz versorgen.«
»Aber ich soll ihn zu seiner Großmutter zurückbringen, wenn er überlebt«, sagte Halleck.
Namri zuckte lediglich die Achseln.
Halleck begriff, daß dies alles an Antwort war, was er zu erwarten hatte. Verdammt! Er konnte unmöglich mit solch unbeantworteten Fragen zu Jessica zurückkehren! Er schüttelte den Kopf.
»Warum in Frage stellen, was du sowieso nicht ändern kannst?« fragte Namri. »Man hat dich doch gut bezahlt.«
Halleck warf ihm einen finsteren Blick zu. Fremen! Sie glaubten wirklich, daß alle Leute, die nicht ihrem eigenen Volk angehörten, hauptsächlich auf Geld aus waren. Aber Namri drückte mit seinen Worten mehr aus als nur eine seiner gängigen Beleidigungen. Daß hier andere Kräfte mit im Spiel waren, konnte einem Menschen, der von einer Bene Gesserit allerhand gelernt hatte, nicht verborgen bleiben. Die ganze Sache stank plötzlich nach einer Finte, die dazu diente, eine andere Finte, die eine dritte Finte verbarg, zu verbergen ...
In einem beinahe arrogant wirkenden Tonfall sagte er: »Lady Jessica wird erzürnt sein. Sie könnte Kohorten gegen ...«
»Zanadig!« fluchte Namri. »Du Laufbursche! Du stehst außerhalb der Mohalata! Es wird mir eine unbändige Freude bereiten, dein Wasser für das edle Volk an mich zu nehmen!«
Halleck legte eine Hand auf sein Messer und bereitete seinen linken Ärmel vor, in dem sich eine kleine Überraschung für jeden Angreifer verbarg. »Ich sehe überhaupt kein vergossenes Wasser hier«, sagte er. »Möglicherweise hat dein Stolz dich blind gemacht.«
»Du lebst, weil ich dir vor deinem Tod beibringen wollte, daß deine Lady Jessica gegen überhaupt niemanden mehr irgendwann Kohorten ausschicken wird. Man wird dich nicht auf sanfte Weise in die Huanui locken, du Fremdweltschwein. Ich gehöre dem edlen Volk an, doch du ...«
»Und ich bin nur ein Angestellter der Atreides«, sagte Halleck mit sanfter Stimme. »Leider waren wir auch diejenigen, die euch von den Halseisen der Harkonnens befreit haben.«
Namri fletschte die Zähne. »Deine Lady ist auf Salusa Secundus gefangen. Die Nachrichten, von denen du glaubtest, sie seien von ihr, stammten von ihrer Tochter!«
Unter ungeheurer Anstrengung schaffte Halleck es, seine Stimme ruhig zu behalten. »Das macht nichts. Alia wird ...«
Namri zog das Crysmesser. »Was weißt du schon vom Schoße des Himmels? Ich bin ihr Jünger, du männliche Hure! Und ich erfülle ihr nur eine Bitte, wenn ich mir dein Wasser nehme!« Und er stürzte, zu allem entschlossen, auf Halleck zu.
Halleck, der natürlich darauf vorbereitet war und keinesfalls gewillt war, dabei sein Leben zu lassen, hob den rechten Arm und sorgte dafür, daß Namris Messer zunächst einmal den extralangen, speziell für diese Zwecke angefertigten Ärmel zerfetzte. Im gleichen Moment stülpte er den linken Ärmel über den Kopf des Angreifers und brachte vor dessen Gesicht sein eigenes Messer in Position. Namri trug offensichtlich eine Panzerweste. Halleck fühlte den plötzlichen Schlag seines gegen ihn fallenden Körpers. Der Fremen stieß einen röchelnden Schrei aus, taumelte nach hinten und stürzte zu Boden. Er blieb liegen, Blut strömte aus seinem Mund. Ein letzter Blick traf Halleck.
Halleck stieß zischend die Luft aus. Wie konnte dieser Trottel nur geglaubt haben, er verfügte über keine Waffen? Mit einer geschickten Bewegung ordnete er seine Ärmel, wischte das Messer ab und steckte es in die Scheide. »Wie, glaubtest du, wurden die Angestellten der Atreides ausgebildet, du Narr?«
Er atmete tief durch und dachte: Nun ja. Und wessen Finte stelle ich dar? In Namris Worten hatte etwas Wahres geklingelt. Jessica war Gefangene der Corrinos, während Alia an ihren eigenen Plänen strickte. Zwar hatte
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