Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten
Prä-Danischen Zeiten. Jahrtausende spezieller Bepflanzung hatten dies geändert, erklärten seine Lehrer. Einen Teil davon konnte er von der Festung aus sehen. Koniferenwälder und einzelne andere Bäume umgaben sie hier.
Die beiden Ehrwürdigen Mütter ständig im Auge behaltend, vollführte Duncan eine Serie von Radschlägen. Er zog bewußt seine außerordentlichen Muskeln zusammen, während er sich bewegte. So, wie Teg es ihm beigebracht hatte.
Teg unterrichtete auch in planetarischer Verteidigung. Gammu wurde von kreisenden Beobachtungssatelliten umringt, deren Mannschaften nicht mit ihren Familien zusammensein konnten. Die Familien blieben derweil hier auf Gammu, als Geiseln, damit die Beobachter wachsam blieben. Irgendwo zwischen den Schiffen, die sich im Weltraum aufhielten, befanden sich unaufspürbare Nicht-Schiffe, deren Mannschaften gänzlich aus den Leuten des Bashars und Bene Gesserit-Schwestern bestanden.
»Ich hätte diesen Auftrag niemals angenommen, hätte man mir nicht die gesamte Kontrolle über alle Verteidigungssysteme gegeben«, hatte Teg erklärt.
Es war Duncan klar, daß er Tegs ›Auftrag‹ war. Die Festung diente zu seinem Schutz. Und Tegs kreisende Beobachtungseinheiten – einschließlich der Nicht-Schiffe – beschützten die Festung.
All dies war Bestandteil einer militärischen Ausbildung, deren einzelne Elemente Duncan irgendwie bekannt vorkamen. Wenn er lernte, wie man einen scheinbar schutzlosen Planeten gegen einen Angriff aus dem Weltraum wappnete, erkannte er sofort, ob die Verteidigungssysteme korrekt plaziert waren. Als Ganzes war es außerordentlich kompliziert, aber die Einzelheiten identifizierbar und für ihn verständlich. Zum Beispiel wurde die Atmosphäre Gammus ständig überwacht, und ebenso die Blutflüssigkeit der Bewohner dieser Welt. Suk-Ärzte, die in den Diensten der Bene Gesserit standen, befanden sich überall.
»Krankheiten sind Waffen«, erklärte Teg. »Unsere Krankheitsabwehr muß bestens abgestimmt sein.«
Teg äußerte sich regelmäßig über Passivabwehr. Er bezeichnete sie als »das Produkt einer Belagerungsmentalität, von der man seit langem weiß, daß sie tödliche Schwächen erzeugt«.
Wenn Teg ihm militärische Unterweisungen gab, hörte Duncan sorgfältig zu. Patrin und die Bibliotheksunterlagen bestätigten, daß der Mentat-Bashar Miles Teg ein prominenter Feldherr der Bene Gesserit gewesen war. Patrin äußerte sich oft über ihren gemeinsamen Militärdienst – und Teg stand dann stets als Held da.
»Mobilität ist der Schlüssel des militärischen Erfolgs«, sagte Teg. »Wenn man an Forts gebunden ist, auch wenn sie ganze Planeten umspannen, ist man tödlich verwundbar.«
Teg hatte nicht viel für Gammu übrig.
»Ich sehe, du weißt schon, daß dieser Planet einst Giedi Primus geheißen hat. Die Harkonnens, die hier herrschten, haben uns ein paar Dinge gelehrt. Dank ihnen wissen wir jetzt besser, wie entsetzlich brutal Menschen sein können.«
Während er sich an diesen Ausspruch erinnerte, beobachtete Duncan, daß die beiden ihn musternden Ehrwürdigen Mütter auf der Brustwehr offenbar über ihn sprachen.
Bin ich der Auftrag der Neuen?
Duncan mochte es nicht, wenn man ihn beobachtete, und er hoffte, die Neue würde ihm etwas Zeit für sich selbst zugestehen. Sie sah nicht sonderlich hart aus. So wie Schwangyu war sie nicht.
Duncan setzte seine Übungen fort, und in einem bestimmten Rhythmus, der zu seinen Bewegungen paßte, dachte er: Verdammte Schwangyu! Verdammte Schwangyu!
Er hatte Schwangyu von seinem neunten Lebensjahr an gehaßt. Das war jetzt vier Jahre her. Sie wußte nichts von seinem Haß, glaubte er. Sie hatte möglicherweise vergessen, wann und bei welcher Gelegenheit der Haß in ihm aufgestiegen war.
Er war knapp neun gewesen, als es ihm gelungen war, durch den Inneren Wachkordon in einen Tunnel zu schleichen, der zu einem MG-Nest führte. Im Innern des Tunnels hatte es nach Pilzen gerochen. Matte Lichter. Feuchtigkeit. Er hatte gerade einen Blick durch die Schießscharten werfen können. Dann hatte man ihn erwischt und in den Innenteil der Festung zurückgeschleppt.
Sein Ausflug hatte ihm eine strenge Moralpredigt von Schwangyu eingetragen. Sie war für ihn damals eine geheimnisvolle und bedrohliche Gestalt gewesen, der man gehorchen mußte. Und dies war sie immer noch für ihn, obwohl er inzwischen erfahren hatte, daß die Bene Gesserit eine Fähigkeit auszeichnete, die ihresgleichen suchte: Kraft einer
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