Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten
Duncans wählten stets die menschliche Seite.
Idaho wandte seine Aufmerksamkeit wieder Letos Gesicht zu. »Was habt ihr uns im Tausch dafür gegeben?«
»Im gesamten Imperium: Letos Frieden!«
»Und ich stelle fest, daß jedermann wunschlos glücklich ist! Deswegen also benötigst du eine Leibwache.«
Leto lächelte. »Der von mir diktierte Frieden ist in Wahrheit eine aufgezwungene Friedhofsruhe. Und die Menschen haben eine lange Tradition darin, sich gegen Friedhofsruhe zur Wehr zu setzen.«
»Deswegen gibst du uns die Fischredner.«
»Und eine Hierarchie, die man einwandfrei identifizieren kann.«
»Eine Frauenarmee«, murmelte Idaho.
»Die höchste männerverführende Macht«, sagte Leto. »Sex war schon immer ein gutes Mittel, um aggressive Männer auf andere Gedanken zu bringen.«
»Ist es das, was sie tun?«
»Sie verhindern oder funktionieren Exzesse um, die zu schmerzhaften Gewaltakten führen würden.«
»Und du läßt sie glauben, du seist ein Gott. Das gefällt mir nicht so recht.«
»Der Fluch, als Heiliger dazustehen, beleidigt mich ebenso wie dich!«
Idaho runzelte die Stirn. Das war nicht die Antwort, die er erwartet hatte.
»Was für ein Spiel spielst du überhaupt, Lord Leto?«
»Ein ziemlich altes – aber mit neuen Regeln.«
»Mit deinen Regeln!«
»Wäre es dir lieber, wir spielten es nach den Regeln der MAFEA, nach denen des Landsraads oder der Großen Häuser wie es früher war?«
»Die Tleilaxu sagen, der Landsraad existiere nicht mehr. Du gestattest keine wahre Volksherrschaft.«
»Nun denn – ich könnte für die Bene Gesserit Platz machen. Oder vielleicht für die Ixianer oder die Tleilaxu? Würdest du es gerne sehen, wenn ich einen neuen Baron Harkonnen ausfindig mache, der die Macht über das Imperium an sich reißen will? Sag es mir, Duncan – und ich werde abdanken!«
Unter der Lawine dieser Alternativen schüttelte Idaho heftig den Kopf.
»In den falschen Händen«, sagte Leto, »ist monolithisch zentralisierte Macht ein gefährliches und launenhaftes Instrument.«
»Aber bei dir ist sie in den richtigen Händen?«
»Ich bin mir, was meine Hände angeht, nicht sicher, aber eins kann ich dir sagen, Duncan: Ich bin mir ganz sicher, was die Hände jener angeht, die vor mir waren. Ich kenne sie.«
Idaho wandte Leto den Rücken zu.
Welche faszinierende, unendlich menschliche Geste, dachte Leto. Ablehnung gepaart mit der Akzeptanz seiner Verwundbarkeit.
Leto redete auf Idahos Rücken ein.
»Du hast völlig zu Recht etwas dagegen, daß ich Menschen benutze, ohne daß sie eine Ahnung davon haben.«
Idaho wandte Leto sein Profil zu, dann drehte er den Kopf so, daß er dessen kapuzenbedecktes Haupt sehen konnte. Er schob den Kopf nach vorne, um in Letos absolut blaue Augen sehen zu können, in denen selbst das Weiße von der Melange anilinfarben war.
Er mustert mich, dachte Leto, aber leider hat er nur das Gesicht, um mich zu messen.
Die Atreides hatten ihren Leuten beigebracht, wie man die unterschwelligen Signale deutet, die Gesicht und Körper abgeben. Idaho beherrschte diese Fähigkeit ausgezeichnet, aber man konnte ihm ansehen, zu welchem Resultat er in diesem Fall gekommen war: Er tappte hilflos im dunkeln.
Schließlich räusperte er sich. »Was ist das Schlimmste, das du von mir verlangen würdest?«
Wie Duncan-typisch er ist! dachte Leto. Es war eine klassische Frage. Idaho würde einen Atreides zwar seiner Loyalität versichern, aber nicht, ohne anzudeuten, daß es für ihn moralische Grenzen gab, über die er nicht hinausgehen konnte.
»Ich werde dich fragen, ob du mich – mit allen notwendigen Mitteln – beschützen und mein Geheimnis bewahren willst.«
»Welches Geheimnis?«
»Daß ich verletzlich bin.«
»Daß du nicht Gott bist?«
»Nicht in diesem äußersten Sinn.«
»Die Fischredner sprechen von Rebellen.«
»Es gibt sie.«
»Warum?«
»Sie sind jung, und ich habe sie nicht davon überzeugt, daß mein Weg der bessere ist. Es ist sehr schwierig, die jungen Leute überhaupt von etwas zu überzeugen. Sie sind geborene Besserwisser.«
»Ich habe noch nie zuvor einen Atreides so hämisch über die Jugend reden hören.«
»Vielleicht liegt es daran, daß ich so viel älter bin – aus so vielen Alten zusammengesetzt. Und mit jeder neuen Generation wird meine Aufgabe schwieriger.«
»Worin besteht deine Aufgabe?«
»Du wirst sie beizeiten verstehen.«
»Was geschieht, wenn ich versage? Werden deine Frauen mich dann auslöschen?«
»Ich
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