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Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Titel: Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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nicht waren. Auf diese Weise ändert sich die Geschichte: Nicht jeder Zeitgenosse lebt in der gleichen Zeit. Die Vergangenheit ändert sich fortwährend, aber nur wenige merken es.
Die gestohlenen Journale
     
     
    Nachdem er den Fischrednern seine Botschaft übermittelt hatte, stieg Leto am späten Abend in die Krypta hinab. Er hielt es für das beste, das erste Gespräch mit dem neuen Duncan Idaho in einem abgedunkelten Raum zu führen, wo der Ghola Leto hören und ihn sich würde ausmalen können, bevor er seinen Prä-Wurm-Körper tatsächlich zu sehen bekam. Es gab einen kleinen Nebenraum, der in das schwarze Gestein der Krypta geschnitten war und der seinen Bedürfnissen entgegenkam. Die Kammer war groß genug, um Leto in seinem Wagen aufzunehmen, aber die Decke war niedrig. Die Helligkeit wurde von verborgenen Leuchtgloben erzeugt, die Leto kontrollierte. Es gab nur eine Tür, aber sie bestand aus zwei Segmenten: Die eine diente dazu, den kaiserlichen Wagen durchzulassen, die andere – kleinere – hatte menschliche Dimensionen.
    Leto rollte seinen kaiserlichen Wagen in die Kammer, schloß das große Portal und öffnete das kleinere. Dann bereitete er sich auf die Unterredung vor.
    Langeweile war ein zunehmendes Problem. Das Muster, nach dem die Tleilaxu ihre Gholas erzeugten, wurde immer eintöniger. Irgendwann einmal hatte Leto den Tleilaxu sagen lassen, daß sie damit aufhören sollten, ihm Duncans zu schicken, aber sie kannten ihn gut genug, um zu wissen, daß sie in dieser Sache Ungehorsam zeigen konnten.
    Manchmal glaube ich, sie tun es nur, um den Ungehorsam nicht aussterben zu lassen!
    Die Tleilaxu vertrauten auf eine wichtige Sache, von der sie wußten, daß sie sie in anderen Dingen beschützte.
    Die Gegenwart eines Duncan erfreut den Paul Atreides in mir.
    So hatte Leto es Moneo erklärt, als der Majordomus den ersten Tag in der Zitadelle verbracht hatte:
    »Wenn die Duncans zu mir kommen, haben sie viel mehr in sich als nur das, was sie von den Tleilaxu wissen. Du mußt verstehen, daß meine Houris die Duncans umschwärmen und daß die Frauen manche seiner Fragen beantworten.«
    »Welche Fragen dürfen sie denn beantworten, Herr?«
    »Das wissen sie schon.«
    Natürlich hatte Moneo im Laufe der Jahre alles über diese Prozedur erfahren.
    Leto hörte Moneos Stimme außerhalb des verdunkelten Raums, dann die Schritte einer Fischredner-Eskorte und die zögernden Bewegungen des neuen Gholas.
    »Durch diese Tür!« sagte Moneo. »Es wird dunkel dahinter sein. Wir werden die Tür hinter Ihnen schließen. Gehen Sie hinein und warten Sie ab, bis Lord Leto Sie anspricht!«
    »Und warum ist es dunkel?« Die Stimme des Duncan war belegt. Er war mißtrauisch.
    »Er wird es Ihnen erklären.«
    Idaho wurde in den Raum hineingeschoben. Dann schloß sich die Tür hinter ihm.
    Leto wußte, was der Ghola sah – nur Schatten unter Schatten und eine Finsternis, in der man nicht einmal erkennen konnte, aus welcher Richtung eine Stimme kam. Wie üblich bediente sich Leto der Stimme Paul Muad'dibs.
    »Es freut mich, dich wiederzusehen, Duncan.«
    »Ich kann dich nicht sehen.«
    Idaho war ein Krieger. Und ein Krieger greift an. Dies machte Leto klar, daß der Ghola ein vollständig restauriertes Original war. Der Sittencodex, mit dem die Tleilaxu die Erinnerungen eines Gholas wiedererweckten, die dieser vor seinem Tod gehabt hatte, ließen stets einige Ungewißheiten in dessen Bewußtsein zurück. Manche der Duncans glaubten, sie hätten einen echten Paul Muad'dib bedroht. Auch dieser hing einer derartigen Illusion an.
    »Ich höre Pauls Stimme, aber ich kann ihn nicht sehen«, sagte Idaho. Er machte gar nicht erst den Versuch, seine Frustrationen zu verbergen. Der Klang seiner Stimme war absolut ehrlich.
    Warum spielte ein Atreides ein dermaßen idiotisches Spiel mit ihm? Paul war seit langem tot – und dies war Leto, der seine wiederbelebten Erinnerungen besaß – und die Erinnerungen vieler anderer, wenn man den Tleilaxu glauben konnte.
    »Man hat dir gesagt, daß du nur der neueste in einer langen Reihe von Duplikaten bist«, sagte Leto.
    »Ich habe keine derartigen Erinnerungen.«
    Leto erkannte so etwas wie Hysterie in dem Duncan. Sogar sein kriegerisches Gehabe konnte es nicht verdecken. Die Vorgehensweise der verfluchten Tleilaxu hatte wieder einmal das übliche mentale Chaos produziert. Dieser Duncan war in einem Fast-Schockzustand angekommen und hatte ernsthaft darüber nachgedacht, ob er geistig gesund sei.

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