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Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Titel: Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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heraufkamen?«
    »Vielleicht Menschen in der Ferne. Man kann nie wissen.«
    »Was für Menschen?«
    »Das habe ich dir doch schon gesagt.«
    »Was hättest du getan, wenn du jemanden gesehen hättest?«
    »Bei den Fremen war es Brauch, Leute, die sich in der Ferne bewegten, so lange als Feinde anzusehen, bis sie eine Handvoll Sand in die Luft warfen.«
    Während dieser Worte fiel die Dunkelheit wie ein Vorhang über sie herab.
    Im plötzlichen Licht der Sterne wurde Siona zu einer gespenstisch anmutenden Gestalt. »Sand?« fragte sie.
    »Wer Sand wirft, macht eine tiefgründige Geste. Sie bedeutet: ›Wir tragen die gleiche Last. Der Sand ist unser einziger Gegner. Dies ist, was wir trinken. Die Hand, die Sand enthält, ist waffenlos.‹ Verstehst du?«
    »Nein!« Der Spott in ihrer Stimme sprach jedoch eine andere Sprache.
    »Das kommt noch«, sagte Leto.
    Wortlos marschierte sie in einem langen Bogen über die Düne hinweg und brachte mit wütendem Kraftaufwand einigen Raum zwischen sich und ihn. Leto richtete es so ein, daß er weit hinter sie zurückfiel. Er empfand ein Gefühl der Spannung, da sie instinktiv die richtige Richtung gewählt hatte. Das alte Wissen der Fremen war in ihr also nicht ganz verschüttet.
    Dort, wo die Düne auf eine andere stieß, erwartete sie ihn. Leto sah, daß der Gesichtsschutz ihres Destillanzugs immer noch offen war und lose herabbaumelte. Aber es war jetzt nicht die Zeit, sie deswegen zu maßregeln. Ein paar unbewußte Dinge mußten erst ihren natürlichen Weg gehen.
    Als er auf sie zukam, sagte sie: »Ist diese Richtung ebenso gut wie jede andere?«
    »Wenn du sie beibehältst«, sagte Leto.
    Sie sah zu den Sternen hinauf, und er sah, wie sie die Zeiger identifizierte, jene fremenitischen Wegweiser, die schon ihre Vorfahren durch das Land geführt hatten. Er sah jedoch auch, daß ihr Erkennen hauptsächlich intellektueller Natur war. Sie war noch nicht weit genug, um auch die anderen Dinge, die in ihr funktionierten, zu akzeptieren.
    Leto hob seinen Oberkörper an, um ins Sternenlicht zu sehen. Sie bewegten sich auf einer Route, die einst durch die Habbanya-Erhebung und die Höhle der Vögel in die hinter dem westlichen Wall liegende Wüste und den Windpaß geführt hatte. Ein Stück nach Nordwesten. Nicht eine dieser Landmarkierungen war erhalten geblieben. Leto witterte eine kühle Brise, die Feuersteingeruch und mehr Feuchtigkeit enthielt, als ihm angenehm war.
    Erneut machte Siona sich auf, aber diesmal langsamer. Sie hielt den Kurs, indem sie des öfteren zu den Sternen hinaufsah. Sie hatte ihm vertraut, als er die Richtigkeit ihres Weges bestätigt hatte, aber nun führte sie sich selbst. Leto spürte jedoch, daß sie trotz ihrer bedächtigen Gedanken innerlich durcheinander war. Und ebenso wußte er, was nun in ihr vor sich ging. Siona war auf dem Weg, zu jener starken Loyalität zu finden, die alle Wüstenbewohner verband, die ihren Reisegefährten trauten.
    Das wissen wir, dachte Leto: Wenn du von deinen Gefährten getrennt wirst, bist du zwischen den Dünen und Felsen verloren. Der einsame Wanderer in der Wüste ist tot. Nur der Wurm kann hier draußen allein leben.
    Er ließ sie dort vor sich herlaufen, wo der flachgedrückte Sand seiner Spur ihr den Weg erleichterte. Sie mußte sein menschliches Ich vor sich haben. Leto zählte darauf, daß die Loyalität für ihn arbeitete. Siona war allerdings reizbar und erfüllt von unterdrückter Verärgerung. Sie war weitaus rebellischer als jeder andere, den er bisher geprüft hatte.
    Leto glitt hinter ihr her, überdachte das Zuchtprogramm und traf in groben Zügen die notwendigen Entscheidungen für einen Ersatz – vorausgesetzt, Siona versagte.
    Je später es wurde, desto langsamer und langsamer wurde sie. Der Erste Mond stand hoch über ihnen, und der Zweite war gerade über den Horizont gekrochen, als sie eine Rast einlegte und etwas aß.
    Leto war froh über die Pause. Die Reibung, der er ausgesetzt gewesen war, hatte eine Wurmdominanz erzeugt, und die Luft in seiner Umgebung war voll von den chemischen Exhalationen seiner Temperaturregulierungen. Das Ding, das er selbst als sein Sauerstoff-Superaggregat bezeichnete, ließ ständig Dampf ab und machte ihm ununterbrochen die Proteinfabriken und Aminosäurenerzeuger bewußt, die das Wurm-Ego sich zugelegt hatte, um sich auf die plazentalen Beziehungen zu seinen menschlichen Zellen abzustimmen. Die Wüste beschleunigte den Prozeß seiner Wurmwerdung und trieb ihn der

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