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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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verschlossen, als bereiteten sie sich auf die letzten Winde des Kralizec vor! Sie verbreiten Knechtschaft und saugen die Fülle des Sandes in sich hinein, entnehmen ihm alle Schätze seiner Tiefen. Behaltet Sie im Auge, wie sie mit ihrem bösen Werk fortfahren. Denn es steht geschrieben: ›Und ich stand auf dem Sand und sah, wie das Ungeheuer aus ihm sein riesiges Haupt erhob. Und auf seiner Stirn stand der Name Gottes!‹«
    Wütendes Gemurmel klang jetzt auf. Fäuste wurden erhoben.
    »Was hat er vor?« flüsterte Farad'n.
    »Ich wünschte, ich wüßte es«, sagte Alia. Sie legte eine Hand auf die Brust und spürte die Erregung des Augenblicks. Wenn er so weitermachte, würde die Menge über die Pilger herfallen!
    Aber jetzt machte der Prediger eine halbe Wendung, richtete seine leeren Augenhöhlen auf den Tempel und deutete mit ausgestrecktem Arm auf Alias Fenster. »Doch eine Blasphemie wird bleiben!« schrie er. »Blasphemie, dein Name ist Alia!«
    Schockierte Stille legte sich über den Platz.
    Alia stand in Bestürzung da, reglos. Sie wußte, daß die Menge sie nicht sehen konnte, aber sie fühlte sich plötzlich vor aller Augen entkleidet. Die Echos der beruhigenden Worte innerhalb ihres Schädels konkurrierten mit dem rasenden Klopfen ihres Herzens. Ihr blieb nichts anderes übrig, als auf den wimmelnden Platz hinunterzustarren. Der Priester stand immer noch da und deutete mit ausgestrecktem Arm zu ihr herauf.
    Aber seine Worte waren für die Priester bereits zuviel gewesen. Sie durchbrachen die Stille mit wütenden Rufen, stürmten die Treppenstufen hinab und warfen die Leute aus dem Weg. Im gleichen Moment, als sie sich in Bewegung setzten, reagierte auch die Menge, drängte nach vorn und warf die erste Reihe der Zuhörer um. Der Prediger taumelte beiseite, wurde von seinem jungen Führer getrennt. Dann schoß ein gelbbekleideter Arm aus dem Gewirr von Menschenleibern hervor. Ein Crysmesser leuchtete in seiner Hand. Alia sah, wie es nach unten zischte und sich in die Brust des Predigers bohrte.
    Das donnernde Geräusch sich schließender Tempeltore erlöste Alia aus ihrer Erstarrung. Die Wachen hatten schnell reagiert, auch sie erwarteten den Ansturm der Menge. Aber die Leute zogen sich bereits zurück, formten einen Kreis um die zusammengesunkene Gestalt auf den Stufen. Eine unglaubliche Stille legte sich über den Vorplatz. Alia sah viele Körper, aber nur dieser eine lag ganz allein da.
    Dann schrie eine Stimme aus der Menge: »Muad'dib! Sie haben Muad'dib umgebracht!«
    »Ihr Götter«, zitterte Alia. »Ihr Götter!«
    »Es war ein bißchen spät, nicht wahr?« fragte Jessica.
    Alia wirbelte herum und registrierte die plötzliche Verwirrung Farad'ns, der sich über die Rage, in der sie sich befand, offenbar nicht schlüssig werden konnte. »Es war Paul, den sie umgebracht haben!« kreischte sie. »Es war dein Sohn! Wenn die Menschen das bestätigt finden – weißt du, was dann geschieht?«
    Jessica stand einen Moment lang wie angewurzelt da und redete sich ein, gerade etwas erfahren zu haben, was sie bereits wußte. Es war Farad'ns Hand, die sich auf ihren Arm legte und damit den Augenblick zerstörte. »Mylady«, sagte er, und es war soviel Mitleid in seiner Stimme, daß Jessica sich wünschte, auf der Stelle zu sterben. Sie nahm ihren Blick aus dem kalten, wütenden Gesicht Alias, richtete ihn auf die ehrlichen Schmerz ausdrückenden Züge Farad'ns und dachte: Vielleicht habe ich meine Arbeit zu gut gemacht.
    Es gab keinen Grund, an Alias Worten zu zweifeln. Jessica erinnerte sich an jede einzelne Intonation in der Stimme des Predigers, hörte ihre eigenen Tricks aus ihr heraus und stieß auf die langen Jahre der Unterweisung, die sie auf diesen jungen Mann verwendet hatte, dem es vorbestimmt gewesen war, Herr des Imperiums zu werden. Jetzt war er nichts anderes mehr als ein zerfetztes Bündel blutgetränkter Lumpen auf den Tempelstufen.
    Ghafla hat mich geblendet, dachte Jessica.
    Alia deutete auf eine ihrer Beraterinnen und sagte: »Bringen Sie jetzt Ghanima her.«
    Jessica mußte sich dazu zwingen, die Bedeutung ihrer Worte zu verstehen. Ghanima? Warum gerade jetzt?
    Die Beraterin wandte sich der Tür zu, machte Anstalten, sie zu öffnen, aber bevor sie auch nur die geringste Handbewegung machen konnte, beulte sich die Tür nach innen. Die Scharniere brachen. Das Schloß gab nach, und die Tür, eine schwere Konstruktion aus Plastahl, die in der Lage war, einer Bombe zu widerstehen, stürzte

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