Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten
Rampenlicht zu stehen. Sie sind Berater, ab und zu sind sie sogar Königsmacher, aber sie wollen niemals als Zielscheibe im Vordergrund stehen.«
»Dieser Kurs ... Glauben sie, daß es jemanden gibt, der ihn bestimmt?«
»Sie gehen nicht davon aus. Sie nehmen aber an, daß eine sichtbare Bewegung da ist.«
»Und was tun sie dabei?«
»Sie treffen Vorsichtsmaßnahmen.«
»Was ich in Satans Gegenwart auch empfehlen würde!«
»Sie stemmen sich nicht gegen die Strömung, sondern lassen sich scheinbar von ihr tragen. Sie lassen sie für sich arbeiten, nutzen ihre Kräfte aus.«
»Oi!«
»Die Seefahrer der Antike verstanden dies äußerst gut, Rabbi. Die Schwesternschaft hat ein Wissen, das einem Strömungsdiagramm entspricht, und das sagt ihr, welche Gegenden sie meiden und in welchen sie die größten Anstrengungen unternehmen muß.«
Wieder fuchtelte er mit der Schriftrolle herum. »Dies ist kein Strömungsdiagramm.«
»Sie interpretieren falsch, Rabbi. Die Bene Gesserit wissen um die Verfänglichkeit erdrückender Maschinen.« Sie schaute auf die arbeitenden Geräte. »Sie sehen uns in Strudeln, denen keine Maschine die Stirn bieten kann.«
»Diese kleinen Weisheiten. Ich weiß nicht, Tochter. Einmischung in die Politik kann ich ja verstehen, aber Einmischung in heilige Angelegenheiten ...«
»Ein Nivellierungskurs, Rabbi. Masseneinfluß auf brillante Innovatoren, die aus der Reihe treten und neue Dinge produzieren. Selbst wenn das Neue uns hilft, wird der Innovator vom Kurs erfaßt.«
»Wer kann denn schon wirklich sagen, was hilfreich ist, Rebecca?«
»Ich spreche ja nur aus, was sie glauben. Sie sehen in der Besteuerung einen Beweis des Kurses; sie nimmt freie Energie, die vielleicht noch mehr neue Dinge hervorbringen könnte. Wer sensibilisiert ist, bemerkt es, sagen sie.«
»Und diese ... diese Geehrten Matres?«
»Sie füllen die Schablone aus. Eine abgeschlossene Macht, die mit der Absicht regiert, alle potentiellen Herausforderer arbeitsunfähig zu machen. Sucht sich die Gescheiten heraus. Stumpft die Intelligenz ab.«
Ein leise piepsendes Geräusch drang aus der Maschinensektion. Joshua war an ihnen vorbei, noch ehe sie aufgestanden waren. Er beugte sich über den Bildschirm, der zeigte, was sich auf der Oberfläche abspielte.
»Sie sind zurückgekommen«, sagte er. »Seht! Sie graben in der Asche, direkt über uns.«
»Haben sie uns aufgespürt?« Die Stimme klang beinahe erleichtert.
Joshua blickte auf den Bildschirm.
Rebecca sah ihm über die Schulter. Sie musterte die Grabenden, zehn Männer, die den träumerischen Ausdruck im Gesicht hatten, der anzeigte, daß sie willfährige Sklaven der Geehrten Matres waren.
»Sie graben nur am Rand«, sagte Rebecca und richtete sich auf.
»Bist du sicher?« Joshua sah ihr ins Gesicht, als suche er nach einer geheimen Bestätigung.
Jede Bene Gesserit hätte es gesehen.
»Sieh doch selbst!« Sie deutete auf den Schirm. »Sie gehen. Sie gehen jetzt ins Sligloch.«
»Wohin sie gehören«, murmelte der Rabbi.
39
Auch in einem Schmelztiegel von Falschmeldungen kann es zu brauchbaren Entscheidungen kommen. Auf diese Weise akzeptiert Intelligenz Fehlbarkeit. Und wenn es zu keiner absoluten (unfehlbaren) Entscheidung kommen kann, geht die Intelligenz auch das Risiko begrenzter Daten ein, in einer Arena, in der Irrtümer nicht nur möglich, sondern auch notwendig sind.
Darwi Odrade
Eine Mutter Oberin ging nicht einfach an Bord eines startbereiten Leichters, der sie zu irgendeinem Transportschiff brachte. Es wurden Pläne gemacht, Arrangements besprochen, Strategien ausgetüftelt. Möglichkeiten über Möglichkeiten.
Es dauerte acht hektische Tage lang. Man mußte sich genauestens mit Teg abstimmen. Die Konsultationen mit Murbella fraßen Stunden. Murbella mußte erfahren, was auf sie zukam.
Entdecke ihre Achillesferse, Murbella, dann hast du es geschafft. Bleib auf dem Beobachtungsschiff, wenn Teg angreift, aber schau sorgfältig zu!
Odrade ließ sich in allen Einzelheiten von jedem beraten, der helfen konnte. Dann kamen die Lebenszeichen-Implantate mit der Codierung, um ihre heimlichen Beobachtungen zu übermitteln. Ein Nicht-Schiff und ein Fernstrecken-Leichter mußten umgebaut werden. Teg wählte die Mannschaften aus.
Bellonda murmelte und brummte so lange vor sich hin, bis Odrade sie ansprach.
»Du lenkst mich ab! Ist das deine Absicht? Willst du mich schwächen?« Es war früher Morgen, vier Tage vor der Abreise, und sie
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