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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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konnte sie nur benutzen und dafür sorgen, daß sie ihr Mißtrauen auf andere lenkten. Es war traurig. Die alten Sitten der freien Männer gab es nicht mehr. Sie waren reduziert auf rituelle Worte, deren Ursprung niemand mehr kannte.
    Alia hatte ihre Arbeit gut gemacht. Sie hatte oppositionelle Stimmen unterdrückt, jede Unterstützung belohnt, die imperialen Kräfte an den Rand gedrückt und damit die Hauptelemente ihrer Macht bloßgelegt. Spione! Götter der Unterwelt, wieviele Spione mußte sie haben!
    Halleck konnte beinahe den tödlichen Rhythmus der Bewegung und Gegenbewegung erkennen, mit der Alia hoffte, die Opposition aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    Solange die Fremen weiterschlafen, hat sie alle Chancen, zu gewinnen, dachte er.
    Das Türsiegel hinter ihm knackte, als es geöffnet wurde. Ein Sietchbewohner namens Melides erschien. Er war ein untersetzter Mann mit einem kürbisförmigen Körper, der in spindeldürren Beinen endete, deren Häßlichkeit nur durch seinen Destillanzug einigermaßen gemildert wurde.
    »Du bist angenommen«, sagte er.
    Und Halleck hörte die Verschlagenheit in der Stimme dieses Mannes. Das machte ihm klar, daß es für ihn in diesem Sietch nur für kurze Zeit Sicherheit geben würde.
    Nur solange, bis ich einen ihrer Thopter stehlen kann, dachte er.
    »Meinen Dank an eure Versammlung«, sagte er laut. Und dachte an Esmar Tuek, nach dem man diesen Sietch benannt hatte. Esmar, der schon vor langer Zeit durch irgendeinen schmutzigen Verrat gestorben war, hätte einer solchen Kreatur wie Melides schon bei der ersten Begegnung die Kehle durchgeschnitten.

57
     
Jeder Pfad, der die Möglichkeiten einer Zukunft einengt, kann sich zu einer tödlichen Falle entwickeln. Menschen sind nicht dafür geeignet, sich ihren Weg durch einen Irrgarten zu bahnen; sie suchen lieber einen weithin sichtbaren Horizont ab, der ihnen einzigartige Gelegenheiten bietet. Der beengende Gesichtspunkt eines Irrgartens ist nur vergleichbar mit dem einer Kreatur, die ihren Kopf in den Sand steckt. Sexuell produzierte Einzigartigkeit und Unterschiede bilden den Lebensschutz der Spezies.
Das Handbuch der Raumgilde
     
     
    »Warum fühle ich keinen Kummer?« Alia richtete diese Frage an die Decke ihres kleinen Audienzzimmers, eines Raumes, den sie mit zehn Schritten in der Breite und fünfzehn in der Länge durchqueren konnte. Er hatte zwei hohe, schmale Fenster, durch die sie sowohl über die Dächer von Arrakeen hinweg, als auch auf den Schildwall sehen konnte.
    Es war beinahe Mittag. Die Sonne knallte auf die Stadt herab und die Ebene, in der sie lag.
    Alia senkte den Blick und sah Buer Agarves an, den ehemaligen Bewohner Tabrs, der jetzt für Zia arbeitete, die die Tempelgarde kommandierte. Agarves hatte ihr die Nachricht überbracht, daß Jarvid und Idaho tot waren. Eine Gruppe von Speichelleckern, Beratern und Wachen war zusammen mit ihm hereingestürmt und versammelte sich noch immer erwartungsvoll auf dem äußeren Korridor, was bewies, daß die Leute bereits über Agarves Botschaft Bescheid wußten.
    Schlechte Nachrichten verbreiteten sich auf Arrakis rasch.
    Er war ein hochgewachsener Mann, dieser Agarves. Er hatte ein zu rundes Gesicht für einen Fremen, das beinahe kindlich wirkte. Er gehörte der neuen Generation an, die vom Wassermangel nur noch durch Hörensagen etwas wußte. Alia stellte sich den Mann in zwei Variationen vor: Eine davon zeigte ein ernsthaftes Gesicht, dunkelblaue Augen und einen besorgten Ausdruck in den Mundwinkeln – die andere sinnlich und verletzbar, außerordentlich verletzbar. Ganz besonders gefielen ihr seine vollen Lippen.
    Obwohl es noch nicht Mittag war, spürte Alia, daß sie plötzlich an den Sonnenuntergang dachte.
    Idaho hätte bei Sonnenuntergang sterben sollen, dachte sie.
    »Wie kommt es, Buer, daß Sie derjenige sind, der mir diese Nachricht überbringt?« fragte sie und registrierte die aufmerksame Behendigkeit, die im gleichen Moment in den Blick ihres Gegenübers trat.
    Agarves versuchte zu schlucken, sprach dann aber in einem heiseren Tonfall, der kaum mehr als ein Flüstern darstellte: »Ich begleitete Jarvid, erinnern Sie sich? Und als ... Stilgar mich fortschickte, sagte er, ich solle Ihnen übermitteln, daß ich gleichzeitig der letzte Bote seines Gehorsams sei.«
    »Der letzte Bote seines Gehorsams«, wiederholte Alia. »Was hat er damit gemeint?«
    »Das weiß ich nicht, Lady Alia«, entschuldigte sich Agarves.
    »Erzählen Sie mir noch einmal, was Sie

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