Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten
Reaktion erstaunt gewesen: Für jemanden, der agil war und bei Unternehmungen ähnlicher Art oft genug zugesehen hatte, stellte dies keine Schwierigkeit dar.
Hallecks Aufmerksamkeit wandte sich erneut der Wüste zu und den silbrig leuchtenden Felsen. Auch hier hatte das Wasser wahre Wunder gewirkt. All das erschien ihm plötzlich wie ein äußerst zerbrechlicher Energie- und Lebensbehälter. Ein abrupter Wechsel der Ökologie konnte leicht alles wieder zum Einsturz bringen.
Er kannte die Quelle seiner Bedenken. Es war die geschäftige Atmosphäre, die in der Wüste unter ihm herrschte. Man brachte containerweise Sandforellen in den Sietch, die man hier destillierte, um ihnen die Flüssigkeit zu nehmen. Es waren Zehntausende dieser Kreaturen. Sie hatten einen wahren Wasserfall erzeugt, und gerade das war es, was Hallecks Bewußtsein rasend machte.
Er starrte über die Sietchfelder und den Qanat, der nun nicht mehr länger eine Grenze markierte, weil sich in ihm kein Wasser mehr befand. Er hatte die Löcher in der Steineinfassung gesehen und konnte sich denken, wohin das ganze Wasser geflossen war. Aber was erzeugte Löcher dieser Art? Manche erstreckten sich über zwanzig Meter und befanden sich genau an den Stellen, wo der Boden nicht felsig genug war, um die Flüssigkeit zurückzuhalten. Das Wasser hatte sich in sandige Vertiefungen ergossen, in denen es nun von Sandforellen nur so wimmelte. Die Kinder der Sietchgemeinschaft waren dabei, sie zu fangen und zu töten.
Reparaturtrupps waren damit beschäftigt, die eingerissenen Wände des Qanat zu flicken. Andere Gruppen bargen den Inhalt jeder Pfütze, um wenigstens die gefährdetsten Pflanzen zu bewässern. Der Flüssigkeitssammelpunkt unterhalb von Tueks Windfalle war verschlossen worden, damit kein Tropfen der Reserve in den zerstörten Kanal abfloß. Die von der Sonne angetriebenen Pumpen waren abgestellt. Das Trinkwasser entnahm man derweil den auf den Boden des Qanats verbliebenen Pfützen oder der sietcheigenen Zisterne.
Der metallene Rahmen des Türsiegels gab in der ansteigenden Tageshitze ein lautes Knacken von sich. Als hätte das Geräusch einen Einfluß auf Hallecks Augen bewirkt, wanderte sein Blick der entferntesten Biegung des Qanats entgegen, auf jene Stelle zu, wo er sich am weitesten in die Wüste hinausbewegte. Die eifrigen Sietchbewohner hatten dort einen Baum angepflanzt, der dem Untergang geweiht war, wenn der Fluß nicht bald wieder seinen Lauf aufnehmen würde. Halleck starrte auf die einsame Weide, die Wind und Sand ausgesetzt war. Für ihn symbolisierte sie die neue Realität seines Ichs und der von Arrakis.
Wir beide sind hier fremd.
Sie redeten jetzt bereits ziemlich lange darüber, ob sie ihn gebrauchen konnten, aber Halleck wußte, daß gute Kämpfer immer begehrt waren. Schmuggler brauchten ständig gute Leute, auch wenn diese hier einer neuen Generation angehörten und nicht jener, mit der er vor langer Zeit, als er mit den geschlagenen Truppen seines Herzogs hatte fliehen müssen, zusammengearbeitet hatte. Die jetzigen Männer dieses Sietch waren eine andere Generation und interessierten sich hauptsächlich für schnellen Profit.
Erneut musterte Halleck die unsinnige Weide. In ihm machte sich die Vorstellung breit, daß der Sturmwind seines neuen Selbstgefühls möglicherweise die Schmuggler und deren Freunde verstören würde. Wäre Stilgar ihm ausgesetzt gewesen, es hätte ihn zerstört, seine zerbrechliche Neutralität hinweggefegt und damit alle Stämme, die Alia ergeben geblieben waren. Aus ihnen allen waren Bewohner einer Kolonie geworden. Halleck, der dies nicht zum erstenmal mit ansah, dachte mit einem bitteren Beigeschmack an seinen Heimatplaneten zurück. Alles war ganz offensichtlich: Er brauchte nur an das Benehmen der Stadtfremen zu denken, die Bauweise ihrer Vorstädte und die ländlichen Sietches, deren Sitten unmißverständlich waren. Die ländlichen Bezirke waren die Kolonien der Städte. Sie hatten gelernt, ihr Joch zu ertragen, in das sie sich durch ihren Aberglauben selbst hineinbegeben hatten. Selbst hier, speziell hier, bewegten sich die Menschen in einer Art, die an Untertanen, nicht jedoch an Freie erinnerte. Sie waren defensiv, heimlichtuerisch und wichen einem aus. Jede Manifestation einer Autorität wurde zum Subjekt ihres Grolls – jede Autorität: Ob es nun die der Regentschaft, die Stilgars oder die ihrer eigenen Ratsversammlung war ...
Ich kann mich nicht auf sie verlassen, dachte Halleck. Er
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