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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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vor deiner Tante in acht nehmen?« fragte Stilgar in verärgertem Tonfall.
    »Weil sie nur vordergründig so tut, als hänge sie dem alten Frementraum, nicht zuviel Veränderung über uns zu bringen, an. In Wirklichkeit bereitet sie einen Wechsel vor, der größer ist, als du dir vorstellen kannst.«
    »Du machst aus einer Mücke einen Elefanten! Alia ist eine echte Fremen.«
    »Ah, dann sollte ein echter Fremen auch nicht die Vergangenheit vergessen, die sich in mir befindet. Stil, hätte ich zu entscheiden, würde ich auf einer geschlossenen Gesellschaft bestehen, die sich hundertprozentig an die geheiligten Erfahrungen der Vergangenheit orientiert. Ich würde die Einwanderung kontrollieren und mich darauf berufen, daß sie lediglich dazu dient, neue Ideen mit sich zu bringen, die zu nichts anderem nützlich sind, als die Struktur unseres Lebens zu vergiften. Jeder noch so winzige Planet könnte seinen eigenen Weg gehen und könnte so leben, wie es ihm gefällt. Und im Endeffekt würde das Imperium unter all diesen unterschiedlichen Auffassungen zerbrechen.«
    Stilgar versuchte zu schlucken. Seine Kehle war wie ausgedörrt. Muad'dib hätte diese Worte nicht besser sagen können. Irgendwie hätten sie auch zu ihm gepaßt, obwohl sie paradox und furchterregend erschienen. Aber wenn man auch nur die geringste Veränderung der Lebensumstände gestattete ... Er schüttelte den Kopf.
    »Wenn du in ihr lebst, Stil, zeigt dir die Vergangenheit möglicherweise, wie du dich zu verhalten hast, auch wenn sich die äußeren Umstände verändern.«
    Es blieb Stilgar nichts anderes übrig, als sich selbst gegenüber zuzugeben, daß sich die Umstände tatsächlich geändert hatten. Aber was konnte man dagegen tun? Er schaute an Leto vorbei auf die Wüste und nahm sie doch nicht wahr. Die Fläche lag in das goldene Licht der steigenden Sonne getaucht, während sich an ihren Rändern violette Schatten breitmachten. Die aus Staub bestehende Nebelbank, die in der Regel über der Habbanya-Erhebung hing, war in weiter Ferne zu erkennen, während die Wüste, die sich vor seinen Augen ausbreitete, allmählich in ein Gewirr von weichen, ineinander übergehenden Linien verwandelte. Durch das Hitzegeflimmer konnte er grüne Flecken erkennen; Pflanzen, die im Schatten heranwuchsen. Muad'dib hatte dafür gesorgt, daß in dieser Umgebung das Leben wuchs und die Farben leuchteten: Kupferhell, golden, rote Blumen und gelbe, rostfarbene Büsche mit graugrünen Zweigen, die sich steigernde Hitze des Tages ließ die Schatten vor seinen Augen verschwimmen. Die Luft flimmerte, soweit der Blick reichte.
    Plötzlich sagte Stilgar: »Ich bin nur ein Fremenführer, aber du der Sohn eines Herzogs.«
    »Du hast es ausgesprochen, ohne es zu wissen«, sagte Leto. Stilgar runzelte die Stirn. Irgendwann, vor langer Zeit, hatte Muad'dib ihm etwas Ähnliches gesagt.
    »Du erinnerst dich doch noch, nicht wahr, Stil?« fragte Leto. »Wir befanden uns damals in den Habbanya-Höhlen, und dieser Sardaukar-Offizier – er hieß Aramsham, weißt du noch? – tötete seinen Freund, um sich selbst zu retten. Du hast damals mehrere Male davor gewarnt, die Leben gefangener Sardaukar, die unsere Nahkampftechniken kennen, zu schonen. Und du sagtest, sie würden das, was sie einmal gesehen haben, wiederfinden, daß sie schon allein deswegen getötet werden müßten. Und mein Vater sagte daraufhin: ›Du hast es ausgesprochen, ohne es zu wissen.‹ Das hat dich damals verletzt. Du erzähltest ihm, du seiest lediglich ein einfacher Fremenführer und daß Herzöge natürlich viel wichtigere Dinge wissen müßten.«
    Stilgar starrte auf Leto nieder. Wir befanden uns in den Habbanya-Höhlen! Wir! Dieses ... dieses Kind, an das damals noch niemand zu denken gewagt hätte, kannte jedes Detail – und das in einer Weise, als sei es persönlich zugegen gewesen. Dies war für ihn ein weiterer Beweis dafür, daß man die Zwillinge nicht anhand gewöhnlicher Kriterien messen durfte.
    »Und jetzt hör mir zu«, fuhr Leto fort. »Falls ich sterbe oder in der Wüste verschwinde, mußt du aus dem Sietch Tabr fliehen. Ich befehle es dir. Du wirst Ghani mitnehmen und ...«
    »Noch bist du nicht mein Herzog! Du bist ein ... ein Kind!«
    »Ich bin ein Erwachsener im Körper eines Kindes«, erwiderte Leto und deutete auf eine unter ihm liegende Felsspalte. »Wenn ich hier sterben sollte, wird es genau dort sein. Du wirst das Blut sehen und Bescheid wissen. Dann nimmst du meine Schwester und

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