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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Schüssel.
    Ja, Muriz hatte es befohlen. Überall, wo er hinsah, herrschte dieser Aberglaube. Muriz hatte verlangt, daß er für ihn eine Vision hervorrufen mußte. Er war immer noch ein vorzeitlicher Jäger, der seinem Medizinmann den Auftrag erteilte, eine Handvoll Knochen auf dem Boden zu verstreuen und aus ihrer Lage etwas herauszulesen. Muriz hatte seinem Gefangenen zudem, ›aus ganz einfacher Vorsicht‹, wie er sich ausdrückte, den Destillanzug weggenommen. Dieser Kommentar war eine listige Anspielung auf Namri und Muriz gewesen. Nur Narren ließen ihre Gefangenen entkommen.
    Dennoch bewegte Muriz ein tiefgreifendes emotionales Problem: Es ging um den ›Fluß des Bewußtseins‹. Da sich nun das Wasser des Gefangenen in seinen Adern befand, suchte Muriz nach einer Möglichkeit, die ihm gestattete, Leto gegenüber auch weiterhin eine bedrohliche Position einzunehmen.
    Wie der Vater, so der Sohn, dachte Leto.
    »Das Gewürz wird in dir lediglich Visionen erzeugen«, sagte Sabiha. Die lange Stille wurde ihr immer unbehaglicher. »Ich hatte während der Orgien ziemlich viele Visionen. Sie tun einem nicht weh.«
    Das ist es! dachte Leto. Sein Körper schien beinahe automatisch zu erstarren, seine Haut wurde kalt und klamm. Die Bene-Gesserit-Sinne übernahmen die Steuerung seines Geistes und erzeugten in ihm ein zuerst stecknadelkopfgroßes, dann immer heller werdendes Licht, das beinahe die Dimensionen einer Vision annahm. Es ging um Sabiha und all die anderen Ausgestoßenen, und die uralte Lehre der Bene Gesserit sagte dazu: ›Sprachen bilden sich, um eine bestimmte Entwicklung einer Lebenseinstellung zu reflektieren. Die Art der Entwicklung kann anhand ihrer Wortwahl Satzstruktur und Übernahmen erkannt werden. Man achte auf Hemmungen. Nicht selten erkennt man ihre Auswirkungen an Orten, an denen das Leben stillsteht, wo jegliche Bewegung eingedämmt und eingefroren wirkt.‹ Er stellte sich Sabiha, aber auch alle anderen, vor, wie sie Visionen hatte. Sie sprach verächtlich, zumindest aber mit einer gewissen Geringschätzung von den Erfahrungen dieser Gewürzorgien. Auch diese Art von Visionen riefen Unbehagen hervor, deswegen verdrängte und vergaß man sie. Sabihas Leute beteten zu Shai-Hulud, weil der Wurm in den meisten ihrer Visionen dominierte. Ebenso beteten sie um den Tau am Rande der Wüste, weil er ihr Leben beschränkte. Auch wenn sie sich in Gewürzreichtum wälzen und es sich erlauben konnten, Sandforellen in die Nähe offener Qanats zu locken. Obwohl Sabiha ihn eher beiläufig dazu aufforderte, Visionen zu haben, entdeckte er hinter ihren Worten leuchtende Signale: Sie verließ sich auf Absoluta, suchte nach beschränkenden Grenzen, und all das nur deswegen, weil sie sich nicht in der Lage fühlte, mit den harten Entscheidungen fertigzuwerden, die ihren eigenen Körper betrafen. Sie hing der Einseitigkeit ihrer Ansichten nur an, weil sie sich vor allen Alternativen fürchtete.
    Wie im Kontrast dazu fühlte Leto in sich eine Bewegung. Er war eine Membrane, die unendliche Dimensionen sammelte, und, da sie sich ihrer bewußt war, auch harte Entscheidungen treffen konnte.
    Wie sie mein Vater traf.
    »Du mußt das jetzt essen!« sagte Sabiha ungeduldig.
    Leto sah jetzt das Gesamtmuster seiner Vision und wußte, welchem Faden er zu folgen hatte. Meine Haut ist nicht meine eigene. Er stand auf, zog die Robe enger um seine Schultern. Es war ein komisches Gefühl, darunter keinen schützenden Destillanzug zu tragen. Er war barfuß, seine Zehen fühlten den aus Gewürzfaser bestehenden Boden und stocherten im hereingeschleppten Sand herum.
    »Was hast du vor?« fragte Sabiha.
    »Hier drinnen ist die Luft nicht gut. Ich gehe hinaus.«
    »Du kannst nicht entkommen«, sagte sie. »In jedem Canyon befindet sich ein Wurm. Sobald du einen Schritt hinter den Qanat machst, werden sie dich wittern. Diese gefangenen Würmer sind ziemlich reizbar. Sie sind anders als die, die du aus der Wüste kennst. Außerdem ...« – wie befriedigt ihre Stimme plötzlich klang – »hast du keinen Destillanzug.«
    »Warum machst du dir dann Sorgen?« erwiderte Leto und fragte sich, ob sie daraufhin eine echte Reaktion zeigen würde.
    »Weil du noch nicht gegessen hast.«
    »Und man dich deswegen bestrafen wird?«
    »Ja!«
    »Aber das Gewürz kommt mir beinahe schon wieder zu den Ohren heraus«, sagte Leto. »Ich erlebe pausenlos Visionen.« Er deutete mit dem nackten Fuß auf die Schüssel. »Schütt es einfach in den Sand. Wer

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