Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten
benutzen dich für ihre Zwecke«, sagte er.
Er registrierte, wie seine Worte griffen. Sie war sich dieser Falle bewußt geworden, nach der Tat. Die Bene Gesserit waren so verdammt gerissen! Man hatte sie in diese Falle gelockt, indem man ihr kleine Einblicke in Dinge gegeben hatte, die so magnetisch gewesen waren wie die Kraft, die sie an ihn band. Für eine Geehrte Mater konnte es nur eine rasend machende Erkenntnis sein.
Wir legen andere herein! Aber niemand macht dies mit uns!
Aber genau dies hatten die Bene Gesserit getan. Sie gehörten in eine andere Kategorie. Waren beinahe Geschwister. Warum es abstreiten? Und sie wollte ihre Fähigkeiten. Sie wollte aus dieser Probezeit heraus – in die Vollausbildung, die sie direkt hinter den Schiffswänden erahnte. Wußte sie denn nicht, warum man sie immer noch hier festhielt?
Sie wissen, daß sie immer noch in ihrer Falle zappelt.
Murbella glitt aus ihrer Robe und kletterte neben ihm ins Bett. Keine Berührung. Aber das warme Gefühl der körperlichen Nähe erhielt sich aufrecht.
»Ursprünglich sollte ich für sie Sheeana kontrollieren«, sagte er.
»So, wie du mich kontrollierst?«
»Kontrolliere ich dich?«
»Manchmal glaube ich, Duncan, du bist ein Spaßvogel.«
»Wenn ich nicht mehr über mich lachen kann, bin ich wirklich verloren.«
»Auch über deine Überheblichkeit in Sachen Humor?«
»Darüber in erster Linie.« Er wandte sich zu ihr um und legte seine Hand über ihre linke Brust. Die Brustwarze versteifte sich unter seiner Handfläche. »Wußtest du, daß ich nie entwöhnt worden bin?«
»Niemals in all diesen ...«
»Nicht einmal.«
»Ich hätte es mir denken können.« Auf ihren Lippen bildete sich ein flüchtiges Lächeln. Dann lachten sie beide schlagartig los und umklammerten einander, ohne etwas dagegen tun zu können. Dann sagte Murbella: »Verdammt, verdammt, verdammt!«
»Wen verdammst du?« fragte er, als sein Gelächter abgeebbt war und sie sich mit Gewalt voneinander lösten.
»Nicht wen – was. Das verdammte Schicksal!«
»Ich glaube nicht, daß sich das Schicksal drum schert.«
»Ich liebe dich, was ich aber nicht darf, wenn ich eine richtige Ehrwürdige Mutter sein will.«
Er mochte keine Exkursionen, die dem Selbstmitleid nahe kamen. Sei also witzig! »Du bist nie ein richtiges Etwas gewesen.« Er streichelte über die Schwellung ihres Bauches.
»Und ob ich was Richtiges bin!«
»Das ist ein Wort, das sie ausgelassen haben, als sie dich machten.«
Sie schob seine Hand weg, setzte sich hin und sah ihn an. »Ehrwürdige Mütter dürfen niemanden lieben.«
»Das weiß ich.« Hat mein Verdruß sich gezeigt?
Sie war zu sehr in ihren eigenen Sorgen gefangen. »Wenn ich die Gewürzagonie durchmachte ...«
»Schatz! Der Gedanke, dich in irgendeinem Zusammenhang mit einer Agonie zu sehen, gefällt mir gar nicht.«
»Wie kann ich ihr entgehen? Ich bin schon auf der Rutsche. Ich werde mich sehr bald sehr schnell bewegen. Und dann rase ich.«
Er wollte sich umdrehen, aber ihr Blick hielt ihn fest.
»Ehrlich, Duncan. Ich fühle es. Auf gewisse Weise ist es wie eine Schwangerschaft. Man erreicht einen Punkt, an dem eine Abtreibung äußerst gefährlich wird. Dann muß man einfach weitermachen.«
»Wir lieben uns also!« Er zwang seine Gedanken von einer Gefahr zur anderen.
»Und sie verbieten es.«
Er schaute zu den Kom-Augen auf. »Die Wachhunde bewachen uns. Und sie haben Fänge.«
»Ich weiß. Ich rede gerade mit ihnen. Die Liebe, die ich für dich empfinde, ist kein Defekt. Ihre Kälte ist der Defekt. Sie sind wie die Geehrten Matres!«
Ein Spiel, in dem ein Teil nicht bewegt werden kann.
Am liebsten hätte er geschrien, aber die Zuhörer hinter den Kom-Augen würden dann mehr hören als nur gesprochene Worte. Murbella hatte recht. Es war gefährlich, wenn man glaubte, man könnte die Ehrwürdigen Mütter hereinlegen.
Als sie ihn ansah, war ihr Blick irgendwie verschleiert. »Wie eigenartig du gerade ausgesehen hast.« Er erkannte in ihr die Ehrwürdige Mutter, die sie werden würde.
Bloß weg von dieser Vorstellung!
Das Nachdenken über die Eigenartigkeit seiner Erinnerungen lenkte sie manchmal ab. Sie glaubte, seine vorherigen Inkarnationen hätten aus ihm so etwas wie eine Ehrwürdige Mutter gemacht.
»Ich bin so oft gestorben.«
»Du erinnerst dich daran?« Stets die gleiche Frage.
Er schüttelte den Kopf, wagte nicht, noch etwas zu sagen, was die Wachhunde vielleicht interpretieren konnten.
Nicht an die
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