Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten
»Wie ungeduldig er ist«, sagte sie. »Hat er irgendwelche Gründe angegeben, weswegen er mich sprechen will?«
»Er hat gehört, daß ...« Zia deutete auf das zum Tempelvorplatz hinausführende Fenster. »Er sagte, er habe in Erfahrung gebracht, daß die Gelegenheit für Sie sehr günstig ist.«
Alia blickte finster vor sich hin. »Glauben Sie das, Zia?«
»Nein, Mylady. Ich glaube, er hat lediglich irgendwelche Gerüchte gehört und will Ihnen nur auf den Zahn fühlen.«
»Meine Mutter hat ihn darauf gebracht!«
»Das ist sehr gut möglich, Mylady.«
»Zia, mein Liebling, ich möchte, daß Sie auf der Stelle eine Reihe von Befehlen für mich ausführen. Kommen Sie herein.«
Zia näherte sich ihr bis auf einen Schritt. »Mylady?«
»Lassen Sie Farad'n, seine Wächter und meine Mutter herein. Dann bringen Sie Ghanima. Sie muß aussehen wie eine fremenitische Braut – in jedem Detail. Hundertprozentig .«
»Mit einem Messer, Mylady?«
»Mit einem Messer.«
»Mylady, das ist ...«
»Ghanima bedeutet keine Bedrohung für mich.«
»Mylady, es gibt Gründe zu der Annahme, daß sie mit Stilgar geflohen ist, um ihn zu beschützen, anstatt ...«
»Zia!«
»Mylady?«
»Ghanima hat bereits um Stilgars Leben gebeten, und er ist immer noch am Leben.«
»Aber sie ist die mutmaßliche Erbin!«
»Führen Sie nur meine Befehle aus. Sorgen Sie dafür, daß Ghanima vorbereitet ist. Und während Sie das überwachen, schicken Sie fünf Angehörige der Priesterschaft auf den Vorplatz hinaus. Sie sollen den Prediger heraufbitten. Sie sollen eine günstige Gelegenheit abwarten und dann mit ihm sprechen, nicht mehr. Ich will absolut keine Gewaltanwendung. Sie sollen ihn mit aller Höflichkeit einladen. Und, Zia ...«
»Mylady?« Wie mürrisch sie sich anhörte.
»Der Prediger und Ghanima sollen mir gleichzeitig vorgeführt werden. Sie werden auf mein Zeichen hin gleichzeitig eintreten. Haben Sie verstanden?«
»Ich kenne den Plan, Mylady, aber ...«
»Dann führen Sie ihn aus! Zusammen!« Alia nickte ihr zu, um ihr zu zeigen, daß sie entlassen war. Als Zia sich umwandte und ging, sagte Alia: »Wenn Sie hinausgehen, schicken Sie Farad'ns Gruppe herein, aber achten Sie darauf, daß ihnen zehn unserer vertrauenswürdigsten Leute vorangehen.«
Zia warf während des Gehens einen Blick über die Schulter zurück. »Es wird getan werden, wie Sie befehlen, Mylady.«
Alia wandte sich wieder um und sah aus dem Fenster. In wenigen Minuten würde der Plan seine blutigen Früchte tragen. Und Paul würde anwesend sein, um mit anzusehen, wie seine Tochter seinen geheiligten Behauptungen den Gnadenstoß versetzte. Sie hörte, wie Zias Wachen eintraten. Bald würde alles vorüber sein. Alles vorüber. Mit sich steigerndem Triumphgefühl starrte sie hinunter auf die Treppe, deren erste Stufe der Prediger gerade erklomm. Sein junger Führer kniete sich neben ihn hin. Sie sah die gelben Roben der Tempelpriester zu ihrer Linken. Sie warteten, denn noch wurden sie von den Massen zurückgehalten. Aber sie hatten Erfahrungen in der Behandlung von Massen. Sie würden schon einen Weg finden, der sie ihrem Ziel näher brachte. Die Stimme des Predigers hallte über den Platz hin, während sich die Menschen an ihn herandrängten, um jedes seiner Worte aufzuschnappen. Sollten sie ihm nur zuhören. Recht bald schon würde man in das, was er sagte, ganz andere Dinge hineininterpretieren. Und dann würde es keinen Prediger mehr geben, der dagegen protestierte!
Sie hörte Farad'ns Gruppe eintreten. Jessica sagte: »Alia?«
Ohne sich umzuwenden, sagte Alia: »Willkommen, Prinz Farad'n, willkommen, Mutter. Kommt her und erfreut euch an dieser Vorstellung.« Dann sah sie Farad'n an, sah neben ihm den riesigen Sardaukar Tyekanik. Tyekanik sah die Wachen, die ihm den Weg verbauten, finster an. »Das ist aber nicht besonders gastfreundlich«, sagte Alia tadelnd. »Laßt sie durch.« Zwei ihrer Wächter, die offensichtlich von Zia instruiert worden waren, kamen auf sie zu und stellten sich zwischen Alia und die anderen. Der Rest machte Platz. Sie deutete auf das Fenster und sagte: »Dies hier ist möglicherweise der beste Aussichtspunkt.«
Jessica, die eine traditionelle schwarze Aba-Robe trug, schaute sie kurz an und geleitete Farad'n ans Fenster. Sie baute sich zwischen Alia und ihren Leibwächtern auf.
»Sehr freundlich von Ihnen, Lady Alia«, sagte Farad'n. »Ich habe schon sehr viel von diesem Prediger gehört.«
»Und jetzt sehen Sie ihn in
Weitere Kostenlose Bücher