Dune 07 - Die Jäger des Wüstenplaneten
Ich werde hierbleiben.
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Jede Zivilisation, mag sie noch so altruistisch geprägt sein, hat ihre Mittel zur Befragung und Folterung von Gefangenen sowie ein ausgeklügeltes System zur Rechtfertigung solcher Handlungen.
Aus einem Bericht der Bene Gesserit
Obwohl er mit den anderen sieben Gholas der ersten Generation genetisch identisch war, gefiel es Waff Nummer eins nicht, so klein und schwach zu sein. Sein beschleunigt gewachsener Körper hatte in weniger als vier Jahren die Reife erlangt, aber er wollte stark genug sein, um dieser unerträglichen Gefangenschaft zu entfliehen.
Als er durch das schimmernde Kraftfeld nach draußen lugte, richtete Waff seinen Hass auf Uxtal und die Laborassistenten. Seine sieben Brüder taten dasselbe. Der Tleilaxu-Forscher benahm sich wie ein nervöser Gefängniswärter und schubste seine acht Gholas ständig herum. Alle Waffs verabscheuten ihn.
Er stellte sich vor, wie er seine Zähne in Uxtals Hals schlug und ihm das warme Blut in den Mund floss. Doch der Forscher und seine Assistenten waren inzwischen viel zu vorsichtig geworden. Die Ghola-Brüder hätten den ersten Angriff auf ihn unterlassen und auf eine Gelegenheit warten sollen, die erfolgversprechender war. Sie hatten einen taktischen Fehler begangen. Vor einem Jahr waren sie noch viel zu jung gewesen.
Uxtal, der sicher auf der anderen Seite des Kraftfelds stand, unterrichtete die acht Gholas regelmäßig über seinen Großen Glauben und implizierte, dass alle ursprünglichen Tleilaxu Verbrecher und Ketzer gewesen waren. Trotzdem erkannten alle Waffs, dass er etwas von ihnen erwartete, etwas sehr Wichtiges. Sie waren klug genug, um zu wissen, dass sie nur Figuren in einem Schachspiel waren.
Die runzlige Geehrte Mater Ingva sprach mit Uxtal häufig über Melange, als würde sie nicht daran denken – oder als wäre es ihr gleichgültig –, dass die Waffs sie verstehen konnten. Sie verlangte zu wissen, wann die Kinder ihre Geheimnisse offenbaren würden.
Waff war sich nicht bewusst, dass er Geheimnisse hatte. Er konnte sich an keine erinnern.
»Sie spiegeln und imitieren sich gegenseitig«, sagte Uxtal zu Ingva. »Ich habe gehört, wie sie simultan gesprochen haben, mit den gleichen Lauten und Bewegungen. Die anderen Ghola-Gruppen wachsen noch schneller heran, wie es scheint.«
»Wann können wir endlich anfangen?« Ingva hielt sich in seiner Nähe, was den kleinwüchsigen Forscher veranlasste, sich zu winden. »Ich würde nicht zögern, dich mit einer Drohung – oder einer Verlockung – zu motivieren, mit einer sexuellen Erfahrung, die du dir in deinen kühnsten Phantasien nicht vorstellen kannst.«
Uxtal schien noch kleiner zu werden und antwortete mit ängstlich zitternder Stimme. »Ja, diese acht sind jetzt bereit. Wir müssen nicht länger warten.«
»Sie sind entbehrlich«, sagte Ingva.
»Nicht unbedingt entbehrlich. Die nächste Generation ist sechs Monate jünger, und die anderen haben die Tanks vor noch kürzerer Zeit verlassen. Insgesamt vierundzwanzig, von unterschiedlichem Alter. Aber selbst wenn wir gezwungen sind, alle acht aus dieser Brut zu töten, werden uns bald andere zur Verfügung stehen. Wir können es immer und immer wieder versuchen.« Er schluckte. »Wir müssen mit einer gewissen Fehlerquote rechnen.«
»Nein, das müssen wir nicht.« Ingva schaltete das Kraftfeld ab und leckte sich die Lippen. Sie und Uxtal betraten die gesicherte Kammer, während die Laborassistenten draußen Wache hielten. Die acht Gholas drängten sich zusammen und wichen zurück. Bis jetzt hatten sie nicht gewusst, dass es so viele weitere Waff-Gholas anderswo im großen Laborgebäude gab.
Uxtal schenkte den Kindern ein aufmunterndes Lächeln, das keiner der Waffs als glaubwürdig empfand. »Folgt uns. Wir müssen euch etwas zeigen.«
»Und wenn wir uns weigern?«, gab Waff Drei zurück.
Ingva kicherte. »Dann werden wir euch hinbringen – bewusstlos, wenn es sein muss.«
Uxtal wand sich schmeichlerisch. »Ihr werdet erfahren, warum ihr hier seid, warum wir euch geschaffen haben, und was wir von euch haben wollen.«
Waff Eins zögerte und blickte sich zu seinen identischen Brüdern um. Es war eine Versuchung, der sie nicht widerstehen konnten. Obwohl sie Zwangsunterricht erhalten hatten, Hintergrundwissen, das die Grundlage für etwas Unerklärliches sein sollte, wollten die Gholas mehr wissen und verstehen.
»Ich werde gehen«, sagte Waff Eins. Er nahm sogar Uxtals Hand und benahm sich wie ein
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