Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten
kontrollierten Gehabe eines Diplomaten gemein. Sie zitterte und war voller Angst.
»Herr, ich ... da muß ein Irrtum vorl...«
»Schweig, du schleimiger Tleilaxu!« brüllte Leto. Und dann: »Ich bin ein metamorphischer Vektor des heiligen Sandwurms – Shai-Hulud! Ich bin dein Gott!«
»Vergebt uns, Herr«, flüsterte Nunepi.
»Euch vergeben?« Letos Stimme war nun voll sanfter Hinterlist. »Natürlich werde ich euch vergeben. Das ist nun einmal die Funktion eines Gottes. Euer Verbrechen sei euch hiermit vergeben. Eure Dummheit verlangt allerdings nach einer gebührenden Antwort.«
»Herr, wenn ich nur ...«
»Sei still! Die Gewürzverteilung wird die Tleilaxu in diesem Jahrzehnt übergehen. Ihr bekommt nichts. Und was dich persönlich angeht, so werden meine Fischredner dich nun auf den Platz hinausbringen.«
Zwei kräftige Wächterinnen traten ein und packten Nunepis Arme. Dann sahen sie zu Leto auf. Sie warteten auf Instruktionen.
»Wenn er draußen auf dem Platz ist«, sagte Leto, »entledigt ihr ihn seiner Kleider. Er wird öffentlich ausgepeitscht. Fünfzig Schläge.«
Nunepi widersetzte sich dem Griff der Gardisten. Auf seinem Gesicht mischte sich Fassungslosigkeit mit Wut.
»Herr, ich erinnere Euch daran, daß ich der Botschafter der ...«
»Du bist ein gewöhnlicher Verbrecher und wirst als solcher behandelt werden.« Leto nickte den Wachen zu, die Anstalten machten, Nunepi hinauszuzerren.
»Sie hätten dich besser umgebracht!« schäumte Nunepi. »Ich wünschte ...«
»Wer?« rief Leto. »Wer hätte mich besser umgebracht? Weißt du nicht, daß man mich nicht töten kann?«
Die Wachen zerrten Nunepi aus der Kammer, und er schrie: »Ich bin unschuldig! Ich bin unschuldig!« Sein Protest verstummte schließlich.
Idaho lehnte sich zu Leto hinüber.
»Ja, Duncan?« fragte Leto.
»Milord – das wird sämtlichen Gesandten Furcht einjagen.«
»Ja. Ich erteile ihnen damit eine Lektion in Pflichtgefühl.«
»Bitte?«
»Die Teilnahme an einer Verschwörung enthebt die Leute ihres persönlichen Pflichtgefühls – wie die Zugehörigkeit zu einer Armee.«
»Aber dies hier wird Ärger geben, Milord. Ich stelle besser zusätzliche Wachen auf.«
»Du stellst nicht eine zusätzliche Wache auf!«
»Aber damit laden wir ...«
»Wir laden uns nichts anderes auf den Hals als ein bißchen militärischer Torheit.«
»Genau das meine ...«
»Duncan, ich bin ein Lehrer. Vergiß das nicht! Indem ich eine Lektion wiederhole, sorge ich dafür, daß sie sich den Leuten besser einprägt.«
»Welche Lektion?«
»Daß militärische Torheit letztendlich selbstmörderischer Natur ist.«
»Milord, ich verstehe nicht ...«
»Schau dir diesen unfähigen Nunepi an, Duncan. Er ist ein Paradebeispiel dafür.«
»Vergib mir meine Beschränktheit, Herr, aber ich verstehe das mit der militärischen ...«
»Militärs rechtfertigen Gewaltaktionen gegen einen Feind, den sie sich selbst ausgesucht haben, damit, daß sie schließlich ihr Leben riskieren. Sie haben die Mentalität von Invasoren. Nunepi glaubt fest daran, nicht verantwortlich für das zu sein, was man Fremdrassigen antut.«
Idaho sah auf das Portal, hinter dem die Wachen mit Nunepi verschwunden waren. »Er hat's gewagt und hat verloren, Milord.«
»Aber er hat sich selbst von den Beschränkungen der Vergangenheit losgesagt und rechtfertigt sein Tun damit, indem er den geforderten Preis zahlt.«
»Für sein Volk ist er ein Patriot.«
»Und wie sieht er sich selbst, Duncan? – Als Instrument der Geschichte.«
Idaho senkte seine Stimme und beugte sich tiefer zu Leto hinab.
»Wie unterscheidest du dich von ihm, Herr?«
Leto lachte leise. »Ahhh, Duncan, wie ich deinen Scharfsinn liebe! Du hast also beobachtet, daß ich der denkbar Fremdrassigste bin. Fragst du dich eigentlich nicht, ob ich auch ein Verlierer sein könnte?«
»Der Gedanke ist mir schon gekommen.«
»Sogar Verlierer können sich in den stolzen Mantel ›ihrer Vergangenheit‹ hüllen, alter Freund.«
»Bist du dir mit Nunepi darin ähnlich?«
»Militant auftretende missionarische Religionen können sich zwar die Illusion einer ›stolzen Vergangenheit‹ leisten, aber nur wenige verstehen die Gefahr, die letztendlich für die Menschheit darin steckt, wenn man fälschlicherweise annimmt, für die Folgen des eigenen Handelns nicht verantwortlich zu sein.«
»Das sind seltsame Worte, Herr. Wie darf ich sie verstehen?«
»Das bleibt dir selbst überlassen. Kannst du denn nicht
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