Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten
lecker zubereitet sein, Placido, nicht zu lange gedünstet. Mit etwas von unserem selbstgestoßenen Trockensellerie in der Brühe.«
»Vielleicht auch ein bißchen Paprika?«
»So habe ich es immer am liebsten. Sei äußerst vorsichtig mit der Melange. Nur ein Hauch, nicht mehr.«
»Natürlich, Mutter Oberin!« Seine Augen rollten bei dem Gedanken, er könnte zuviel Melange verwenden, vor Entsetzen. »Das Gewürz dominiert ja so leicht!«
»Mach die Austern in Muschelnektar an, Placido. Ich hätte es am liebsten, du würdest dich persönlich darum kümmern, und rühr sie vorsichtig um, bis die Ränder der Austern sich allmählich leicht kräuseln!«
»Keine Sekunde länger, Mutter Oberin.«
»Und erhitze nebenbei noch etwas ziemlich sahnige Milch! Daß sie mir nicht überkocht!«
Placido zeigte angesichts des Verdachts, er könne die Milch überkochen lassen, größte Bestürzung.
»Ein winziges Stückchen Butter in die Servierschale«, sagte Odrade. »Und darüber schüttest du dann die kombinierte Brühe.«
»Keinen Sherry?«
»Wie froh ich bin, daß du dich persönlich um meine Sondermahlzeit kümmerst, Placido. Den Sherry hätte ich fast vergessen.« (Eine Mutter Oberin vergaß zwar niemals etwas, das allgemein bekannt war, aber das gehörte nun mal zu dieser Pavane).
»Drei Unzen Sherry in die kochende Brühe«, sagte er.
»Aber genug erhitzen, damit der Alkohol sich verflüchtigt.«
»Natürlich! Aber wir dürfen das Aroma nicht schädigen. Hätten Sie lieber Croutons oder Saltinen?«
»Croutons, bitte.«
An einem Tisch in einer Nische sitzend verspeiste Odrade zwei Schüsseln gedünstete Austern, und erinnerte sich daran, wie sie dem Kind des Meeres gemundet hatten. Papa hatte sie mit diesem Gericht bekanntgemacht, als sie kaum in der Lage gewesen war, den Löffel zum Mund zu führen. Er hatte es selbst angemacht, seine persönliche Spezialität. Odrade hatte es an Salat weitergegeben.
Sie machte ihm ein Kompliment für den Wein.
»Besonders hat mir der Wein gemundet, den du dazu ausgesucht hast.«
»Ein feines Tröpfchen, Mutter Oberin. Aus einer besonders guten Lese. Er betont den Austerngeschmack in bewundernswerter Weise.«
Tamalane spürte sie in der Nische auf. Man wußte stets, wo man die Mutter Oberin fand, wenn man sie brauchte.
»Wir sind bereit.« Drückte ihr Gesicht Mißstimmung aus?
»Wo werden wir heute abend rasten?«
»Eldio.«
Odrade lächelte. Eldio gefiel ihr.
Will sie mir etwas Gutes tun, weil ich in einer kritischen Stimmung bin? Vielleicht haben wir das Recht auf eine kleine Zerstreuung.
Als sie Tamalane zu den Transportdocks hinaus folgte, dachte Odrade, wie charakteristisch es doch war, daß die Ältere am liebsten mit der Röhrenbahn reiste. Oberflächenreisen stießen sie ab. »Wer wird in meinem Alter noch Zeit verschwenden?«
Wenn es um den Personentransport ging, gefiel die Röhrenbahn Odrade nicht. Man war so eingeschlossen und hilflos! Sie bevorzugte die Oberfläche oder die Luft, und benutzte die Röhrenbahn nur, wenn die Zeit drängte. Sie hatte nichts dagegen, sie zu benutzen, wenn es um Meldungen und Akten ging. Den Akten ist es egal, solange sie nur ihr Ziel erreichen.
Dieser Gedanke machte ihr stets das Netzwerk bewußt, das ihren Bewegungen angepaßt war, wohin sie auch ging.
Irgendwo im Herzen der Dinge (es gab immer ein ›Herz der Dinge‹) bestimmte ein automatisches System die Kommunikation und stellte (meistens) sicher, daß wichtige Botschaften ihren Adressaten erreichten.
Wenn Geheimdepeschen nicht nötig waren, gab es noch andere Möglichkeiten der Kommunikation. Außerhalb des Planeten sah die Sache anders aus, besonders in diesen Jagdzeiten. Am sichersten war es, eine Ehrwürdige Mutter mit einer auswendig gelernten oder Distrans-Botschaft auszuschicken. In den heutigen Zeiten nahmen die Kuriere immer größere Shere-Dosen. T-Sonden konnten sogar die Gedanken eines Toten lesen, wenn sie nicht von Shere geschützt wurden. Jede außerplanetarische Botschaft wurde verschlüsselt, aber ein Feind konnte vielleicht den Einmal-Code knacken und sie so erfahren. Im All waren die Risiken gewaltig. Vielleicht war das der Grund, weshalb der Rabbi schwieg.
Wieso habe ich in diesem Augenblick solche Gedanken?
»Noch keine Nachricht von Dortujla?« fragte sie, als Tamalane Anstalten machte, das Abfertigungsrondell zu betreten, auf dem die Angehörigen ihrer Gruppe warteten. Es waren so viele Leute. Warum so viele?
Odrade sah Streggi am anderen
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