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Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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vereinige, die nichts mit dem Überleben zu tun haben. Meinst du das?«
    »Manchmal verursachst du mir Kopfschmerzen, Dar!«
    »Es ist meine Pflicht und mein Recht, dir Kopfschmerzen zu verursachen. Wenn dein Kopf keinen Schmerz mehr empfinden kann, wirst du nachlässig. Zuneigung stört dich, aber kein Haß.«
    »Ich kenne meine Mängel.«
    Du könntest auch keine Ehrwürdige Mutter sein, wenn du es nicht wüßtest.
    Das Arbeitszimmer hatte nun wieder seine vertrauten Züge angenommen, aber jetzt kannte Odrade die Quelle ihrer befremdlichen Gefühle. Sie sah in diesem Ort einen Bestandteil uralter Geschichte; sie sah ihn so, wie sie ihn vielleicht sehen würde, wenn es ihn längst nicht mehr so gab. Wie er gewiß sein würde, wenn ihr Plan erfolgreich war. Jetzt wußte sie, was sie tun mußte. Es war an der Zeit, den ersten Schritt zu enthüllen.
    Vorsichtig.
    Ja, Tar. Ich bin so vorsichtig, wie du es einst warst.
    Tam und Bell waren vielleicht alt, aber ihr Geist war scharf, wenn die Notwendigkeit es erforderte.
    Odrade richtete den Blick auf Bell. »Verhaltensweisen, Bell. Es ist typisch für uns, Gewalt nicht mit Gewalt zu begegnen.« Sie hob die Hand, um Bells Einspruch abzuwehren. »Ja, Gewalt erzeugt noch größere Gewalt, und das Pendel schwingt so lange, bis die Gewalttätigen vernichtet sind.«
    »An was denkst du?« fragte Tam.
    »Vielleicht sollten wir uns überlegen, ob wir den Stier nicht stärker hetzen sollten.«
    »Wir können es nicht wagen. Noch nicht.«
    »Aber wir wagen es doch auch, geistlos hier herumzusitzen und darauf zu warten, daß sie uns finden. Lampadas und die anderen Katastrophen, die uns getroffen haben, sagen uns doch, was passieren wird, wenn sie kommen. Wenn, nicht falls, Bell.«
    Während sie dies sagte, spürte Odrade den Abgrund unter sich – und den Alptraum-Jäger, der mit der Axt näherkam. Sie wollte in diesem Alptraum versinken, sich umdrehen, um ihren Verfolger zu erkennen, aber sie wagte es nicht. Dies war der Fehler des Kwisatz Haderach gewesen. Man sieht diese Zukunft nicht, man ruft sie hervor.
    Tamalane wollte wissen, warum Odrade dieses Thema zur Sprache gebracht hatte. »Hast du deine Meinung geändert, Dar?«
    »Unser Ghola-Teg ist zehn Jahre alt.«
    »Viel zu jung, als daß wir einen Versuch unternehmen könnten, ihm seine Originalerinnerungen zurückzugeben«, sagte Bellonda.
    »Warum haben wir Teg erschaffen, wenn nicht für Gewalttaten?« fragte Odrade. »O ja!« Dies, als Tam einen Einwand machen wollte. »Teg hat unsere Probleme nicht immer mit Gewalt gelöst. Der friedliche Bashar konnte den Feind mit vernünftigen Worten zum Aufgeben bewegen.«
    Tam sagte nachdenklich: »Aber vielleicht verhandeln die Geehrten Matres gar nicht.«
    »Es sei denn, wir können sie zu einem Extrem treiben.«
    »Ich glaube, du beabsichtigst, zu schnell vorzugehen«, sagte Bellonda. Wenn es um eine Mentaten-Addition ging, konnte man auf Bell vertrauen.
    Odrade tat einen tiefen Atemzug und schaute auf ihren Arbeitstisch. Endlich war es heraus. An diesem Morgen, als sie den Baby-Ghola aus seinem obszönen ›Tank‹ genommen hatte, hatte sie gespürt, daß dieser Augenblick ihrer harrte. Sogar da hatte sie gewußt, daß sie diesen Ghola vor seiner Zeit auf die Bewährungsprobe stellen würde. Ungeachtet der Bande des Blutes.
    Odrade langte unter den Tisch und berührte das Ruffeld. Ihre beiden Beraterinnen warteten schweigend ab. Sie wußten, daß sie etwas von Wichtigkeit sagen würde. Eine Mutter Oberin konnte sich einer Sache sicher sein – ihre Schwestern hörten mit großer Sorgfalt zu; mit einer Intensität, die jemanden, der noch introvertierter war als eine Ehrwürdige Mutter, erfreut hätte.
    »Politik«, sagte Odrade.
    Das errang ihre Aufmerksamkeit! Ein belegter Begriff. Wenn man sich mit Bene Gesserit-Politik beschäftigte, seine Kräfte zur Erlangung von Größe arrangierte, wurde man zum Gefangenen der Verantwortung. Man belud sich persönlich mit Pflichten und Entscheidungen, die einen an das Leben derjenigen banden, die von einem abhängig waren. Dies war es, was die Schwesternschaft wirklich an ihre Mutter Oberin band. Dieses eine Wort sagte den Beraterinnen und Wachhunden, daß Die-Erste-unter-Gleichen einen Entschluß gefaßt hatte.
    Sie hörten alle das leise Schlurfgeräusch, das ihnen anzeigte, daß jemand vor der Tür des Arbeitszimmers angekommen war. Odrade berührte die weiße Scheibe an der rechten Ecke ihres Tisches. Hinter ihr öffnete sich eine Tür.

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