Dune 07 - Die Jäger des Wüstenplaneten
ein Wirbelsturm eine Schneise der Vernichtung durch die Geschichte gezogen, indem er das Leben Unschuldiger wie Spreu fortgeworfen hatte. Dabei hatte er selbst gewusst, wie sehr man ihn hassen würde, als er sagte: »Ich bin notwendig, damit ihr in Zukunft nie wieder jemanden wie mich braucht.«
Und nun hatte Sheeana das kleine Monster ins Leben zurückgeholt, trotz der Gefahr, dass er noch mehr Schaden anrichtete! Doch Duncan, Teg, Sheeana und andere glaubten, dass Leto II. zum mächtigsten aller Gholas werden konnte. Zum mächtigsten? Eher zum gefährlichsten! Gegenwärtig war er nur ein einjähriges hilfloses und schwaches Baby im Kinderhort.
Er würde nie wieder so verletzlich sein.
Garimi und ihre treuen Schwestern entschieden, nicht länger zu warten. Sie hatten die moralische Verpflichtung, ihn zu vernichten.
Sie und ihre breitschultrige Gefährtin Stuka schlichen durch die schwach erleuchteten Korridore der Ithaka. Aus Rücksichtnahme auf uralte biologische Zyklen der Menschen hatte Duncan als »Kapitän« regelmäßige Phasen eingeführt, in denen die Beleuchtung gedämpft wurde, um Tag und Nacht zu simulieren. Obwohl es im Grunde nicht notwendig war, sich an einen solchen Tagesablauf zu halten, empfanden es die meisten Menschen als angenehm.
Gemeinsam huschten die beiden Frauen von einer Ecke zur nächsten und stiegen durch Röhren und Liftschächte von einem Deck zum anderen. Während sich die meisten Passagiere auf die Schlafphase vorbereiteten, betraten sie und Stuka den stillen Kinderhort neben den ausgedehnten medizinischen Einrichtungen. Der zweijährige Stilgar und der dreijährige Liet-Kynes befanden sich im Kinderschlafzimmer, während die anderen fünf Gholas von Proctoren betreut wurden. Leto II. war derzeit der einzige Säugling im Hort, doch die Axolotl-Tanks würden schon bald weitere Kinder hervorbringen.
Garimi nutzte ihre Vertrautheit mit den Schiffssystemen und konnte von der Schalttafel im Korridor aus die Überwachungskameras sabotieren. Sie wollte eine Aufzeichnung des angeblichen Verbrechens vermeiden, das sie und Stuka zu begehen im Begriff standen. Gleichzeitig war Garimi klar, dass es nicht lange ein Geheimnis bleiben würde. Viele der Ehrwürdigen Mütter waren Seherinnen. Sie würden die Mörder mit erprobten Befragungsmethoden ausfindig machen, selbst wenn sie mit sämtlichen Insassen des Schiffes sprechen mussten.
Garimis Entschluss stand fest. Auch Stuka hatte geschworen, dass sie ihr Leben opfern würde, um etwas zu tun, das richtig war. Und wenn die beiden Frauen keinen Erfolg hatten, wusste Garimi von mindestens einem Dutzend weiterer Schwestern, die jederzeit das Gleiche tun würden, wenn sie die Gelegenheit erhielten.
Sie sah ihre Freundin und Partnerin an. »Bist du bereit, es zu tun?«
Stukas großes Gesicht war zwar jung und glatt, doch es hatte den Anschein unermesslichen Alters und großer Traurigkeit. »Ich habe meinen Frieden gemacht.« Sie nahm einen tiefen Atemzug. »Ich darf mich nicht fürchten. Die Furcht tötet das Bewußtsein.« Die beiden Schwestern setzten die Litanei gemeinsam fort. Garimi hatte sie immer wieder als äußerst hilfreich empfunden.
Nachdem die Überwachung ausgeschaltet war, betraten die Frauen den Hort, wobei sie die Heimlichkeit und Lautlosigkeit an den Tag legten, die sie als Bene Gesserit beherrschten. Der kleine Leto lag in einer ständig überwachten Wiege, dem Anschein nach ein unschuldiger Säugling, der völlig menschlich wirkte. Unschuldig! Garimi schüttelte den Kopf. Wie trügerisch der Schein sein konnte!
Sie hatte Stukas Hilfe eigentlich gar nicht nötig. Es konnte nicht schwierig sein, das kleine Monstrum zu ersticken. Aber so machten sich die beiden zornigen Bene Gesserit gegenseitig Mut.
Stuka blickte auf Leto und flüsterte ihrer Gefährtin zu: »In seinem ersten Leben starb die Mutter des Tyrannen bei seiner Niederkunft, und ein Gestaltwandler versuchte die Zwillinge zu ermorden, als sie erst wenige Stunden alt waren. Ihr Vater ging blind in die Wüste hinaus und ließ die Kinder von anderen großziehen. Weder Leto noch seine Zwillingsschwester haben jemals die warme Umarmung ihrer Eltern genossen.«
Garimi warf ihr einen missbilligenden Blick zu. »Werde jetzt nicht weich«, zischte sie. »Er ist mehr als ein kleines Baby. In dieser Wiege liegt eine Bestie, kein normales Kind.«
»Aber wir wissen nicht, wann oder wo die Tleilaxu die Zellproben genommen haben, aus denen dieser Ghola erschaffen wurde. Wie
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