Dune 07 - Die Jäger des Wüstenplaneten
die Erste, die mit einem knappen Nicken antwortete. »Sie sind die Mutter Befehlshaberin.«
* * *
Als Murbella am Abend in die Festung zurückgekehrt war, begab sie sich in ihr Arbeitszimmer, um Bellondas penible Vorhersagen durchzusehen, wie viel Gewürz sie mutmaßlich in den kommenden Jahren aus der entstehenden Wüste ernten konnten und wie schnell die Produktivität ansteigen würde. Die Neue Schwesternschaft hatte große Mengen an Gewürz aus ihren Lagern ausgegeben, sodass Außenstehende glaubten, sie würde noch über unerschöpfliche Vorräte verfügen. Doch ihre geheimen Bestände konnten schon in kurzer Zeit so weit schrumpfen, dass ihnen nicht mehr als der Zimtgeruch blieb. Murbella verglich die Zahlen mit dem Gewinn aus dem Soostein-Handel, der allmählich von Buzzell hereinströmte, und schließlich mit den Summen, die die Waffenschmieden von Richese verlangten.
Durch die Fenster der Festung sah sie ferne lautlose Blitze am Horizont, als hätten die Götter die Geräusche des Wetterumschwungs gedämpft. Wie zur Antwort auf ihre Gedanken kam trockener Wind auf, der an der Festung rüttelte, begleitet von lauten Donnerschlägen. Murbella ging zum Fenster und blickte auf die wirbelnden Staubzungen und die wenigen toten Blätter hinaus, die über einen Fußweg zwischen den Gebäuden getrieben wurden.
Der Sturm wurde stärker, dann schlugen plötzlich große Regentropfen klatschend gegen die Plazscheibe und hinterließen Streifen im staubigen Belag. Auf Ordensburg war das Wetter seit Jahren in Aufruhr, aber Murbella konnte sich nicht erinnern, dass die Klimakontrolle ein Gewitter über der Festung geplant hatte. Genauso wenig konnte sie sich erinnern, wann es hier das letzte Mal so heftig geregnet hatte. Der Sturm war nicht geplant.
Dort draußen tobten viele überraschend einsetzende Stürme – nicht nur der näher rückende Feind. Die mächtigsten Bastionen der Geehrten Matres hielten sich wie eiternde Geschwüre auf vielen Welten. Und es wusste immer noch niemand, woher die Geehrten Matres gekommen waren oder was sie getan hatten, um den gnadenlosen Feind aus der Reserve zu locken.
Die Menschheit hatte sich seit viel zu langer Zeit in die falsche Richtung entwickelt. Sie war blind irgendeinen Pfad entlanggestolpert – den Goldenen Pfad –, und der Schaden mochte nicht wieder gutzumachen sein. Wenn der Äußere Feind kam, standen sie womöglich alle an der Schwelle zum größten aller Stürme, der Namen wie Kralizec, Arafel, Armageddon oder Ragnarök trug – die Finsternis am Ende des Universums.
Der Regen hielt nur wenige Minuten lang an, aber der Wind heulte bis tief in die Nacht.
41
Treten unsere Feinde auf natürliche Weise auf, oder schaffen wir sie erst durch unsere Taten?
Mutter Oberin Alma Mavis Taraza,
Bene-Gesserit-Archiv,
für Akoluthen zugängliche Dokumente
Die bloße Existenz des Gholas von Leto II. war für Garimi empörend. Der kleine Tyrann! Ein Baby, das die Vernichtung der Menschheit in seinen Genen trug! Wie oft mussten sie noch an die Schande und das menschliche Versagen der Bene Gesserit erinnert werden? Warum weigerten sich ihre Schwestern, aus Fehlern zu lernen? Es war blinde Hybris und Dummheit!
Von Anfang an hatten Garimi und ihre standhaft konservativen Verbündeten gegen die Schaffung dieser historischen Gholas argumentiert, und zwar aus völlig offensichtlichen Gründen. Diese Persönlichkeiten hatten ihr Leben gelebt. Viele von ihnen hatten großen Schaden angerichtet und das Universum auf den Kopf gestellt. Leto II. – der Gottkaiser des Wüstenplaneten, der sich als der Tyrann einen Namen gemacht hatte – war bei weitem der Schlimmste gewesen.
Garimi schauderte, wenn sie nur an die unaussprechlichen Gefahren dachte, die Sheeana mit diesen Kindern heraufbeschwor. Nicht einmal Paul Atreides, der lang ersehnte Kwisatz Haderach, der sich letztlich doch als unkontrollierbar erwies, hatte so großes Leid wie Leto II. über die Menschheit gebracht. Paul hatte immerhin ein gewisses Maß an Vorsicht walten lassen, hatte sich einen Teil seiner Menschlichkeit bewahrt und sich geweigert, die schrecklichen Dinge zu tun, zu denen sein Sohn später bereit gewesen war. Muad'dib hatte zumindest den Anstand besessen, sich schuldig zu fühlen.
Aber nicht Leto II.
Der Tyrann hatte sehr schnell seine Menschlichkeit aufgegeben. Ohne Bedenken hatte er die schrecklichen Konsequenzen der Verschmelzung mit einem Sandwurm in Kauf genommen und gnadenlos wie
Weitere Kostenlose Bücher