Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten
wollte. »Oh, ich kenne den Druck, unter dem ihr steht. Die Akoluthen spüren die Bedrohung. Sie schauen zur Ordensburg und sehen darin ihre Festung für die lange Nacht der Huren.«
»So ungefähr, Mutter Oberin.« Äußerst zögernd.
»Streggi, dieser Planet ist nur eine Zwischenstation. Heute gehen wir nach Süden, wo es auf dich einwirken wird. Bitte, such Tamalane, und sag ihr, sie soll die Vorbereitungen treffen, die wir für den Besuch bei Sheeana besprochen haben! Sprich mit keiner anderen darüber!«
»Ja, Mutter Oberin. Bedeutet das, daß ich Sie begleiten werde?«
»Ich möchte dich an meiner Seite haben. Sag derjenigen, die du gerade ausbildest, daß sie nun die volle Verantwortung für meine Karte übernimmt.«
Als Streggi ging, dachte Odrade an Sheeana und Idaho. Sie möchte mit ihm, und er möchte mit ihr sprechen.
Die Kom-Augen-Analyse hatte ergeben, daß die beiden sich manchmal mit Handzeichen verständigten und dabei die meisten dieser Bewegungen mit dem Leib verbargen. Es erinnerte an die alte Kampfsprache der Atreides. Odrade erkannte einiges davon wieder, aber nicht genug, um den Inhalt ihrer Gespräche zu verstehen. Bellonda war auf eine Erklärung durch Sheeana aus. »Heimlichkeiten!« Odrade war vorsichtiger. »Laß es eine Weile zu! Vielleicht ergibt sich etwas von Interesse daraus.«
Was hat Sheeana vor?
Was Duncan auch beschäftigen mochte, es betraf Teg. Das Hervorrufen des Schmerzes, der erforderlich war, um Tegs Originalerinnerungen zurückzuholen, ging gegen Duncans Natur.
Odrade hatte es tags zuvor bemerkt, als sie Duncan an seiner Schaltkonsole überrascht hatte.
»Sie kommen spät, Dar.« Er sah von dem, was er gerade tat, nicht mal auf. Spät? Es war früher Abend.
Er nannte sie seit mehreren Jahren regelmäßig Dar, aus Rache, um sie daran zu erinnern, wie sehr er sein Aquariumsdasein verabscheute. Sein Verhalten irritierte Bellonda, die ständig gegen ›seine verdammten Vertraulichkeiten‹ wetterte. Natürlich nannte er Bellonda auch ›Bell‹. Duncan ging großzügig mit seinen Spitzen um.
Sich dies ins Gedächtnis zurückrufend blieb Odrade stehen, bevor sie ihren Arbeitsraum betrat. Duncan hatte mit der Faust auf die Platte neben der Konsole geschlagen. »Es muß einen besseren Weg für Teg geben!«
Einen besseren Weg? An was denkt er dabei?
Eine Bewegung am Ende des Korridors – hinter dem Arbeitszimmer – lenkte ihre Gedanken ab. Streggi kam von Tamalane zurück. Betrat das Bereitschaftszimmer der Akoluthen. Informiert ihre Nachfolgerin an der Wüstenkarte.
Auf Odrades Tisch erwartete sie ein Stapel Archivaufzeichnungen. Bellonda! Odrade sah sich den Stapel an. Egal wie viel sie auch zu delegieren versuchte, es gab immer noch einen Rest, von dem ihre Berater felsenfest glaubten, nur die Mutter Oberin könne damit fertig werden. Ein Großteil dieser neuen Ladung entsprang Bellondas Verlangen nach ›Vorschlägen und Analysen‹.
Odrade berührte ihre Konsole. »Bell!«
Die Stimme einer Archivarin erwiderte: »Mutter Oberin?«
»Schick Bell hinauf! Ich will sie hier sehen, so schnell ihre feisten Beine sie tragen können!«
Es dauerte weniger als eine Minute, dann stand Bellonda vor dem Arbeitstisch wie eine zurückhaltende Akoluthe. Wenn die Mutter Oberin diesen Tonfall anschlug, wußte jeder, was er bedeutete.
Odrade berührte den auf ihren Tisch liegenden Stapel und riß die Hand zurück – wie elektrisiert. »Was, in Shaitans Namen, soll das alles?«
»Wir haben es als wichtig eingestuft.«
»Glaubst du, ich müßte mir alles und jedes ansehen? Wo sind die Einstufungen? Dies ist schlampige Arbeit, Bell! Ich bin doch nicht dumm, ebenso wenig wie du. Aber dies ... angesichts dieser ...«
»Ich delegiere soviel wie ...«
»Delegieren? Schau dir das an! Was muß ich mir ansehen, und was kann ich delegieren? Nicht eine Einstufung!«
»Ich werde dafür sorgen, daß es augenblicklich korrigiert wird.«
»Bestimmt wirst du das, Bell. Weil Tam und ich heute nach Süden reisen werden – auf eine nicht angekündigte Inspektionstour, und um Sheeana zu besuchen. Und wenn ich fort bin, wirst du in meinem Sessel sitzen. Sieh zu, wie du mit dieser täglichen Flut zu Rande kommst!«
»Werden wir ohne Verbindung sein?«
»Ich werde zu jeder Zeit einen Ohr-K tragen.«
Bellonda atmete auf.
»Ich schlage vor, Bell, du gehst ins Archiv zurück und ernennst jemanden, der die Verantwortung übernimmt. Ich will verdammt sein, wenn ihr nicht auf dem besten Weg
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