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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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sterilen Sonne entsprach. Während der vergangenen Wochen hatte sie öfter und öfter versucht, der inneren Stimme ihrer Mutter zu entgehen, die darauf hinwies, daß es Zeit sei, die Vorbereitungen im Tempel für die Heiligen Tage in Angriff zu nehmen.
    Alias innere Wachsamkeit verblaßte ... wurde immer schwächer und endete in einem lauen Gedanken, der besagte, daß sie sich anschicken sollte, nach den Gesetzen der Atreides zu leben. Neue Leben begannen sich in ihr zu regen und stellten sich an, ihr Bewußtsein zu umklammern. Alia spürte, daß sie eine bodenlose Gruft geöffnet hatte. Aus ihr stiegen Gesichter herauf, die schmarotzerhafte Züge trugen. Und schließlich stieß sie auf jenes, das nur noch mit dem eines Ungeheuers vergleichbar war: es gehörte dem alten Baron Harkonnen. In panischem Schrecken schrie Alia auf. Die Umklammerung ihres Bewußtseins kam zu einem zeitweiligen Stillstand.
    An diesem Morgen unternahm sie ihren Spaziergang vor dem Frühstück auf dem Dachgarten der Kuppel und versuchte den inneren Kampf dadurch zu entscheiden, daß sie sich auf eine Weisheit konzentrierte, die einst Choda den Zensunni mit auf den Weg gegeben hatte: »Wenn man die Leiter verläßt, könnte man aufwärts fallen!«
    Aber das Morgenrot, das sich auf den Klippen des Schildwalls brach, lenkte sie bald wieder ab. Alia schritt über einen weichen Grasteppich, der die Gartenpfade bedeckte und stellte, nachdem sie den Blick vom Schildwall löste, fest, daß sich auf ihm der Tau der Nacht abgesetzt hatte. Er reflektierte ihren Weg in mannigfaltiger Form.
    Und diese Mannigfaltigkeit machte sie unvorsichtig. Jeder Reflex trug in sich den Abdruck eines der mannigfaltigen Gesichter ihres Innern.
    Sie versuchte sich auf das zu konzentrieren, was das Gras ihr sagte. Die Gegenwart so vielen Taus wies sie darauf hin, auf welch großartige Weise die ökologische Umwälzung das Angesicht Arrakis' verändert hatte. Das Klima dieser nördlichen Region wurde wärmer. Atmosphärische Kohlendioxide waren auf dem Vormarsch. Ihr wurde bewußt, wieviele weitere Hektare Land bald unter einem grünen Pflanzenteppich liegen würden – und wieviel Wasser man benötigte, um dieses Land zu bewässern.
    Aber ungeachtet all dieser Gedanken war sie unfähig, die sie wie haifischähnliche Schatten umkreisenden Anderen aus ihrem Bewußtsein zu verdrängen.
    Sie legte beide Hände auf die Stirn, drückte sie in stummem Schmerz.
    Am vorhergehenden Tag hatten die Tempelwächter ihr einen Gefangenen zur Aburteilung überbracht. Es handelte sich um einen gewissen Essas Paymon, einen kleinen, dunklen Mann, der im Sold eines Kleinen Hauses stand – die Familie Nebiros –, die mit Heiligen Artefakten handelte und kleinere Dekorationsstücke vertrieb. Man wußte, daß es sich bei Paymon um einen Spitzel der MAFEA handelte, der den Auftrag hatte, die jährliche Gewürzernte abzuschätzen. Alia war beinahe soweit gewesen, ihn in den Kerker werfen zu lassen, als er lauthals über die ›Ungerechtigkeit der Atreides‹ zu lamentieren wagte. Normalerweise hätte dies ausgereicht, ihn an den Galgen zu bringen, aber irgendwie war Alia von seiner Kühnheit beeindruckt gewesen. Und um aus dem Mann noch mehr herauszuholen, als es ihren Inquisitoren bereits gelungen war, hatte sie sich in ihrem Richterthron aufgesetzt und ihn gefragt: »Warum sind unsere Ernteerträge so interessant für die Merkantile Allianz? Wenn du darüber redest, besteht die Möglichkeit, daß wir dein Leben schonen.«
    »Ich trage lediglich zusammen, wofür ein Markt existiert«, erwiderte Paymon. »Was weiter mit dem geschieht, was ich in Erfahrung bringe, weiß ich nicht.«
    »Und für diesen kleinen Profit riskierst du es, dich mit unseren königlichen Plänen anzulegen?« fragte Alia.
    »Der Adel rechnet offenbar nie damit, daß auch wir Pläne haben könnten«, konterte Paymon.
    Alia, die eine solche Antwort nie erwartet hätte, sagte kurz entschlossen: »Essas Paymon, wollen Sie für mich arbeiten?«
    Ein Lächeln hellte das magere Gesicht des Mannes auf. Dann erwiderte er: »Sie waren bereits soweit, mich ohne viel Aufhebens zu verurteilen. Welchem Gesinnungswandel habe ich es zu verdanken, daß Sie nun plötzlich eine Möglichkeit sehen, mich gewinnbringend einzusetzen?«
    »Sie verkörpern einen einfachen und praktischen Wert«, sagte Alia. »Sie sind frech und arbeiten für den, der Ihnen am meisten zahlt. Und ich bin in der Lage, Ihnen weit mehr zu bieten, als jeder andere im

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