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Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Titel: Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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ziemlich anstrengende Landschaft sein. Wenn sie auf dem Boden blieben, sahen sie nichts als die große Leere. Es war ein unheimlicher Ort, besonders im Mondlicht, denn man sah in der Ferne lediglich die Dünen, ein paar Felsen, und – wenn man nach oben schaute – die gnadenlosen Sterne. Dazu wehte ein anscheinend ewigwährender Wind, und die Entfernungen schienen, wenn man sich fortbewegte, nie geringer zu werden. Dies war die Wüste der Wüste.
    »Von hier stammt die endlose Einsamkeit, die die Musik der Fremen ausstrahlt«, sagte Leto. »Nicht von den Dünenkämmen. Dies ist der Ort, an dem man wirklich anfängt zu glauben, daß das Himmelreich aus dem Geräusch fließenden Wassers und dem Leiserwerden – jedem Leiserwerden – dieses endlosen Windes besteht.«
    Nicht einmal das erinnerte sie an ihren offenen Gesichtsschutz. Leto fing an zu verzweifeln.
    Als es Morgen wurde, befanden sie sich weit draußen auf der Ebene.
    Leto hielt neben drei riesigen Felsbrocken an, die nebeneinander lagen. Einer der Felsen war höher als sein Rücken. Siona lehnte sich einen Moment lang gegen ihn, was Leto als eine Geste empfand, die seine Hoffnung wieder erstarken ließ, aber dann stieß sie sich plötzlich ab und kletterte auf den höchsten der Felsen. Er sah ihr zu, wie sie aufstand und die Landschaft untersuchte.
    Ohne einen Blick auf sie zu werfen, wußte Leto, wie das Gebiet aussah, das Siona sah: Sandwolken, die wie Nebel wirkten, verdeckten die über den Horizont gleitende Sonne. Ansonsten war da nichts als flaches Land und Wind.
    In der Kälte des Wüstenmorgens fühlte sich der Fels unter ihm kalt an. Die Kälte machte die Luft viel trockener, was ihm gefiel. Ohne Siona hätte er sich wieder in Bewegung gesetzt, aber sie war sichtlich erschöpft. Als sie wieder herunterkam, lehnte sie sich erneut gegen ihn, und es dauerte fast eine Minute, bis ihm klarwurde, daß sie lauschte.
    »Was hörst du?« fragte er.
    Schläfrig sagte sie: »In deinem Innern rumpelt es.«
    »Das Feuer geht nie ganz aus.«
    Das interessierte sie. Sie stieß sich von seiner Seite ab und ging um ihn herum, um in sein Gesicht zu sehen. »Das Feuer?«
    »Jedes Lebewesen wird von einem inneren Feuer gespeist. Bei dem einen brennt es langsam, beim anderen schnell. Meins ist heißer als die meisten.«
    Da es kalt war, umschlang sie ihre Schultern mit den Armen. »Dann ist dir also nicht kalt?«
    »Nein, aber ich sehe, daß du frierst.« Leto zog sein Gesicht ein Stück in die Falten zurück und erzeugte am unteren Bogen seines ersten Segments eine Vertiefung. »Es ist beinahe wie in einer Hängematte«, sagte er und schaute nach unten. »Wenn du dich darin zusammenrollst, wird dir warm.«
    Ohne zu zögern nahm sie seine Einladung an.
    Obwohl er sie darauf vorbereitet hatte, rührte ihn ihre vertrauensvolle Reaktion. Er mußte gegen ein Mitgefühl ankämpfen, das weitaus stärker war als alle anderen, die er gehabt hatte, seit er Hwi kannte. Hier draußen konnte er sich allerdings kein Mitleid erlauben, sagte er sich. Es wurde immer wahrscheinlicher, daß Siona hier draußen starb, auch wenn sie sich alle Mühe gab, die Anzeichen zu verbergen. Er mußte sich auf eine Enttäuschung gefaßt machen.
    Siona bedeckte ihr Gesicht mit einem Arm, schloß die Augen und schlief ein.
    Niemand hat je so viele Gestern erlebt wie ich, erinnerte sich Leto.
    Vom allgemeinen Blickpunkt des Menschen aus betrachtet, wußte Leto, konnte das, was er hier tat, nur grausam und gemein erscheinen. Nun war er dazu gezwungen, sich dadurch zu stärken, indem er sich in seine Erinnerungen zurückzog und behutsam nach Irrtümern unserer gemeinsamen Vergangenheit suchte. Seine größte Stärke bestand nun darin, daß er Zugang zu allen von der Menschheit begangenen Fehlern hatte und sie aus erster Hand studieren konnte. Das Wissen um Irrtümer lehrte ihn, auf lange Sicht Korrekturen vorzunehmen. Er mußte sich der Konsequenzen ständig bewußt sein. Wenn er die Übersicht über die Konsequenzen verlor oder verdrängte, waren auch seine Lehren vergebens.
    Aber je näher er dem Dasein eines Sandwurms kam, desto schwerer fiel es ihm, Entscheidungen zu treffen, die andere hätten unmenschlich nennen können. Einst hatte er dies mit Leichtigkeit gekonnt. Aber nachdem ihm seine Menschlichkeit entglitten war, hatte er festgestellt, daß ihn in zunehmendem Maße menschliche Belange berührten.

40
     
In der Wiege unserer Vergangenheit lag ich rücklings in einer Höhle, die so niedrig

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