Dune 07 - Die Jäger des Wüstenplaneten
melden. Sie haben ... einen Bedarf.«
»Einen Bedarf? « Der Rabbi runzelte die buschigen Augenbrauen und schob sich die Brille hoch.
»Die Freiwilligen werden sich einem bestimmten Verfahren unterziehen. Sie werden zu Axolotl-Tanks, zu Behältnissen, in denen die Kinder ausgetragen werden, die sie für unser Überleben für nötig halten.«
Der Rabbi sah sie empört und wütend an. »Das ist eindeutig das Werk des Bösen!«
»Ist es auch das Werk des Bösen, wenn es uns alle rettet?«
»Ja! Es spielt keine Rolle, welche Vorwände die Hexen liefern.«
»Da bin ich anderer Meinung, Rabbi. Ich glaube, es ist das Werk Gottes. Wenn wir das Rüstzeug für unser Überleben erhalten, muss es doch Gottes Wille sein, dass wir überleben. Das Böse hingegen täuscht uns, indem es die Saat der Furcht und des Misstrauens sät.«
Wie sie erwartet hatte, reagierte er entrüstet. Er blähte die Nasenflügel. »Willst du damit sagen, dass ich dem Bösen folge?«
Ihr Gegenschlag kam so heftig, dass es ihn umhaute. »Ich will damit sagen, dass ich beschlossen habe, mich freiwillig zu melden. Ich werde zu einem dieser Gebärmuttertanks. Mein Körper wird zu einem Behältnis, aus dem Gholas geboren werden können.« Mit sanfterer Stimme und freundlicheren Worten fuhr sie fort. »Ich vertraue darauf, dass du dich um die Kinder kümmerst, die ich zur Welt bringen werde, und ihnen die Hilfe und den Rat zukommen lässt, den sie brauchen. Sei ihnen ein guter Lehrer.«
Der Rabbi war entsetzt. »Das ... das kannst du nicht tun, mein Kind! Ich verbiete es dir.«
»Es ist Pessach, Rabbi. Denk an das Blut des Lamms am Türpfosten.«
»Das war nur zu den Zeiten von Salomos Tempel in Jerusalem gestattet. Überall sonst ist es seither verboten.«
»Ich bin zwar alles andere als makellos, aber es mag dennoch genügen.« Sie blieb ganz ruhig. Der Rabbi jedoch bebte.
»Das ist eine Torheit! Das ist Hochmut! Die Hexen haben dich in ihre Falle gelockt. Du musst mit mir beten ...«
»Mein Entschluss steht fest, Rabbi. Ich habe eingesehen, dass es sein muss. Die Bene Gesserit werden ihre Tanks bekommen. Sie werden ihre Freiwilligen finden. Denk an all die anderen Frauen an Bord, die viel jünger und kräftiger sind als ich. Sie haben ihr ganzes Leben noch vor sich, wohingegen ich zahllose Leben im Kopf mit mir trage. Das ist mehr als genug für einen einzelnen Menschen, und ich bin damit zufrieden. Indem ich mich selbst anbiete, rette ich andere.«
»Du wirst verflucht sein!« Seine heisere Stimme schnappte über, bevor sie sich zu einem Schrei erheben konnte. Sie fragte sich, ob er sie verstoßen würde, künftig nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte. Doch dazu war der Rabbi gegenwärtig zu entsetzt über das, was sie ihm erzählt hatte.
»Wie du nicht müde wirst, mich zu erinnern, Rabbi, trage ich bereits Millionen in mir. In all meinen Vergangenheiten waren viele von ihnen fromme Juden. Andere folgten ihrem eigenen Gewissen. Aber täusche dich nicht: es ist ein Preis, den ich bereitwillig bezahle. Es ist ein ehrenwerter Preis. Sieh es nicht so, dass du mich verlierst – denk vielmehr an die junge Frau, die ich damit rette.«
Er versuchte, nach dem letzten Strohhalm zu greifen. »Du bist zu alt. Du bist aus dem gebärfähigen Alter heraus.«
»Mein Körper dient nur als Brutkasten, meine Eierstöcke werden nicht benötigt. Sie haben mich bereits getestet. Die Schwestern haben mir versichert, dass ich geeignet bin.« Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. Sie wusste, wie viel sie ihm bedeutete. »Du warst früher Suk-Arzt. Ich vertraue den Ärzten der Bene Gesserit, aber ich hätte ein besseres Gefühl, wenn ich wüsste, dass auch du auf mich aufpassen wirst.«
»Ich ... ich ...«
Sie ging zum Ausgang der Synagoge und schenkte ihm noch ein letztes Lächeln. »Ich danke dir, Rabbi.« Dann verschwand sie, ehe er seine Gedanken ordnen und weiter mit ihr streiten konnte.
23
Für das liebevolle Auge kann selbst eine Missgeburt ein hübsches Kind sein.
Missionaria Protectiva,
aus dem Azhar-Buch übernommen
Monatelang arbeitete Uxtal unter den strengen, wachsamen Blicken der Geehrten Matres daran, den Axolotl-Tank zu überwachen und sich gleichzeitig um die Schmerzlabors zu kümmern. Seine Bemühungen, jene, die ihn beherrschten, zufrieden zu stellen, laugten ihn immer mehr aus.
Khrone hatte ihn im vergangenen halben Jahr zwei Besuche abgestattet (zwei, von denen er wusste, aber ein Gestaltwandler konnte schließlich
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