Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten
von Siona hin klopfte Topri dreimal gegen die Türfüllung. Er wartete zwei Sekunden lang, dann klopfte er viermal.
Die Tür öffnete sich, und ein Mann, der mit einem dunkelbraunen Jackett bekleidet war, trat ein. Er war nicht maskiert. Sein Gesicht war für jeden zu erkennen: Es war schmal, gebieterisch, hatte einen kleinen Mund, eine klingenähnliche, spitze Nase und dunkelbraune Augen, die unter buschigen Brauen fast verschwanden. Die meisten der Anwesenden erkannten das Gesicht des Mannes sofort.
»Meine Freunde«, sagte Topri, »darf ich euch Iyo Kobat, den Botschafter des Planeten Ix, vorstellen?«
»Einstiger Botschafter«, korrigierte ihn Kobat. Seine Stimme klang guttural und beherrscht. Er stellte sich mit dem Rücken an die Wand und musterte die maskierten Anwesenden. »Euer Gott-Kaiser hat mir heute die Nachricht zukommen lassen, daß ich Arrakis zu verlassen habe.«
»Weshalb?«
Siona warf ihm die Frage entgegen, ohne sich aus der Menge zu lösen.
Kobat wandte den Kopf. Es war eine blitzschnelle Bewegung. Sein Blick traf ihr maskiertes Gesicht. »Jemand hat einen Anschlag auf das Leben des Gott-Kaisers versucht. Die Spur der Tatwaffe wurde bis zu mir zurückverfolgt.«
Sionas Gefährten zogen sich einen Schritt zurück und signalisierten damit, daß sie diejenige war, die hier das Wort führte.
»Und warum hat er Sie nicht umgebracht?« fragte sie.
»Ich nehme an, er will mir auf diese Weise nahebringen, daß ich es nicht wert bin. Außerdem besteht da noch die Tatsache, daß er mich benutzt, um eine Botschaft nach Ix zu bringen.«
»Welche Botschaft?« Siona ging nach vorn und blieb zwei Schritte vor Kobat stehen. Der Mann begutachtete ihren Körper, und Siona erkannte sexuelles Begehren in ihm.
»Sie sind Moneos Tochter«, sagte er.
Der Raum schien vor verhaltener Spannung förmlich zu explodieren. Warum gab der Mann zu, daß er sie erkannt hatte? Woran hatte er sie überhaupt erkannt? Kobat machte nicht den Eindruck eines Narren. Warum hatte er das getan?
»Ihre Gestalt, Ihre Stimme und Ihr ganzes Gehabe sind in Onn dermaßen bekannt«, sagte er, »daß diese Maske eine reine Torheit ist.«
Siona riß sich die Maske vom Kopf und lächelte ihn an. »Ich bin Ihrer Meinung. Aber jetzt beantworten Sie mir meine Frage.«
Siona hörte, daß Nayla sich ihr von links näherte. Zwei weitere Unterführer, denen Nayla einen Wink gegeben hatte, schlossen ebenfalls auf.
Und jetzt sah sie auch, daß Kobat sich über etwas klar wurde. Wenn er keine befriedigenden Antworten geben konnte, würde dies seinen Tod bedeuten. Seine Stimme verlor zwar keinesfalls ihre Beherrschung, aber er sprach nun langsamer und schien jedes Wort sorgfältig abzuwägen.
»Der Gott-Kaiser hat mir zu verstehen gegeben, daß er von einem Abkommen zwischen Ix und der Gilde weiß. Wir versuchen auf mechanischem Wege eine Verstärkung jener – navigatorischen Talente zu erreichen, die momentan noch auf der Einnahme von Melange basieren.«
»In diesem Raum nennen wir ihn den Wurm«, sagte Siona. »Welchen Zweck würde eine solche Maschinerie erfüllen?«
»Ist Ihnen bewußt, daß die Navigatoren der Gilde, bevor sie einen sicheren Weg durch das Universum sehen, das Gewürz zu sich nehmen müssen?«
»Sie würden die Navigatoren durch eine ... Maschine ersetzen?«
»Das wäre möglich.«
»Und wie lautet die Botschaft, die Sie Ihrem Volk in bezug auf diese Maschine überbringen sollen?«
»Ich soll meinem Volk sagen, daß es das Projekt nur unter der Bedingung weiterverfolgen darf, wenn der Gott-Kaiser täglich einen Bericht über die Fortschritte erhält.«
Siona schüttelte den Kopf. »Er braucht keine solchen Berichte! Das ist eine sinnlose Botschaft.«
Kobat schluckte. Er verbarg seine Nervosität nun nicht mehr.
»Die Gilde und die Bene Gesserit sind von unserem Projekt sehr angetan«, sagte er. »Und sie nehmen daran teil.«
Siona nickte. »Und sie bezahlen für ihre Anteilnahme, indem sie Ix mit Gewürz versorgen.«
Kobat musterte sie. »Die Arbeit ist teuer, und wir benötigen das Gewürz, um Vergleichstests von Gildennavigatoren durchführen zu lassen.«
»Das ist Lug und Trug«, sagte Siona. »Ihr Apparat wird niemals funktionieren – und der Wurm weiß es.«
»Wie können Sie es wagen, uns ...?«
»Schweigen Sie! Ich habe Ihnen gerade gesagt, wie die wirkliche Botschaft lautet. Der Wurm fordert euch lediglich auf, die Gilde und die Bene Gesserit auszunehmen. Es amüsiert ihn.«
»Sie wird
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