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Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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mir das!«
    Der Kristall fuhr damit fort, seine geheimen Informationen in ihren Geist fließen zu lassen: »Sobald ihnen Entdeckung droht, kommt es zu einer Standardreaktion: ›Wir suchen die Religion unserer Ahnen. Es ist eine Wiederbelebung, die das Beste aus unserer Vergangenheit zurückbringt.‹«
    Dieses Verhaltensmuster war Lucilla bekannt. ›Verrückte Wiedererwecker‹ hatte es immer gegeben. Mit solchen Antworten dämmte man jegliche Neugier ein. »Die da? Ach, das ist irgendeine Bande von Wiedererweckern.«
    »Das System der Tarnung«, fuhr der Kristall fort, »konnte uns jedoch nicht narren. Wir verfügen über unser eigenes, bestens dokumentiertes jüdisches Erbe sowie einen Fundus an Weitergehenden Erinnerungen, die uns die Gründe dieser Heimlichkeit nennen. Wir haben die Situation erst beeinflußt, als ich, die Mutter Oberin, während und nach der Schlacht von Corrin (Das ist wirklich sehr lange her!) erkannte, daß unsere Schwesternschaft Bedarf für eine Geheimgesellschaft, eine Gruppe, die auf unsere Hilfeersuchen reagiert, hatte.«
    Lucilla verspürte eine Welle der Skepsis. Hilfeersuchen?
    Die den alten Zeiten entstammende Mutter Oberin hatte ihre Skepsis wohl vorausgesehen. »Gelegentlich verlangen wir etwas, das sie nicht ablehnen können. Aber sie verlangen auch etwas von uns.«
    Vor dem Rätsel dieser Untergrund-Gemeinschaft versank Lucilla in sich selbst. Es ging hier um mehr als ein Ultra-Geheimnis. Ihre ungeschickten Fragen hatten im Archiv hauptsächlich Ablehnung hervorgerufen. »Juden? Was ist das? Ach ja – eine uralte Sekte. Schau mal selbst nach! Wir haben keine Zeit für religiöse Forschungsarbeit.«
    Der Kristall hatte noch mehr mitzuteilen: »Die Juden amüsieren und ärgern sich zeitweilig über das, was sie als unsere Imitation ihres Daseins interpretieren. Unsere Zuchtaufzeichnungen, in denen die weibliche Linie als Paarungsfaktor dominiert, wird von ihnen als jüdisch eingestuft. Man ist nur dann Jude, wenn man eine jüdische Mutter hat.«
    Der Kristall kam nun zum Ende: »Man wird sich der Diaspora erinnern. Die Bewahrung dieses Geheimnisses verlangt nach größter Ehrenhaftigkeit.«
    Lucilla hob die Haube vom Kopf.
    »Du bist eine sehr gute Wahl für eine extrem heikle Aufgabe auf Lampadas«, hatte Odrade gesagt und ließ den Kristall wieder in seinem Versteck verschwinden.
    Das ist die Vergangenheit, und die lebt nicht mehr. Man muß sich nur mal ansehen, wohin Odrades ›heikle Aufgabe‹ mich gebracht hat!
    Von ihrem Aussichtspunkt in dem Bauernhaus auf Gammu bemerkte Lucilla, daß ein großer Produktträger auf das Grundstück vorgedrungen war. Unter ihr wimmelte es vor Aktivität. Von allen Seiten kamen Arbeiter heran und gingen mit Tragekörben voller Gemüse auf das riesige Fahrzeug zu. Sie roch die scharfen Säfte der abgeschnittenen Kürbisstengel.
    Lucilla bewegte sich nicht vom Fenster fort. Ihr Gastgeber hatte sie mit einheimischer Kleidung ausgestattet – einem langen Gewand aus graubraunem Stoff und einem hellblauen Kopftuch, das ihr sandfarbenes Haar verhüllte. Es war wichtig, nichts zu tun, was die Aufmerksamkeit auf sie hätte richten können. Sie hatte gesehen, daß auch andere Frauen pausierten, um die Arbeit zu beobachten. Man würde ihre Anwesenheit als Neugier auslegen.
    Es war ein langer Träger, dessen Suspensoren sich unter der Ladung bereits auszurichten begannen. Der Operator stand in einem transparenten Aufbau an der Vorderseite, mit den Händen auf der Steuerung, den Blick fest geradeaus gerichtet. Er stand breitbeinig da und lehnte sich gegen das abgeschrägte Gurtnetz. Seine linke Hüfte berührte den Energieschalthebel. Er war ein großer Mann mit einem dunklen, von tiefen Runzeln übersäten Gesicht. Sein Haar wies graue Strähnen auf. Sein Körper war eine Verlängerung der Maschinerie – er leitete ihre schwerfälligen Bewegungen. Als er vorbeikam, warf er Lucilla einen Blick zu, dann achtete er wieder auf den Kurs, der ihn in die weiträumige Ladezone zwischen den unter ihr liegenden Gebäuden brachte.
    In seine Maschine eingebaut, dachte sie. Wenn das nichts darüber aussagte, wie sich die Menschen in das, was sie taten, einpaßten? Lucilla verspürte in diesem Gedanken eine sie schwächende Kraft. Wenn man sich zu sehr in eine Sache einpaßte, mußten andere Fähigkeiten verkümmern. Wir werden zu dem, was wir tun.
    Sie stellte sich vor, sie sei ebenfalls ein Operator in einer großen Maschine, nichts anderes als der Mann in dem

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