Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten
funktionieren!« gab Kobat zurück.
Siona lächelte ihn nur an. »Wer hat versucht, den Wurm umzubringen?«
»Duncan Idaho.«
Nayla schnappte nach Luft. Auch die anderen Anwesenden zeigten Überraschung. Hier sah sie einen finsteren Blick, dort hielt jemand den Atem an.
»Ist Idaho tot?« fragte Siona.
»Das nehme ich an, aber der ... äh ... Wurm weigert sich, dies zu bestätigen.«
»Warum nehmen Sie an, daß er tot ist?«
»Weil die Tleilaxu einen anderen Idaho-Ghola geschickt haben.«
»Ich verstehe.«
Siona wandte sich um und gab Nayla ein Zeichen, die sich daraufhin auf eine andere Seite des Raums begab und mit einem dünnen Päckchen zurückkehrte. Es war in rosafarbenes Suk-Papier eingeschlagen. Es war jene Art von Papier, mit dem Ladenbesitzer kleinere Waren einpackten. Nayla gab das Päckchen an Siona weiter.
»Dies ist der Preis unseres Schweigens«, sagte Siona und reichte Kobat das Päckchen. »Deswegen haben wir Topri erlaubt, Sie heute nacht mitzubringen.«
Ohne den Blick von Siona abzuwenden, nahm Kobat das Päckchen an sich. »Ihr schweigt?« fragte er.
»Wir werden weder der Gilde noch den Schwestern mitteilen, daß ihr sie hintergeht.«
»Wir hintergehen niema...«
»Seien Sie doch kein Narr!«
Trotz seiner trockenen Kehle versuchte Kobat zu schlucken. Ihre Absicht wurde ihm nun klar: Ob es stimmte oder nicht – wenn die Rebellen eine solche Geschichte verbreiteten, würde man sie glauben. Dafür würde schon, wie Topri sagen würde, »der gesunde Menschenverstand« sorgen.
Siona warf Topri, der dicht hinter Kobat stand, einen Blick zu. Niemand schloß sich aus Gründen des »gesunden Menschenverstandes« einer Revolte an. War Topri nicht klar, daß sein »gesunder Menschenverstand« ihn hineinreißen würde? Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Kobat zu.
»Was enthält dieses Päckchen?« fragte er.
An der Art, wie er diese Frage stellte, spürte Siona, daß er es bereits wußte.
»Etwas, das ich nach Ix schicke. Sie werden es für mich mitnehmen. Es sind Kopien der beiden Bände, die wir aus der Festung des Wurms mitgehen ließen.«
Kobat starrte das Päckchen, das er in den Händen hielt, an. Es war offensichtlich, daß er es am liebsten hätte fallen lassen und daß seine Kontaktaufnahme mit den Rebellen ihm eine Bürde aufgeladen hatte, die gefährlicher war, als er hatte voraussehen können. Er warf Topri einen dermaßen aufgebrachten Blick zu, daß Siona sofort wußte, was er damit sagen wollte: »Warum hast du mich nicht gewarnt?«
»Was ...« Kobat löste den Blick von Topri und sah Siona an. »Was steht in diesen ... Bänden?«
»Das können Ihre Leute uns sagen. Wir glauben, daß es sich um die ureigensten Worte des Wurms handelt, aber sie sind verschlüsselt, und wir können sie nicht lesen.«
»Wieso glauben Sie, daß wir ...?«
»Was solche Dinge angeht, seid ihr Ixianer ziemlich gerissen.«
»Und wenn wir es nicht schaffen?«
Siona zuckte die Achseln. »Wir werden es euch nicht verübeln. Wenn ihr allerdings auf die Idee kommen solltet, diese Bände zur Erringung anderer Ziele einzusetzen oder uns nicht alles sagt, was in ihnen steht ...«
»Wie sollte je jemand herausfinden, daß wir ...?«
»Wir verlassen uns nicht nur auf euch. Auch andere werden Kopien erhalten. Ich glaube, die Schwestern und die Gilde werden nicht zögern, alles zu tun, um diese Bände zu dechiffrieren.«
Kobat schob das Päckchen unter den Arm und drückte es fest gegen seinen Körper.
»Wie kommt ihr darauf, daß der ... der Wurm nichts von euren Absichten weiß – oder von diesem Treffen?«
»Ich glaube, daß er viele solche Dinge weiß. Möglicherweise weiß er sogar, wer diese Bände entwendet hat. Mein Vater glaubt, daß er wirklich ein Hellseher ist.«
»Ihr Vater glaubt der mündlichen Überlieferung!«
»Jeder in diesem Raum glaubt daran. Die mündlich überlieferte Geschichte widerspricht der offiziellen übrigens in wichtigen Dingen nicht.«
»Und warum unternimmt der Wurm dann nichts gegen euch?«
Siona deutete auf das Päckchen, das Kobat unter dem Arm trug. »Vielleicht findet sich darin die Antwort.«
»Oder ihr und diese verschlüsselten Aufzeichnungen seid keine wirkliche Bedrohung für ihn!« Kobat verbarg seinen Ärger nun nicht mehr. Es gefiel ihm nicht, daß man ihn zu Entscheidungen zwang.
»Vielleicht. Erzählen Sie mir, warum Sie die mündlichen Überlieferungen erwähnt haben.«
Erneut hörte Kobat aus ihren Worten eine Gefahr heraus.
»Sie
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