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Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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den starken Geruch der Antiseptika sogar auf der Straße riechen. Die gewölbte Eingangstür stand offen.
    »Wer ist gestorben?« fragte Odrade, die Bellondas Nervosität völlig ignorierte.
    »Eine Prokuratorin aus Sektion Vier und ein Gartenbediensteter«, sagte Tamalane. Sie wußte stets Bescheid.
    Bellonda war wütend darüber, daß man sie ignorierte; sie machte kein Hehl daraus. »Wirst du nun endlich bei der Sache bleiben?«
    »Um welche Sache geht es?« fragte Odrade. Äußerst gelassen.
    Sie erreichten die Südterrasse und blieben an einer Steinbalustrade stehen, um sich die Pflanzungen anzusehen: Weinberge und Obstgärten. Das Morgenlicht brachte nebligen Dunst mit sich, der anders war als ein Feuchtigkeitsnebel.
    »Du weißt genau, worum es geht!« Bell war einfach nicht abzuschütteln.
    Odrade musterte und bewunderte den Ausblick, drückte sich dabei gegen das Gestein. Die Mauer war brüchig. Der Nebel dort draußen wies eine andersartige Färbung auf, meinte sie. Das Sonnenlicht durchdrang den Dunst mit einem anderen Refraktionsfaktor. Es prallte zu stark auf. Das Licht war durchdringender. Wurde auf unterschiedliche Weise absorbiert. Sein Glanz war praller. Der wehende Staub und der Sand krochen in jeden Spalt, wie Wasser, aber das Knirschen und Kratzen verriet ihren Ursprung. Das gleiche galt für Bells Beharrlichkeit. Keine Schmierung.
    »Das ist Wüstenlicht«, sagte Odrade und streckte die Hand aus.
    »Weich mir nicht aus!« sagte Bellonda.
    Odrade zog es vor, nicht zu antworten. Das staubige Licht war eine klassische Angelegenheit, aber nicht beruhigend, wie etwa in der Art alter Meister und deren nebliger Sonnenaufgänge.
    Tamalane schloß zu Odrade auf. »Es hat seine eigene Schönheit.« Ihr etwas geistesabwesend klingender Tonfall besagte, daß sie – wie Odrade – die Erinnerungen der Vergangenheit zu einem Vergleich angerufen hatte.
    Falls dies die Art der Konditionierung ist, nach Schönheit zu suchen. Aber irgend etwas tief in Odrades Innerem sagte ihr, daß dies nicht die Schönheit war, nach der sie sich sehnte.
    In den seichten Niederungen dort unten, wo es einst grün gewesen war, war es jetzt trocken, und man hatte das Gefühl, als würde der Boden auf die gleiche Weise ausgeweidet, wie die alten Ägypter ihre Toten präpariert hatten: ihrer Flüssigkeit beraubt, für die Ewigkeit bewahrt. Die Wüste als Herr und Meister über den Tod, die Erde in Leichenbinden gewickelt, unser herrlicher Planet mit all seinen verborgenen Juwelen einbalsamiert.
    Bellonda stand hinter ihnen. Sie murmelte etwas und schüttelte den Kopf; sie weigerte sich, das zu sehen, was aus ihrem Planeten werden würde.
    Odrade fröstelte beinahe, als ein plötzlicher Simulfluß-Schub sie überkam. Die Erinnerungen überschwemmten sie: Sie spürte, daß sie nach den Ruinen von Sietch Tabr suchte – und die von der Wüste konservierten Leiber von Gewürzpiraten fand, dort, wo ihre Mörder sie hatten fallen lassen.
    Was ist Sietch Tabr heute? Ein zerschmolzenes Gerinnsel, das sich wieder erhärtet hat, ohne daß noch etwas auf seine stolze Vergangenheit hinweist. Die Geehrten Matres: Mörder der Historie!
    »Wenn du Idaho nicht eliminieren willst, muß ich dagegen protestieren, daß du ihn als Mentaten einsetzt.«
    Bell war wirklich eine schwer zufriedenzustellende Frau! Odrade bemerkte, daß sie ihr Alter mehr als je zuvor zeigte. Sie hatte sogar jetzt eine Lesebrille auf. Die vergrößerte ihre Augen, und so sah sie nun aus wie ein glotzäugiger Fisch. Daß sie Linsen benutzte statt einer weniger sichtbaren Hilfe, sagte einiges über sie aus. Sie trug eine umgekehrte Überheblichkeit zur Schau, die bekanntgab: »Ich bin mehr als die Gerätschaften, die meine mängelbehafteten Sinne benötigen.«
    Bellonda war zweifellos von der Mutter Oberin irritiert. »Warum schaust du mich auf diese Weise an?«
    Odrade, der abrupt bewußt wurde, daß ihr Beraterstab eine Schwäche aufwies, richtete ihre Aufmerksamkeit auf Tamalane. Knorpel hörte niemals auf zu wachsen, und so hatte er Tams Ohren, Nase und Kinn vergrößert. Manche Ehrwürdigen Mütter brachten dies durch metabolische Kontrolle wieder in Ordnung oder versicherten sich regulärer chirurgischer Korrekturen. Tam würde sich solchen Eitelkeiten niemals beugen. »Das ist es, was mich ausmacht. Nimm es hin oder mach dich davon!«
    Meine Ratgeber sind zu alt. Und ich ... auch ich sollte bei den Problemen, die ich auf meinen Schultern trage, jünger sein. Oh, verdammt

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