Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten
bringen wir keine freundlichen Gefühle entgegen.
»Diese verdammten Atreides!« sagte Idaho.
»Ich bin ein Atreides«, sagte Moneo.
»Was?« Idaho war schockiert.
»Sein Zuchtprogramm«, sagte Moneo. »Ich bin sicher, daß die Tleilaxu es erwähnt haben. Ich bin ein direkter Nachkomme aus der Verbindung zwischen seiner Schwester und Harq al-Ada.«
Idaho beugte sich nach vorn. »Sagen Sie mir, Atreides, warum sind Frauen bessere Soldaten als Männer?«
»Sie werden früher erwachsen.«
Idaho schüttelte verwundert den Kopf.
»Sie werden auf zwingend physikalische Weise von Kindern zu Erwachsenen«, sagte Moneo. »Lord Leto sagt: Trage neun Monate lang ein Baby in dir, und es wird auch dich verändern.«
Idaho fuhr zurück. »Was weiß er denn davon?«
Moneo starrte ihn lediglich an. Schließlich fiel Idaho alles ein: Im Inneren Letos hielten sich ebenso männliche wie weibliche Geister auf. Dieses Wissen war nicht leicht zu verkraften. Das sah auch Moneo, der sich an einen weiteren Kommentar des Gott-Kaisers erinnerte: »Deine Worte brennen ihm den Ausdruck ein, den du haben willst.«
In die sich fortsetzende Stille hinein räusperte Moneo sich. Plötzlich sagte er: »Die Unermeßlichkeit von Lord Letos Wissen hat auch mich stets zum Schweigen gebracht.«
»Ist er überhaupt ehrlich zu uns?« fragte Idaho.
»Ich glaube ihm.«
»Aber er macht so viele ... Ich meine, nehmen Sie dieses Zuchtprogramm. Wie lange geht das nun schon?«
»Von Anfang an. Von jenem Tag an, an dem er es den Bene Gesserit aus der Hand nahm.«
»Und was verspricht er sich davon?«
»Das würde ich auch gerne wissen.«
»Aber Sie sind ...«
»Ein Atreides und sein Chefberater, ja.«
»Sie haben mich nicht davon überzeugt, daß eine weibliche Armee die beste ist.«
»Sie erhalten die Art.«
Endlich hatten Idahos Frustration und sein Ärger etwas, an dem sie sich festhaken konnten. »Ist es das, was ich in der ersten Nacht mit ihnen getan habe? Habe ich einen Beitrag zum Zuchtprogramm geleistet?«
»Möglicherweise. Die Fischredner nehmen keine Empfängnisverhütungsmittel.«
»Er soll verdammt sein! Ich bin doch kein Tier, das man von einem Stall zum anderen bringen kann ... wie einen ... wie einen ...«
»Wie einen Zuchtbullen?«
»Ja!«
»Aber Lord Leto lehnt es ab, nach dem Muster der Tleilaxu Genchirurgie und künstliche Besamung zu betreiben.«
»Was haben die Tleilaxu damit ...?«
»Sie sind Studienobjekte. Sogar ich sehe das. Ihre Gestaltwandler sind unfruchtbar. Sie stehen einem Ameisenvolk näher als der Menschheit.«
»Diese anderen ... meine Vorgänger ... Waren irgendwelche davon seine Zuchtbullen?«
»Einige. Sie haben Nachkommen.«
»Wen?«
»Ich bin einer davon.«
Idaho starrte Moneo in die Augen und verlor sich unerwartet in einem Gewirr von Beziehungen. Er stellte fest, daß sie für ihn unverständlich waren. Moneo war offensichtlich so viel älter als ... Aber ich bin ... Wer von ihnen war nun wirklich der Ältere? Wer war der Vorfahr und wer der Nachkomme?
»Manchmal habe ich damit auch meine Schwierigkeiten«, sagte Moneo. »Wenn es Ihnen hilft: Lord Leto hat mir versichert, daß Sie nicht mein Nachkomme sind – jedenfalls in keinem gewöhnlichen Sinn. Es kann allerdings möglich sein, daß Sie einige meiner Nachkommen zeugen.«
Idaho schüttelte heftig den Kopf.
»Manchmal glaube ich, daß nur der Gott-Kaiser selbst diese Dinge verstehen kann«, sagte Moneo.
»Das ist eine andere Sache!« sagte Idaho. »Diese Göttergeschichte.«
»Lord Leto sagt, er habe eine heilige Obszönität erschaffen.«
Mit einer solchen Antwort hatte Idaho nicht gerechnet. Mit welcher aber dann? Mit einer Verteidigung Letos?
»Eine heilige Obszönität«, wiederholte Moneo. Die Worte rollten über seine Zunge. Sie hatten etwas Hämisches an sich.
Idaho maß den Mann mit einem prüfenden Blick. Er haßt seinen Gott-Kaiser! Nein ... Er fürchtet ihn. Aber hassen wir nicht immer das, was wir fürchten?
»Warum glauben Sie an ihn?« fragte Idaho mit Nachdruck.
»Meinen Sie damit, ob ich an die offizielle Religion glaube?«
»Nein. Glaubt er daran?«
»Ich glaube schon.«
»Warum? Warum glauben Sie das?«
»Weil er sagt, daß er nicht vorhat, weitere Gestaltwandler zu erschaffen. Er besteht darauf, daß seine menschlichen Produkte, wenn sie sich einmal gepaart haben, in der Weise fortfahren, wie man es immer gemacht hat.«
»Was, zum Teufel, hat das damit zu tun?«
»Sie haben mich gefragt, an was er
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