Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
Vom Netzwerk:
war es oben jetzt dunkel. Und wo befand sich der Rest seiner Leute? Sie hatten überall dort Zuflucht gesucht, wo sich ihnen eine bot; hatten sich auf eine alte Schuld oder auf in der Vergangenheit geleistete Ehrendienste berufen. Einige würden überleben. Vielleicht überlebten sie besser als sie beide hier drin.
    Der Eingang zum Nicht-Raum lag unter einer Aschengrube verborgen, neben der sich eine freistehende Esse befand. Die Metallverstärkung der Esse enthielt ridulianische Kristallfäden, um die Außenszenerie nach innen zu übertragen. Asche! Der Raum roch immer noch nach verbrannten Gegenständen, und er hatte bereits angefangen, den Abflußgestank der kleinen Recycling-Kammer anzunehmen. Welch ein Euphemismus für Toilette!
    Hinter dem Rabbi tauchte jemand auf. »Das Suchkommando zieht ab. Gut, daß man uns früh genug gewarnt hat.«
    Es war Joshua, der diesen Raum errichtet hatte. Er war ein kleiner, schlanker Mann mit einem spitzen, dreieckigen Gesicht, das sich nach unten zu einem kleinen Kinn verschmälerte. Dunkles Haar fiel über seine breite Stirn. Er hatte weit auseinanderstehende braune Augen, die mit einer brütenden Gedankentiefe in die Welt hinaussahen, der der Rabbi nicht traute. Er sieht viel zu jung aus, um so viel über diese Dinge zu wissen.
    »Sie ziehen also ab«, sagte der Rabbi. »Aber sie werden zurückkommen. Und dann wirst du nicht mehr von Glück reden.«
    »Sie werden nie vermuten, daß wir uns so nahe beim Hof verstecken«, sagte Rebecca. »Hauptsächlich haben sie doch geplündert.«
    »Eine Bene Gesserit hat gesprochen«, sagte der Rabbi.
    »Rabbi.« Welch tadelnder Klang in Joshuas Stimme! »Habe ich Sie nicht viele Male sagen hören, daß die die Seligen sind, die die Fehler der anderen sogar vor sich selbst verbergen?«
    »Heutzutage ist wohl jeder ein Lehrer!« sagte der Rabbi. »Aber wer kann uns sagen, was als nächstes geschieht?«
    Er mußte jedoch die Wahrheit der Worte Joshuas zugeben. Es ist eine Qual unserer Flucht, die mich beunruhigt. Unsere kleine Diaspora. Aber wir gehen nicht von Babylon aus in alle Winde. Wir verstecken uns in einem ... einem Wirbelsturmkeller!
    Dieser Gedanke beruhigte ihn. Wirbelstürme gehen vorbei.
    »Wer kümmert sich um die Nahrung?« fragte er. »Wir müssen uns von Anfang an auf Rationen setzen.«
    Rebecca stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Wenn es zu großen Schwankungen kam, war der Rabbi am unausstehlichsten – zu emotional oder zu intellektuell. Er hatte sich jetzt wieder in der Hand. Als nächstes würde er wieder intellektuell werden. Auch dem mußte man einen Dämpfer verpassen. Mit ihrem Bene Gesserit-Bewußtsein sah sie die Leute, die sie umgaben, aus einem neuen Blickwinkel. Unsere jüdische Reizbarkeit! Schau dir diese Intellektuellen an!
    Es war ein charakteristischer Gedanke für die Schwesternschaft. Die Hemmnisse eines jeden, der großen Geistestaten erhebliches Vertrauen schenkte, waren gewaltig. Sie konnte nicht die gesamten Anhaltspunkte der Lampadas-Gruppe widerlegen. Immer wenn sie zauderte, war eine Stimme da.
    Rebecca genoß inzwischen beinahe die Verfolgung durch die Gedächtnis-Schrullen, wie sie sie nannte. Das Wissen um frühere Zeiten zwang sie, ihre persönlich erlebte Vergangenheit abzulehnen. Man hatte von ihr verlangt, so viele Dinge zu glauben, die, wie sie nun wußte, Unsinn waren. Mythen und Schimären, Impulse extrem kindischen Verhaltens.
    »Unsere Götter sollten so reifen wie wir.«
    Rebecca unterdrückte ein Lächeln. Das machte die Sprecherin oft mit ihr – ein kleiner Rippenstoß von jemandem, der verstand, daß man ihn zu schätzen wußte.
    Joshua war an seine Geräte zurückgekehrt. Rebecca sah, daß jemand die Liste der Nahrungsvorräte überprüfte. Der Rabbi schaute dem mit normaler Intensität zu. Andere hatten sich in Decken gehüllt und schliefen in den Kojen am abgedunkelten Ende des Raums. Als Rebecca dies alles gesehen hatte, wußte sie, worin ihre Funktion hier bestand. Uns alle vor der Langeweile zu bewahren.
    »Als Spielleiter?«
    Solange du keinen besseren Vorschlag hast, versuch mir nichts über mein eigenes Volk zu erzählen, Sprecherin!
    Was sie auch über diese inneren Gespräche sagen konnte – es gab keinen Zweifel, daß all diese Einzelheiten miteinander verbunden waren: die Vergangenheit mit diesem Raum, dieser Raum mit ihren Erwartungen der Konsequenzen. Und das war ein großes Geschenk der Bene Gesserit. Denk nicht an ›Die Zukunft‹. Vorherbestimmung? –

Weitere Kostenlose Bücher